In hoher Luft die Möwe ziehtAuf einsam stolzen Wegen,Sie wirft mit todesmuth’ger BrustDem Sturme sich entgegen.Er rüttelt sie, er zerrt an ihrIn grausam wildem Spiele –Sie weicht ihm nicht, sie ringt sich durch,Gradaus, gradaus zum Ziele.O laß mich wie die Möwe sein,Wie auch der Sturm mich quäle,Nach hohem Ziel, durch Kampf und Not:Gradaus, gradaus, o Seele!
Denkt euch, ich habe das Christkind geseh´n!Es kam aus dem Wald, das Mützchen voll Schnee,mit rotgefrorenem Näschen. Denn es trug einen Sack,der war gar schwer,schleppte und polterte hinter ihm her.Was drin war, möchtet ihr wissen?Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack,meint ihr, er wäre offen, der Sack?Zugebunden bis oben hin!Doch war gewiß etwas Schönes drin,es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Kein Licht am Himmel,Kein Laut auf den Gassen ...In Dunkel und Stille,Wie bin ich verlassen.Es rauschen die Bäume ...Der Wind hebt sich leiseZu friedloser Irrfahrt,Zu freudloser Reise.Das Feuer im OfenSinkt knisternd zusammen,Von Asche begraben,Ersticken die Flammen.Die Lampe nur leuchtetHinein in das ZimmerUnd breitet um AllesDen ruhigen Schimmer.Sie weckt an den WändenDie Bilder der LiebenUnd segnet das Lied,Das ich weinend geschrieben.Und weiß wie ein FreundVon vergangenen TagenMir tausend vergesseneDinge zu sagen.Die tönen wie MärchenVoll Sonne und FreudeHinein in das graue,Verlassene Heute.
Der Frühling blüht! Herz – war er je so schön?Lag je ein solcher Schimmer auf den HöhnUnd in den Thälern solch ein lieber Glanz?Ein jeder Baum trägt seinen Blüthenkranz –Auch du, mein Haupt, willst unter grünen ZweigenDich ahnungsvoll dem Glück entgegen neigen.Die beiden Hände drück´ ich auf die Brust –Ist´s Schmerz, der drinnen lodert, ist es Lust?Ach, wunderlich verwoben und verwebtIst Beides mir, und meine Sehnsucht schwebtDarüber hin, aus dieses Frühlings ZagenIn der Erfüllung Frieden mich zu tragen.
Was gingst du nicht in jener Nacht,Da ich dir trotzig sagte; "Geh!"Auch heute gilt dasselbe WortUnd damals tat´s nicht halb so weh.Ach, damals wagt´ ich noch den Kampf,Da war ich mutig, jung und stark,Doch wenn du heute von mir gehst,Dann trifft der Streich mich bis ins Mark.
Wild gelebt und heiß geliebt –Einsam doch gestorben!Nach der sel´gen FrühlingslustHier am Weg verdorben.Gestern noch so schön und keck,Heut des Sturmes Beute,Gestern noch ein blühend Reis –Und verdorret heute!
Wo die Zweige am dichtesten hangen,die Wege am tiefsten verschneit,da ist um die Dämmerzeitim Walde das Christkind gegangen.Es mußte sich wacker plagen,denn einen riesigen Sackhat´s meilenweit huckepackauf den schmächtigen Schultern getragen.Zwei spielende Häschen saßengeduckt am schneeigen Rain.Die traf solch blendender Schein,daß sie das Spielen vergaßen.Doch das Eichhorn hob schnuppernd die Ohrenund suchte die halbe Nacht,ob das Christkind von all seiner Prachtnicht ein einziges Nüßchen verloren.
In deinem Arm, an deinem Herzen –O sag´, was hat die Erde noch?Und brächte sie mir tausend SchmerzenNach diesem Tag, ich jauchzte doch!Und gilt es, durch die DunkelheitenDer letzten, großen Nacht zu gehn:Der Schimmer dieser SeligkeitenWird leuchtend überm Wege stehn!
Wie zerrss´ner Saiten KlingenTönt mein Lachen mir in´s Ohr,Und die heißen Thränen dringenBitterlich zum Aug´ empor.Ob ich lache oder weine,Ach, es ist ja Alles eins:Leid und Lust trag ich alleine,Meine Thränen kümmern keins.
Arme Seele, die sich selbst verzehrt!Sehnsucht, die ins Leben möchte greifenUnd dem blühenden doch angstvoll wehrt –Arme Hand, die an dem goldnen ReifenHeimlich dreht, weil sie das Glück begehrt,Und doch nicht vermag, ihn abzustreifen –Augen, die dem Lichte abgekehrt,Ruhelos durch Nacht und Dunkel schweifen –Jene Weisheit, die »Entsagung« lehrt,Werdet ihr die bittre je begreifen?