Der stille Teich von dunklem Schilf umflüstertund alten überwachsnen Stämmen die seltsam rauschenerglüht im sinkenden Abend. Leise flirrtsein tiefer brauner Kelch im Nachtwind und umspültder schlanken Gondel goldgezierten Bugdie schwer mit Tang und trüber Flut gefülltauf weichen Ufermoosen schaukelt woder schmale Kiesweg grün umwuchertin fernes Dunkel taucht. Verschlafen gleitenim Wellenrieseln weiße Wasserrosenan dünnen schwanken Stengeln hin und strahlenin blassem Feuer groß aus braunen Schatten dievon breiten Buchenkronen sinken undder satte Abendhimmel überströmtvon Purpurwolken flimmert durchs Gewirrder Äste schwer und brennend wie ein Schachtmit funkelnden Juwelen übersät.
Was waren Frauen anders dir als Spiel,Der du dich bettetest in soviel Liebesstunden:Du hast nie andres als ein Stück von dir gefunden,Und niemals fand dein Suchen sich das Ziel.Du strebtest, dich im Hellen zu befreien,Und wolltest untergeh´n in wolkig trüber Flut –Und lagst nur hilflos angeschmiedet in den ReihenDer Schmachtenden, gekettet an dein Blut.Du stiegst, dein Leben höher aufzutürmen,In fremde Seelen, wenn dich eigne Kraft verließ,Und sahst erschauernd deinen Dämon dich umstürmen,Wenn deinen dünnen Traum der Tag durchstieß.
Dein Stern erglänzt in Auferstehungsfrühen,Dein Schicksal treibt, als Opfer sich zu spenden,Durstige Flamme, kühn, sich zu verschwenden,Wie Laubgerinnsel, die im Herbstwald sich verglühen.In Fernen sind die Hölzer schon geschichtet,Den Leib zu neuer Weihe zu empfangen –Und schwellend ist, um das die Wimpel deiner Träume hangen,Das Brautbett deiner letzten Sehnsucht aufgerichtet.
Tag will herauf.Nacht wehrt nicht mehr dem Licht.O Morgenwinde,die den Geist in ungestüme Meere treiben!Schon brechen Vorstadtbahnenfauchend in den GartenDer Frühe. Bald sind Straßen, Brückenwieder von Gewühl und Lärm versperrt –O jetzt ins Stille flüchten! Eng im Zug der Weiber,der sich übern Treppengang zur Messe zerrt,In Kirchenwinkel knien!O, alles von sich tun, und nur in Demutauf das Wunder der Verheißung warten!O Nacht der Kathedralen!Inbrunst eingelernter Kinderworte!Gestammel unverstandner Litanein, indes die Seelenin die Sanftmut alter Heiligenbilder schauen ...O Engelsgruß der Gnade ...ungekannt im Chor der Gläubigen stehnund harren, daß die PforteAufspringe, und ein Schein uns krönewie vom Haar von unsrer lieben Frauen.
Schwer glitt der Kahn. Die Silberweiden hingenschauernd zur Flut. Und bebend glitt der Kahn.Und deine Worte fremd und klanglos fielenwie blasse Mandelblüten leicht und leuchtendzum Fluß aus dessen schwankem Grunde spiegelnddie hellen Wiesen lockten und der Himmelund allen Lebens traumhaft Bild indesvom flirrenden Geäst durchsungner Kronender Abend in Rubinenfeuern sprühendsich golden in die lauen Wolken schwang.Und deine Worte sanken mit dem Rauschenerglühter Wasser und dem süßen Takttropfender Ruder fremd und schwer zusammenin eine dunkle Weise hingeschleiftvom matten Licht der Dämmerung die schon feuchtdie Wiesen überrann ein Kinderliedaus Spiel und Traum gefügt das weich wie Flaumblaßroter Wölkchen durch den bebenden Glanzder Wasser ging und still im Abend losch.
In Kapellen mit schrägen Gewölben, zerfallnen Verließen und Scheiben flammrot wie Mohn und wie Perlen grün und Marmoraltären über verwitterten Fliesen sah ich die Nächte wie goldne Gewässer verblühn:der schlaffe Rauch zerstäubt aus geschwungnen Fialen hing noch wie Nebel schwankend in starrender Luft, auf Scharlachgewirken die bernsteinschillernden Schalen schwammen wie Meergrundwunder im bläulichen Duft.In dämmrigen Nischen die alten süßen Madonnen lächelten müd und wonnig aus goldrundem Schrein, Rieselnde Träume hielten mich rankend umsponnen, säuselnde Lieder sangen mich selig ein.Des wirbelnden Frühlings leise girrendes Locken· der Sommernächte Duftrausch weckte mich nicht: Blaß aus Fernen läuteten weiße Glocken . . .Grün aus Kuppeln sickerte goldiges Licht . . .
Lösche alle deine Tag´ und Nächte aus!Räume alle fremden Bilder fort aus deinem Haus!Laß Regendunkel über deine Schollen niedergehn!Lausche: dein Blut will klingend in dir auferstehn! –Fühlst du:schon schwemmt die starke Flut dich neu und rein,Schon bist du selig in dir selbst alleinUnd wie mit Auferstehungslicht umhangen –Hörst du: schon ist die Erde um dich leer und weitUnd deine Seele atemlose Trunkenheit,Die Morgenstimme deines Gottes zu umfangen.
Du über deren Lippen leis in lindenFrühsommernächten trunkne Worte schweben:Nun will ich deinen jungen Leib umwindenund deiner Seele süße Last entbindenund aller Träume wundervolles Webenin Märchenaugen rätselhaft gespiegeltwie Lilien sich zu dunklen Wassern neigen –Schon fühl ich schwankend in gelöstem Reigenaus Purpurschächten zauberkühn entriegeltein Fremdes Ahnungsvolles wirkend steigen –Einem MädchenSchon trägt vom jungen Morgenwind gezogendas goldne Schiff uns auf geklärten Wellenzu neuem Meer. Schon sehen wir im hellenDunstflor der Fernen weiß vom Gischt umflogendie blauen Inselkuppen ladend schwellengestreift von früher Sonne scheuem Scheinin warmem Kranz die sanften grünen Buchten –Schon steigen wir durch Tal und feuchte Schluchtenund schauen strahlend über schwarzem Haindie Wundergärten die wir sehnend suchten –und betten uns in goldne Blüten ein.
Sonnenaufgänge sing´ ich und Sonnenuntergänge: Aufgang und Untergang ist das Leben – Aber einmal dämmern Tage, Da die Nacht in graue Gräber fiel, Ewig Sonnenleuchten über alle Welten flutet: Einmal – und ich lausche in die Nacht, Und mir ist, der fahle Dämmer trägt Wie ein zitternd Ahnen fernes Pochen, Abglanz jener tausend Morgenchöre, Die der Welten hehrstes Fest umbrausen, Und ich grüße aus dem Zwang der Nacht Künftiger Zeiten junge Morgenröten.