Solche Düfte sind mein Leben, Die verscheuchen all mein Leid: Blühen auf dem Berg die Reben, Blüht im Thale das Getreid. Donnern werden bald die Tennen, Bald die Mühlen rauschend gehn, Und wenn die sich müde rennen, Werden sich die Keltern dehn. Gute Wirtin vieler Zecher! So gefällt mir´s flink und frisch; Kommst du mit dem Wein im Becher, Liegt das Brot schon auf den Tisch.
An jedem Abend geh´ ich ausHinauf den Wiesensteg.Sie schaut aus ihrem Gartenhaus,Es stehet hart am Weg.Wir haben uns noch nie bestellt,Es ist nur so der Lauf der Welt.Ich weiß nicht, wie es so geschah,Seit lange küß´ ich sie,Ich bitte nicht, sie sagt nicht: ja!Doch sagt sie: nein! auch nie.Wenn Lippe gern auf Lippe ruht,Wir hindern´s nicht, uns dünkt es gut.Das Lüftchen mit der Rose spielt,Es fragt nicht: hast mich lieb?Das Röschen sich am Taue kühlt,Es sagt nicht lange: gib!Ich liebe sie, sie liebet mich,Doch keines sagt: ich liebe dich!
Sie: Guckst du mir denn immer nach,wo du mich findest?Nimm dein Äuglein doch in acht,daß du nicht erblindest!Er: Gucktest du nicht stets herum,würdest mich nicht sehen,nimm dein Hälschen doch in acht!Wirst es noch verdrehen.
Ich hatt´ einen Kameraden,Einen bessern find´st du nit.Die Trommel schlug zum Streite,Er ging an meiner SeiteIn gleichem Schritt und Tritt.Eine Kugel kam geflogen,Gilt sie mir oder gilt sie dir?Ihn hat sie weggerissen,Er liegt mir vor den Füßen,Als wär´s ein Stück von mir.Will mir die Hand noch reichen,Derweil ich eben lad.Kann dir die Hand nicht geben,Bleib du im ew´gen LebenMein guter Kamerad!
Da fliegt, als wir im Felde gehen, ein Sommerfaden über Land, ein leicht und licht Gespinst der Feen, und knüpft von mir zu dir ein Band. Ich nehm ihn für ein günstig Zeichen, ein Zeichen, wie die Lieb es braucht. O Hoffnungen der Hoffnungsreichen, aus Duft gewebt, von Luft zerhaucht!
Es stand in alten Zeiten ein Schloß, so hoch und hehr,Weit glänzt´ es über die Lande bis an das blaue Meer,Und rings von duft´gen Gärten ein blütenreicher Kranz,Drin sprangen frische Brunnen in Regenbogenglanz. Dort saß ein stolzer König, an Land und Siegen reich,Er saß auf seinem Throne so finster und so bleich;Denn was er sinnt, ist Schrecken, und was er blickt, ist Wut,Und was er spricht, ist Geißel, und was er schreibt, ist Blut.Einst zog nach diesem Schlosse ein edles Sängerpaar,Der ein´ in goldnen Locken, der andre grau von Haar;Der Alte mit der Harfe, der saß auf schmuckem Roß,Es schritt ihm frisch zur Seite der blühende Genoß.Der Alte sprach zum Jungen: "Nun sei bereit, mein Sohn!Denk unsrer tiefsten Lieder, stimm an den vollsten Ton!Nimm alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz!Es gilt uns heut, zu rühren des Königs steinern Herz."Schon stehn die beiden Sänger im hohen Säulensaal,Und auf dem Throne sitzen der König und sein Gemahl;Der König furchtbar prächtig, wie blut´ger Nordlichtschein,Die Königin süß und milde, als blickte Vollmond drein.Da schlug der Greis die Saiten, er schlug sie wundervoll,Daß reicher, immer reicher der Klang zum Ohre schwoll,Dann strömte himmlisch helle des Jünglings Stimme vor,Des Alten Sang dazwischen wie dumpfer Geisterchor.Sie singen von Lenz und Liebe, von sel´ger goldner Zeit,Von Freiheit, Männerwürde, von Treu und Heiligkeit;Sie singen von allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt,Sie singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt.Die Höflingsschar im Kreise verlernet jeden Spott,Des Königs trotz´ge Krieger, sie beugen sich vor Gott,Die Königin, zerflossen in Wehmut und in Lust,Sie wirft den Sängern nieder die Rose von ihrer Brust."Ihr habt mein Volk verführet; verlockt ihr nun mein Weib?"Der König schreit es wütend, er bebt am ganzen Leib,Er wirft sein Schwert, das blitzend des Jünglings Brust durchdringt,Draus statt der goldnen Lieder ein Blutstrahl hoch aufspringt.Und wie vom Sturm zerstoben ist all der Hörer Schwarm.Der Jüngling hat verröchelt in seines Meisters Arm,Der schlägt um ihn den Mantel und setzt ihn auf das Roß,Er bind´t ihn aufrecht feste, verläßt mit ihm das Schloß.Doch vor dem hohen Tore, da hält der Sängergreis,Da faßt er seine Harfe, sie, aller Harfen Preis,An einer Marmorsäule, da hat er sie zerschellt,Dann ruft er, daß es schaurig durch Schloß und Gärten gellt:"Weh euch, ihr stolzen Hallen! Nie töne süßer KlangDurch eure Räume wieder, nie Saite noch Gesang,Nein! Seufzer nur und Stöhnen und scheuer Sklavenschritt,Bis euch zu Schutt und Moder der Rachegeist zertritt!Weh euch, ihr duft´gen Gärten im holden Maienlicht!Euch zeig ich dieses Toten entstelltes Angesicht,Daß ihr darob verdorret, daß jeder Quell versiegt,Daß ihr in künft´gen Tagen versteint, verödet liegt.Weh dir, verruchter Mörder! du Fluch des Sängertums!Umsonst sei all dein Ringen nach Kränzen blut´gen Ruhms!Dein Name sei vergessen, in ew´ge Nacht getaucht,Sei wie ein letztes Röcheln in leere Luft verhaucht!"Der Alte hat´s gerufen, der Himmel hat´s gehört.Die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerstört,Noch eine hohe Säule zeugt von verschwundner Pracht,Auch diese, schon geborsten, kann stürzen über Nacht.Und rings statt duft´ger Gärten ein ödes Heideland,Kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand,Des Königs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch;Versunken und vergessen! Das ist des Sängers Fluch.
Der Dienst der Freiheit ist ein strenger Dienst,Er trägt nicht Gold, er trägt nicht Fürstengunst,Er bringt Verbannung, Hunger, Schmach und Tod;Und doch ist dieser Dienst der höchste Dienst,Ihm haben unsre Väter sich geweiht,Ihm hab´ auch ich mein Leben angelobt,Er hat mich viel gemühet, nie gereut.
Singe, wem Gesang gegeben,In dem deutschen Dichterwald!Das ist Freude, das ist Leben,Wenn´s von allen Zweigen schallt. Nicht an wenig stolze NamenIst die Liederkunst gebannt;Ausgestreut ist der SamenÜber alles deutsche Land.Deines vollen Herzens Triebe,Gib sie keck im Klange frei!Säuselnd wandle deine Liebe,Donnernd uns dein Zorn vorbei!Singst du nicht dein ganzes Leben,Sing doch in der Jugend Drang!Nur im Blütemond erhebenNachtigallen ihren Sang.Kann man´s nicht in Bücher binden,Was die Stunden dir verleihn:Gib ein fliegend Blatt den Winden!Muntre Jugend hascht es ein.Fahret wohl, geheime Kunden,Nekromantik, Alchimie!Formeln hält uns nicht gebunden:Unsre Kunst heißt Poesie.Heilig achten wir die Geister,Aber Namen sind uns Dunst;Würdig ehren wir die Meister,Aber frei ist uns die Kunst!Nicht in kalten Marmorsteinen,Nicht in Tempeln, dumpf und tot:In den frischen EichenhainenWebt und rauscht der deutsche Gott.
Wenn du auf diesem LeichensteineVerschlungen siehest Hand in Hand,Das zeugt von irdischem Vereine,Der innig, aber kurz, bestand,Es zeugt von einer Abschiedstunde,Wo Hand aus Hand sich schmerzlich rang,Von einem heil´gen Seelenbunde,Von einem himmlischen Empfang.