Du sagst, ich sei jung –Das nimmt mir die Ruh,Du sagst, ich sei schön –Ich weine dazu!Was soll mir die Jugend,Ich bin ja allein,Was taugt mir die Schönheit -Sie ist ja nicht dein!Ich habe dich lieb –Du fühlst nicht, wie sehr,Ich trage ein Leid – Du weißt nicht, wie schwer !Ich hatte ein Hoffen,Das ist nun todt…Ach, Gott,Erbarm´ dich meiner Noth!
Und dürft´ ich dich wecken zum SonnenlichtAus Schatten des Todes, ich thät es nicht,Ich sänke nieder an deinem GrabUnd leise raunt ich ein Lied hinab:Schlafe, ach schlafe!O laß in dein traumtiefes KämmerleinKein Fünkchen des schimmernden Licht´s hinein,Denn was die Sonne dir auch verspricht,So hell, so strahlend – sie hält es nicht.Schlafe, ach, schlafe.
Ich stellte gern die alte Uhr zurück!Die Zeiger machen hastend ihre Runde –Wir aber haben nur die eine Stunde,Dann mußt du gehn, und mir dir geht das Glück!Wie leer wirds dann in meinem Stübchen sein!Der Frühlingssturm wird an die Fenster klopfen,Die Winternebel von den Scheiben tropfen –Und immer bin ich einsam und allein!So sieh mich an, so liebevoll und still!Kein Abschiedsschmerz darf mir das Bild verwischen,Nach Jahren noch soll´s mir das Herz erfrischen –Ich weiß ja nicht, wie ich´s sonst tragen will.
Wie liegt die Welt so stille,Als hätt´ ein heil´ger WilleSie fest mit Schlaf umhegt;Die weißen Nebel steigen, Der Wind schläft in den Zweigen,Kein Blättchen sich mehr regt.Auf dunklen HimmelswogenKommt nun die Nacht gezogenIn ihrem goldnen Kahn,Ich steh´ in meinem Garten,Als sollt ich wen erwarten –Und geh´ doch Niemand an!
Der Himmel ist so blaß geworden,Die weißen Wolken künden Schnee,Das Bächlein singt ein Lied vom SterbenUnd schleicht sich müde durch den Klee.Am Zaune flattern welke Ranken,Wie lange noch, dann ist´s so still,Daß sich in diesem großen SchweigenKaum noch die Sehnsucht regen will.
Gestern standen sie im BlättchenAls Verlobte. Heut, zur StundeDer Visiten, wird die RundeAbgegangen durch das Städtchen. –Freudig warten schon die Tanten. –Er im Gehrock, sie in Seide,Sittsam lächelnd alle Beide,Mit gewinnenden Manieren,Führen sie ihr Glück spazierenZu den Freunden und Verwandten!Hinter ihnen wandelt Amor ...Amor – wirklich? Baß erschrockenSeh ich ihn: ist das der böse,Hübsche, kecke Liebesbengel?Fein und sittsam wie ein EngelSchreitet er, die goldnen LockenGlatt gescheitelt, voll Pomade.Sammtne Pluderhosen deckenTugendhaft des Bübchens Blöße,Und die kleinen Füße steckenBis zur rundlich festen WadeEhrbar in gestrickten Socken!Schade – !
In hoher Luft die Möwe ziehtAuf einsam stolzen Wegen,Sie wirft mit todesmuth’ger BrustDem Sturme sich entgegen.Er rüttelt sie, er zerrt an ihrIn grausam wildem Spiele –Sie weicht ihm nicht, sie ringt sich durch,Gradaus, gradaus zum Ziele.O laß mich wie die Möwe sein,Wie auch der Sturm mich quäle,Nach hohem Ziel, durch Kampf und Not:Gradaus, gradaus, o Seele!
Oft denk ich: wenn du bei mir wärestUnd meiner Sehnsucht wilde FlutSich in dein liebes Herz ergösse,Dann wäre Alles, Alles gut!Und schüttle dann die Stirne leiseUnd weiß – es bliebe doch ein Rest,Der auch vom treusten MenschenherzenSich nicht zur Ruhe bringen läßt.
Im Nachtwind blähn sich leise die Gardinen,Ein Falter wagt den Todesflug ins LichtUnd büßt den Fürwitz. Mit gelassnen MienenSchau ich ihm zu – es ist der Erste nicht,Den dumpfe Sehnsucht in die Gluth getragen,Und der im Sturz den kecken Nacken bricht!Vom Rathhausthurm hör´ ich die Uhren schlagen.Die Töne dringen wuchtig zu mir her,Als wollte jeder einzelne mir sagen:"Thu deine Pflicht – du hast nichts Andres mehr.Ich neige meine Stirn der harten Kunde –Heut´ wird die Last der Einsamkeit mir schwer!Mein Herz begehrt in dieser dunklen StundeNach einem Herzen, das ihm Heimath wär´,Nach einem Wort aus liebem Menschenmunde!
Wie ein Rausch ist deine Liebe,Deine Küsse wie der Wein –Trank ich mich an deinen LippenSelig satt, so schlaf ich ein.Und dein Arm ist meine Wiege,Heimlich singst du mir ein Lied,Daß ein Glanz von Glück und LiebeNoch durch meine Träume zieht.