Wolken seh´ ich abendwärtsGanz in reinste Glut getaucht,Wolken ganz in Licht zerhaucht,Die so schwül gedunkelt hatten.Ja, mir sagt mein ahnend Herz:Einst noch werden, ob auch spät,Wenn die Sonne untergeht,Mir verklärt der Seele Schatten.
Die linden Lüfte sind erwacht,sie säuseln und wehen Tag und Nacht,sie schaffen an allen Enden.O frischer Duft, o neuer Klang!Nun, armes Herze, sei nicht bang!Nun muß sich alles, alles wenden.Die Welt wird schöner mit jedem Tag,man weiß nicht, was noch werden mag,das Blühen will nicht enden.Es blüht das fernste, tiefste Tal:nun, armes Herz, vergiß der Qual!Nun muß sich alles, alles wenden!
Bei einem Wirte wundermildDa war ich jüngst zu Gaste.Ein goldner Apfel war sein SchildAn einem langen Aste.Es war der gute ApfelbaumBei dem ich eingekehretMit süßer Kost und frischem SchaumHat er mich wohl genähret.Es kamen in sein grünes HausViel leichtbeschwingte GästeSie sprangen frei und hielten SchmausUnd sangen auf das Beste.Ich fand ein Bett in süßer RuhAuf weichen, grünen MattenDer Wirt er deckte selbst mich zuMit seinem kühlen Schatten.Nun fragt ich nach der Schuldigkeit.Da schüttelt er den WipfelGesegnet sei er allezeitvon der Wurzel bis zum Gipfel.
Wenn du auf diesem LeichensteineVerschlungen siehest Hand in Hand,Das zeugt von irdischem Vereine,Der innig, aber kurz, bestand,Es zeugt von einer Abschiedstunde,Wo Hand aus Hand sich schmerzlich rang,Von einem heil´gen Seelenbunde,Von einem himmlischen Empfang.
Das ist der Tag des Herrn!Ich bin allein auf weiter Flur;Noch eine Morgenglocke nur!Nun Stille nah und fern!Anbetend knie ich hier!O süßes Grau´n, geheimes Weh´n!Als knieten viele ungeseh´nUnd beteten mit mir!Der Himmel nah und fern,Er ist so klar, so feierlich,So ganz als wollt´ er öffnen sich!Das ist der Tag des Herrn!
So hab ich nun die Stadt verlassen,Wo ich gelebet lange Zeit;Ich ziehe rüstig meiner Straßen,Es gibt mir niemand das Geleit. Man hat mir nicht den Rock zerrissenEs wär auch schade für das Kleid!Noch in die Wange mich gebissenVor übergroßem Herzeleid.Auch keinem hat´s den Schlaf vertrieben.Daß ich am Morgen weitergeh;Sie konnten´s halten nach Belieben,Von einer aber tut mir´s weh.
Wann im letzten AbendstrahlGoldne Wolkenberge steigenUnd wie Alpen sich erzeigen,Frag´ ich oft mit Thränen:Liegt wohl zwischen jenenMein ersehntes Ruhethal?
Da fliegt, als wir im Felde gehen, ein Sommerfaden über Land, ein leicht und licht Gespinst der Feen, und knüpft von mir zu dir ein Band. Ich nehm ihn für ein günstig Zeichen, ein Zeichen, wie die Lieb es braucht. O Hoffnungen der Hoffnungsreichen, aus Duft gewebt, von Luft zerhaucht!
Ein trüber Wintermorgen war´s,Als wollt´ es gar nicht tagen,Und eine dumpfe Glocke wardIm Nebel angeschlagen.Und als die dumpfe Glocke bald,Die einzige, verklungen,Da ward ein heisres Grabeslied,Ein einz´ger Vers gesungen.Es war ein armer, alter Mann,Der lang gewankt am Stabe,Trüb, klanglos, wie sein Lebensweg,So war sein Weg zum Grabe.Nun höret er in lichten HöhnDer Engel Chöre singenUnd einen schönen, vollen KlangDurch alle Welten schwingen.