Warum hast du´s angerufen –Schlief es doch so fest und still!Da es nun in mir erwachte,Weiß ich nicht, was werden will!Mit den großen SehnsuchtsaugenSchaut´s in jeden Tag hinein…Lieder sing´ ich, müde Lieder,Doch es schläft nicht wieder ein!
In hoher Luft die Möwe ziehtAuf einsam stolzen Wegen,Sie wirft mit todesmuth’ger BrustDem Sturme sich entgegen.Er rüttelt sie, er zerrt an ihrIn grausam wildem Spiele –Sie weicht ihm nicht, sie ringt sich durch,Gradaus, gradaus zum Ziele.O laß mich wie die Möwe sein,Wie auch der Sturm mich quäle,Nach hohem Ziel, durch Kampf und Not:Gradaus, gradaus, o Seele!
Was gingst du nicht in jener Nacht,Da ich dir trotzig sagte; "Geh!"Auch heute gilt dasselbe WortUnd damals tat´s nicht halb so weh.Ach, damals wagt´ ich noch den Kampf,Da war ich mutig, jung und stark,Doch wenn du heute von mir gehst,Dann trifft der Streich mich bis ins Mark.
War ich gar so jung und dumm, Wollte gerne wissen: "Warum ist mein Mund so roth?"Sprach der Mai: "Zum Küssen."Als der Nebel schlich durch´s Land, Hab ich fragen müssen: "Warum ist mein Mund so blaß?"Sprach der Herbst: "Vom Küssen."
In deinem Arm, an deinem Herzen –O sag´, was hat die Erde noch?Und brächte sie mir tausend SchmerzenNach diesem Tag, ich jauchzte doch!Und gilt es, durch die DunkelheitenDer letzten, großen Nacht zu gehn:Der Schimmer dieser SeligkeitenWird leuchtend überm Wege stehn!
Wie die Blumen, die zwischen dem Grase stehn,Verwelken, daß keine Spur mehr bleibt,So wird die Zeit meine Noth verwehnUnd die Sehnsucht, die mich zum Blühen treibt,Und wird von all meinem drängenden LebenKaum noch ein Hauch in den Lüften schweben.Geht wohl ein Kind an der Stätte hin,Darunter ich todt und vergangen bin,Bricht Blumen von meinem Hügel und lacht:– O sieh nur, Mutter, die bunte Pracht. –Und die Mutter schmiegt um des Lieblings WangenDie Blüthen, die meinem Staub entsprangen.
Das Sonnenlicht kommt durch´s Fenster geflogen,Küßt mich und lacht:»Guten Morgen!«»Ach, liebes Licht,Rufe doch nicht,Siehe, die SorgenSchlafen ja noch!Willst du sie wecken,Daß sie mich schrecken?Spät erst hat sie die gütige NachtSingend und schmeichelnd zur Ruhe gebracht.Da hab ich geschlafen und träumte so schön:Von lachenden Kindern, von Sonne und Veilchen ...Willst du nicht noch ein zögerndes WeilchenAn meiner Kammer vorübergehn?«
Ich reiße dich aus meinem Herzen,Aus meinem Leben reiß ich dich,Denn wie ein heimlich schleichend Fieber Zehrst du an mir und tötest mich.In jedem Tag, in jede StundeSchleicht dein geliebtes Bild sich ein,Und ob ich zitternd dir entflieheIn Lust und Lärm – du holst mich ein.Mein eigen Blut hat sich verschworen,Mit dir im Bunde gegen mich – Es braust und tobt mir in den Adern:– Ich liebe dich… ich liebe dich. –
Wie zerrss´ner Saiten KlingenTönt mein Lachen mir in´s Ohr,Und die heißen Thränen dringenBitterlich zum Aug´ empor.Ob ich lache oder weine,Ach, es ist ja Alles eins:Leid und Lust trag ich alleine,Meine Thränen kümmern keins.