Willst du die Leiden dieser Erde,Der Menschheit Jammer ganz versteh´n,Mußt du mit scheuer GramgebärdeEin Kind im stillen weinen seh´n;Ein Kind, das eben fortgewichenAus fröhlicher Gespielen KreisUnd nun, vom ersten Schmerz beschlichen,In Tränen ausbricht, stumm und heiß.Du weißt nicht, was das kleine WesenSo rauh und plötzlich angefaßt –Doch ist´s in seinem Blick zu lesen,Wie es schon fühlt des Daseins Last.Wie es sich bang und immer bängerZurück schon in sein Innres zieht,Weil es Bedränger auf BedrängerMit leisem Schaudern kommen sieht.Willst du die Leiden dieser Erde,Der Menschheit Jammer ganz versteh´n:Mußt du mit scheuer GramgebärdeEin Kind im stillen weinen seh´n.
Ich kenne einen Menschen, der als Anachoret,Wie einst die heil´gen Büßer, auf hoher Säule steht.Im Sommer brennt hernieden versengend heißer Strahl,Im Winter muß er dulden des Frostes starre Qual.Der Glieder freies Regen, es ist ihm, ach, verwehrt;Von ferne muß er schauen, was tief sein Herz begehrt.Stumm geht die Welt vorüber und reicht ihm kühl hinan,Was seine Pein verlängern, doch sie nicht lindern kann.So steht er viele Jahre – gern stürzt´ er sich hinab,Doch schaudert ihm noch immer vorm Sprung ins tiefe Grab.Man wird ihn seh´n dort oben, bis einst sein Hauch entwich:Die Säule ist das Leben – der Mensch jedoch bin ich.
Das aber ist des Alters Schöne,daß es die Saiten reiner stimmt,daß es der Lust die grellen Töne,dem Schmerz den herbsten Stachel nimmt.Ermessen läßt sich und verstehendie eigne mit der fremden Schuld,und wie auch rings die Dinge gehen,du lernst dich fassen in Geduld.Die Ruhe kommt erfüllten Strebens,es schwindet des verfehlten Pein -und also wird der Rest des Lebensein sanftes Rückerinnern sein.
Weh´ dem, der da sein eignes Tun zu richtenBegonnen hat! Dann zählt er zu den KrankenUnd schaudernd fühlt er keimen den Gedanken:Sich selbst erkennen, heißt sich selbst vernichten.Denn auf sein Wesen muß er stumm verzichten,Und wie die liebsten Hoffnungen ihm sanken,Lebt er dahin in haltlos ödem SchwankenUnd wünscht den Tod herbei, die Qual zu schlichten.Darum frohlockt nicht so beim Weiterschreiten!Das Dasein ist ein großes Sichbesinnen –Und ein Erkennen jeder Sieg im Streiten.Die Menschheit wird sich selber nicht entrinnen,Denn ob sie scheinbar auch nach außen leiten:Die Fäden führen doch zuletzt nach innen.