Öffnest deine warmen braunenSonnenaugen auf das meine,Suchst darin mit Kinderstaunen,Wie ich´s heute mit dir meine.Ob den Stock zum Wurf ich schwenke,Daß du flinken Sprungs ihn bringest,Ob du bettelnd mich bezwingest,Daß ich dir den Zucker schenke.Ob die Hand ich zu dir neige,Und die Schelmenohren kraue,Ob ich nach dem Schatten steigeOder hin zur Sonnenaue.Gläubig hoffst du, daß ich wähle,Was für dich am besten taugt,Heilig strahlt´s aus deiner SeeleDurch ein glaubenstarkes Auge.Ach, mein Freund, auch ich, ich blickeAuf zu fremden Augensternen.Mir und dir wehn die GeschickeAus den gleichen Himmelsfernen.
Das Tal ist ertrunken in Nacht,Die taglang Mühsal vollbracht.Nur des Bergbachs Schwellen und DämpfenMahnt an das zeitlose Ringen und KämpfenDer Lebensschlacht.Ein einziger bebender Schimmer durchbrichtDas Dunkel. Ist es ein Totenlicht?Ist es ein Grüßen der Erde hinaufZu den Geschwistern im Sternenlauf?Oder ein Hoffen des Ewig-Blinden,Oben erlösende Wahrheit zu finden?Rings um die Seele ist Nacht,Drin ist ein Funken entfacht,Möchte die Finsternis siegreich zerstreuen,Über erloschenen Sternen die neuen,Schlackenbefreiten mit Macht entzündenUnd ob der Seele zum Himmel ründen.
Drück´ mir du die Augen zu,Wenn sie einst erblinden,Denn sie werden sich zur RuhNicht von selber finden.Werden starren unverwandtIn des Lichtes Fließen;Keine wird wie deine HandSie so linde schließen.
Unter einer Trauerweide,Vor dem Tor im SternenscheinFlüstern, von der Mailuft trunken,In ihr süßes Glück versunken,Junggesell´ und Mägdelein.Unterm Gras ruht ein Vergess´ner,Von den Wurzeln treu bewacht.Ruhig schaun die tiefen, dunklenAugenhöhlen in das FunkelnEiner seligen Liebesnacht.Was verstummt das traute Lispeln?Kam ein Schauder jenen Zwei´n,Daß auf einem Grab sie küssen,In der Jugend Vollgenüssen,In dem Kreis des Todes sei´n?
Vom Sommerhauch berührt schwankt leis das Korn,Wie Beter, gottergeben, stehn die Ähren.Ich hör´ von ferne Dengelhammerschlag,Das goldne Wogen wird nicht lange währen.Hier hat der Tod in jedem Halm gehaust,Sie selber, die des Lebens Keime bergen,Die Körner, sind im Sonnenbrand erstarrtUnd gleichen goldumwundnen kleinen Särgen.Tot bist du, Korn, doch welch ein tröstlich Bild!Wer möcht´ sich nicht wie du zur Ruhe legen:Als eine wohlgereifte Garbe, schwerVon Lebensbrot und von der Arbeit Segen.
Eine Fichte ragt im GartenTräumerisch am alten Tor;In der Äste Dunkel rankt sichHeimlich wilder Wein empor.Keinem Auge ist er sichtbar,Kleidet ihn des Sommers Grün:In der Herbstluft fängt die FichteAn wie Moses´ Busch zu glühn.Aus den Ästen hoch zum WipfelEine Purpurflamme schlägt,Eine helle Freudenfackel.Brennt die Krone windbewegt.So loht aus der Seele Dunkel,Wenn die rechte Stunde kam,Keiner weiß, von wem entzündet,Die Begeisterung wundersam.
Es stehen zwei WetterwändeÜber dem Tal,Es fallen die FeuerbrändeStrahl um Strahl.Sie fallen in reifender ÄhrenWogendes GoldSie sengen und verzehrenIm Höllensold.Auf stehen die Völkerheere –Fiel nicht ein Schuß?´s treibt einer auf dunkler FähreÜber den roten Fluß.
Treibende Blätter im Wind,Spielzeug der Lüfte wir sind.Wo wir einst liegen in Orten und Zeiten,Wo wir verwesen, hat nichts zu bedeuten;Da wo wir saßen am Lebensbaum,Hofft eine Knospe im Frühlingstraum.
Ich hab´ ob meinem Lebensbuch gewacht.Die Richter kamen durch die Regennacht,Ein Zug von Schatten, alle mir bekannt,Ein jeder trug ein Herz in seiner Hand,Die waren, wie von Klingenhieben wund,Und jede Wunde war ein glüh´nder MundUnd redete in weichem Ton mich an:»Du hast mir einmal leid und weh getan.«Hier war´s ein rasches Tun, ein zürnend Gehn,Ein Unterlassen und ein barsches Wort,Ein früh Vergessen und ein Übersehn,Liebreiches Nahen und ein Mißverstehn,Abwehrende Gebärde, spitzer Hohn –Es war mir alles längst verblichen schon.So kamen sie und schwanden allgemach,Der letzte sprach: »Nun wach´ und denke nach!Mir ging´s nicht besser, als ich schlummerlosEinst meine Rechnung mit dem Leben schloß.Hat man genug gekämpft, geliebt genug,Fühlt man jedwede Wunde, die man schlug!«
Nicht entsagen!Sondern wagenUnd ins Leben keck hinein!Nicht an sonn´gen ErdentagenSich mit müß´gen JenseitsfragenQuälen und Asketenpein!