Ade, ade, ihr wohlgemeinten Worte,gesprochen für der Menschheit Heil und Glück. Es bleibt euch offen die vertraute Pforte,o kehret gern, kehrt als Gebet zurück! Ihr tönet nicht von unbekanntem Orte;ihr seid nicht leerer, wesenloser Schall.Im großen, frommverstandnen Weltakkorde ist heilges Leben jedes Intervall.Geht hin, geht hin! Es wird euch stets begleiten der Glaubensmut, der laut zu sprechen wagt, um Liebe, nichts als Liebe zu verbreiten,wo man euch freundlich ein Willkommen sagt. Es wechseln in der Sterblichkeit die Zeiten, der Glaube aber bleibt unwandelbarund wird einst siegreich über alles schreiten, was ihn verhöhnte, weil es sterblich war.Doch sollt ihr nicht das Schwert des Glaubens schwingen, nein, nur des Glaubens Schild ist euch erlaubt.Ihr habt als Friedensworte zu erklingen, weil nur der Friede an den Frieden glaubt.Es hat der Mensch sich selbst erst zu bezwingen und darum immer kampfbereit zu sein.Doch will er dann die Feinde niederringen, so kann er das durch Liebe nur allein!
Ergib dich drein, du liebes Menschenkind, daß deine Wege nicht die meinen sind. Es kann nicht Alles so, wie du willst, sein; du bist nicht Herr; ergib dich ruhig drein!Ergib dich drein, und forsch und hadre nicht; tu, was die heilge Stimme in dir spricht.Sie flüstert dir das einzig Richtge ein;sie täuscht dich nicht; ergib dich ruhig drein!Ergib dich drein. Beschwerlich ist der Steg, der deiner harrt, fernab vom breiten Weg. Schlägst du ihn ein, schlägst du ihn gläubig ein, so wird er dir ein Pfad zum Himmel sein!
Ich bin so müd, so herbstesschwerund möcht am liebsten scheiden gehn.Die Blätter fallen rings umher;wie lange, Herr, soll ich noch stehn?Ich bin nur ein bescheiden Gras,doch eine Ähre trag auch ich,und ob die Sonne mich vergaß,ich wuchs in Dankbarkeit für dich.Ich bin so müd, so herbstesschwer,und möcht am liebsten scheiden gehn,doch brauche ich der Reife mehr,so laß mich, Herr, noch länger stehn.Ich will, wenn sich der Schnitter nahtund sammelt Menschengarben ein,nicht unreif zu der Weitersaatfür dich und deinen Himmel sein.
Sei still in Gott, still wie das Meer! Nur seine Fläche streift der Wind, und tobt als Sturm er noch so sehr, wiß, daß die Tiefen ruhig sind.Sei weit in Gott, weit wie das Meer!Es wogt nicht bloß am heim´schen Strand, und wird dir´s auch zu glauben schwer, wiß, drüben gibt´s doch wieder Land.Sei tief in Gott, tief wie das Meer!Nach dort, wo dich die Welt vergißt,sei dein Verlangen, dein Begehr, wiß, daß die Tiefe Höhe ist.Ja, sei, mein Herz, stets wie das Meer in Gott so still, so tief, so weit!Dann landest du nicht hoffnungsleer am Küstensaum der Ewigkeit.
– Ich bin´s! –Jawohl, du bist´s, mein Ich;gestatte mir, dich zu erkennen!Du rühmst und lobst und brüstest dich,stets fertig, dich mein Ich zu nennen.Doch, seh ich dich mir in dem LichtDer Wirklichkeit genauer an,so bist du es und doch auch nicht.Du weißt, was ich nicht sagen kann!– Ich will´s! –Jawohl, du willst´s, mein Ich;gestatte mir nur, dich zu kennen!Du rühmst und lobst und brüstest dich,stets fertig, dich mein Ich zu nennen.Du hast schon viel, schon viel gewollt,doch sah ich mir´s genauer an,so war es nie, was ich gesollt.Du weißt, was ich nicht sagen kann!– Ich kann´s! –Jawohl, du kannst´s, mein Ich;gestatte mir nur, dich zu kennen!Du rühmst und lobst und brüstest dich,stets fertig, dich mein Ich zu nennen.Du hast schon viel, schon viel gekonnt,doch, sah ich mir´s genauer an,so hast du dich in mir gesonnt.Du weißt, was ich nicht sagen kann!– Ich schweig! –Jawohl, mein liebes Ich;gestatte mir, dies klug zu nennen!Du bist nur Staub, nur Staub für mich,und von dem Staub muß ich mich trennen.Denn, seh ich dich mir in dem Lichtder Ewigkeit genauer an,so brauche ich dich einstens nicht.Das ist´s, was ich dir sagen kann!
Schau nicht, schau nicht so um dich her, als ob da deine Welt sich breite.Die Erde nicht und nicht das Meer, zieh deinen Blick hinaus ins Weite. Du wohnst hier nur im Wanderzelt;die Heimat fordert all dein Sinnen, und suchst du deine wahre Welt, so richte deinen Blick nach innen.Bau nicht, bau nicht ein festes Hausals Heim auf irdschem Grund und Boden; man trägt dich doch dereinst hinausund legt als tot dich zu den Toten. Dein wahres Heim, es ist nur dort, wohin du lebst und denkst, zu schauen, und jede Tat und jedes Wortträgst du ihm zu, um es zu bauen.Trau nicht, trau nicht dem eb´nen Weg, den Tausende durchs Leben wandern. Weich ab, weich ab zum steilen Steg, und laß sie lächeln, all die andern. Sieh auf die Toren nicht zurück,und achte nicht auf ihre Stimmen; denn wisse wohl, dein wahres Glück liegt hoch und läßt sich nur erklimmen.
Geht nach dem Morgenland; vernehmt die Weisen, die einst zum Saitenspiele dort erklungen.Sie sollten Gott, den Einzigen, nur preisen und wurden doch für andre auch gesungen. Die Sänger starben, doch seht ihr die Notender Lieder noch, wenn ihr vor Säulen steht, und mit dem Auge hört ihr noch der Toten Gesänge, wenn ihr durch die Trümmer geht.Die Psalter und die Harfen sind zerbrochen, zu denen Davids Stimme man gehört,und wo der Herr durch Steine einst gesprochen, liegt ihre Harmonie, ihr Reim zerstört.Doch seht ihr wo ein Kapitäl noch ragen, ein steinern Lied, im zarten Mondesschein, so dürft ihr im Gedicht es heimwärts tragen und der Verstorbnen fromme Erben sein.Geht nach dem Morgenland; vernehmt die Weisen, die dorten einst in Wort und Werk erklungen.Sie sollten Gott, den Einzigen, nur preisen und wurden doch für ihn nicht ausgesungen. Die Töne hört, die sich aus Trümmern ringen; vernehmt ihr Klagen, und befreiet sie;dann wird in Euern Liedern neu erklingen des Morgenlandes Gottespoesie!
Es ging ein Heil von oben aus, vom Paradies, vom Vaterhaus. Die Engel trugen es zur Erde, damit es uns zu eigen werde.Doch bleibt dem menschlichen Verstand die Gottesbotschaft unbekannt,weil er das, was er denkt und dichtet, nach außen, nicht nach innen richtet.Er faßt in seiner Prosa nichtdes Himmels herrlichstes Gedicht. Zum Herzen nur ist es gekommen und wird von ihm allein vernommen.