Ich bin so müd, so herbstesschwerund möcht am liebsten scheiden gehn.Die Blätter fallen rings umher;wie lange, Herr, soll ich noch stehn?Ich bin nur ein bescheiden Gras,doch eine Ähre trag auch ich,und ob die Sonne mich vergaß,ich wuchs in Dankbarkeit für dich.Ich bin so müd, so herbstesschwer,und möcht am liebsten scheiden gehn,doch brauche ich der Reife mehr,so laß mich, Herr, noch länger stehn.Ich will, wenn sich der Schnitter nahtund sammelt Menschengarben ein,nicht unreif zu der Weitersaatfür dich und deinen Himmel sein.
›Ich liebe‹ ist ein Gotteswort›Ich liebe‹ dringt ins Herz hinein.›Ich liebe‹ will an jedem Ortgegeben, nur gegeben sein.›Ich liebe‹ kam vom Himmel einst zu dir, zu mir, zu aller Welt.Doch ist es nicht das, was du meinst und was als Liebe sich verstellt.›Ich liebe‹ ist nicht ein Begehr; ›Ich liebe‹ dient und opfert nur, und fällt dir eine Liebe schwer, so ist sie himmlischer Natur.Die Erde lebt seit Anbeginnvon dem, was ihr der Himmel gibt; er aber lebt und gibt sich hin, denn daß er lebt, heißt, daß er liebt.
Ich hab gefehlt, und du hast es getragen,so manches Mal und, ach, so lang, so schwer. Wie das mich nun bedrückt, kann ich nicht sagen; o komm noch einmal, einmal zu mir her!Du starbst ja nicht; du bist hinaufgestiegen zu reinen Geistern, meiner Mutter Geist.Ich weiß, du siehst jetzt betend mich hier liegen; o komm, o komm, und sag, daß du verzeihst!Komm mir im Traum; komm in der Dämmerstunde, wenn, Stern um Stern, der Himmel uns umarmt. Bring mir Verzeihung, und bring mir die Kunde, daß auch die Seligkeit sich mein erbarmt!
Komm her, und sprich ein einzig Wort, ein Wort, so kinderleicht zu sagen.Komm her, und geh nicht wieder fort; du brauchst vor mir ja nicht zu zagen. Ich warte schon so lange dein;o laß es nicht vergeblich sein!Du sprachst als Kind dies liebe Wort so oft und gern, wenn du gelitten; es ward gehört am rechten Ort:Das Vaterherz ließ sich erbitten. wie ist dies Wort so klein, so klein, und doch kann keines größer sein.Nun bist du längst das Kind nicht mehr, das du einst warst in jenen Tagen,und wie so lang ist der nicht mehr, dem du dein Leiden durftest klagen. Er ging; doch trat ich für ihn ein; die Liebe kann nicht sterblich sein.Drum sprich dies Wort nun auch zu mir; es kann dir doch so schwer nicht fallen. O, hörtest du´s im Himmel hiervon aller Sel´gen Mund erschallen! Sprich »Vater«, nur dies Wort allein, und ich will dir es ewig sein!
Denk nicht an dich, wenn dir ein Weh von irgendjemand widerfährt: Denk nur an ihn allein, und geh dorthin, wo dich´s Gebet verklärt.Dann fühlst du wohl, daß im Verzeihn ein zweifach großer Segen liegt:Du hast nicht über dich allein, du hast auch über ihn gesiegt.
»Mehr Licht. mehr Licht!« Die Finsternis läßt mich nur zagend vorwärts gehn;ich schreite langsam, ungewißund bleib oft ängstlich tastend stehn.»Mehr Licht, mehr Licht!« Zwar leuchtet mirdie Weisheit dieser klugen Weit, doch so, daß sie den Weg zu dir verdunkelt, aber nicht erhellt.»Mehr Licht, mehr Licht?« Am Glauben nur, an ihm allein, allein gebrichts;ihn scheut die irdische Naturund mit ihm dich, den Quell des Lichts.
Schau auf, schau auf zum Firmament, und laß von ihm dir zeigen:Von allen Sternen, die ihr kennt, hat keiner Licht zu eigen.Trotz ihrer Größe, ihrer Zahl sind sie nur Lichtverbreiter;ein jeder nimmt des andern Strahl und gibt ihn folgsam weiter.Der einz´ge Sonnenquell des Lichts ist des Allmächt´gen Liebe,und selbst auch diese wäre nichts, wenn sie nicht leuchtend bliebe. Sie geht im Strahlenkleide aus, sich selbst der Welt zu geben, macht jeden Stern zu Gottes Haus und küßt ihn wach zum Leben.Schau auf, schau auf zum Sternenzelt, und laß von ihm dir sagen:Die Liebe wird von einer Welt der andern zugetragen.Gibt sie ein Stern dem andern nicht, weil er Gott nicht verstanden,so ist er für sie ohne Licht und also nicht vorhanden.
Ergib dich drein, du liebes Menschenkind, daß deine Wege nicht die meinen sind. Es kann nicht Alles so, wie du willst, sein; du bist nicht Herr; ergib dich ruhig drein!Ergib dich drein, und forsch und hadre nicht; tu, was die heilge Stimme in dir spricht.Sie flüstert dir das einzig Richtge ein;sie täuscht dich nicht; ergib dich ruhig drein!Ergib dich drein. Beschwerlich ist der Steg, der deiner harrt, fernab vom breiten Weg. Schlägst du ihn ein, schlägst du ihn gläubig ein, so wird er dir ein Pfad zum Himmel sein!
Siehst du die Berge kahl sich legen fernhin, so weit das Auge reicht?Ein Schreien ist´s um Tau und Regen, und Gott, der Herr, erhört´s vielleicht.So liegt vor seinem Angesichte der Orient in heißem Flehnund fordert von der Weltgeschichte sein Recht, sein geistig Auferstehn.Und dieses Recht, es gilt auf Erden; es werde ihm von uns gebracht: Sobald wir wahre Christen werden, ist er mit uns vom Tod erwacht.
Komm mit, komm mit und folge mir; ich führe dich so gern, so gern.Ich zeige und erkläre dirdie ganze Welt von Stern zu Stern.Wir fangen an beim Anbeginn und hören auf beim Ende dort; wir gehen gleich zu beiden hin, denn beide sind derselbe Ort.Und da wir bei dem Anfang schon am Ende angekommen sind,so ist die Ewigkeit entflohnwie so geschwind, wie so geschwind.Und während dieser Ewigkeit hab ich erklärt wieviel, wieviel? Und ihr in eurer Spanne Zeit treibt ganz genau dasselbe Spiel!