Im Walde wohnt mein Leid, ich darf es niemand klagen, zum Walde muß ich´s tragen, zur tiefsten Einsamkeit. Kommt je in künftiger Zeit, ein Mensch zu jenen Gründen, im Walde kann er finden mein scheues Herzeleid. Sieht er im Walde weit, recht einsam und verschwiegen, die tiefsten Schatten liegen, das ist mein finstres Leid.
Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein,Bei einer Frau Wirtin, da kehrten sie ein:"Frau Wirtin, hat Sie gut Bier und Wein?Wo hat Sie Ihr schönes Töchterlein?""Mein Bier und Wein ist frisch und klar.Mein Töchterlein liegt auf der Totenbahr´."Und als sie traten zur Kammer hinein,Da lag sie in einem schwarzen Schrein.Der erste, der schlug den Schleier zurückUnd schaute sie an mit traurigem Blick:"Ach, lebtest du noch, du schöne Maid!Ich würde dich lieben von ´dieser Zeit."Der zweite deckte den Schleier zuUnd kehrte sich ab und weinte dazu:"Adi, daß du liegst auf der Totenbahr´!Ich hab´ diich geliebet so manches Jahr."Der dritte hüb ihn wieder sogleichUnd küßte sie an den Mund so bleich:"Dich liebt´ ich immer, dich lieb´ ich noch heut Und werde dich lieben in Ewigkeit."
Was steht der nord´schen Fechter ScharHoch auf des Meeres Bord?Was will in seinem grauen HaarDer blinde König dort?Er ruft, in bittrem HarmeAuf seinen Stab gelehnt,Daß überm MeeresarmeDas Eiland widertönt:"Gib, Räuber, aus dem FelsverließDie Tochter mir zurück!Ihr Harfenspiel, ihr Lied, so süß,War meines Alters Glück.Vom Tanz auf grünem StrandeHast du sie weggeraubt;Dir ist es ewig Schande,Mir beugt´s das graue Haupt."Da trifft aus seiner Kluft hervorDer Räuber, groß und wild,Er schwingt sein Hünenschwert emporUnd schlägt an seinen Schild:"Du hast ja viele Wächter,Warum denn litten´s die?Dir dient so mancher Fechter,Und keiner kämpft um sie?"Noch stehn die Fechter alle stumm,Tritt keiner aus den Reihn,Der blinde König kehrt sich um:"Bin ich denn ganz allein?"Da faßt des Vaters RechteSein junger Sohn so warm:"Vergönn´ mir´s, daß ich fechte!Wohl fühl´ ich Kraft im Arm.""O Sohn, der Feind ist riesenstark,Ihm hielt noch keiner stand;Und doch, in dir ist edles Mark -Ich fühl´s am Druck der Hand.Nimm hin die alte Klinge!Sie ist der Skalden Preis.Und fällst du, so verschlingeDie Flut mich armen Greis!"Und horch! es schäumet und es rauschtDer Nachen übers Meer;Der blinde König steht und lauscht,Und alles schweigt umher,Bis drüben sich erhobenDer Schild´ und Schwerter SchallUnd Kampfgeschrei und TobenUnd dumpfer Widerhall.Da ruft der Greis so freudig bang:"Sagt an, was ihr erschaut!Mein Schwert, ich kenn´s am guten KlangEs gab so scharfen Laut.""Der Räuber ist gefallen,Er hat den blut´gen Lohn.Heil dir, du Held vor allen,Du starker Königssohn!"Und wieder wird es still umher,Der König steht und lauscht:"Was hör´ ich kommen übers Meer?Es rudert und es rauscht.""Sie kommen angefahren,Dein Sohn mit Schwert und Schild,In sonnehellen HaarenDein Töchterlein Gunild.""Willkommen!" ruft vom hohen SteinDer blinde Greis hinab,"Nun wird mein Alter wonnig seinUnd ehrenvoll mein Grab.Du legst mir, Sohn, zur SeiteDas Schwert von gutem Klang;Gunilde, du Befreite,Singst mir den Grabgesang.
So soll ich dich nun meiden,Du meines Lebens Lust!Du küssest mich zum Scheiden,Ich drücke dich an die Brust.Ach Liebchen! Heißt das meiden,Wenn man sich herzt und küßt?Ach Liebchen! Heißt das scheiden,Wenn man sich fest umschließt?