Frag doch einmal, und laß dir endlich zeigen,wohin du kommst, wenn du so weitergehst.Du sollst nicht abwärts sondern aufwärts steigen;drum halte ein, und siehe, wo du stehst!Frag nicht die Welt, nicht sterbliche Propheten;schon mancher, mancher frug sie und beklagts.Frag nur die Wahrheit, und sie wird dann reden;frag nur den Himmel, und der Himmel sagts!Und weißt du, wo du diese Wahrheit findest?Und weißt du auch, wo dieser Himmel ist?Ich sehe, wie du dich verlegen windest;du weißt es nicht! Nun sag, bist du ein – Christ?
Es ging ein Heil von oben aus, vom Paradies, vom Vaterhaus. Die Engel trugen es zur Erde, damit es uns zu eigen werde.Doch bleibt dem menschlichen Verstand die Gottesbotschaft unbekannt,weil er das, was er denkt und dichtet, nach außen, nicht nach innen richtet.Er faßt in seiner Prosa nichtdes Himmels herrlichstes Gedicht. Zum Herzen nur ist es gekommen und wird von ihm allein vernommen.
Sprich nie ein liebeloses Wort,denn es ist nicht ein leerer Schall.Du sendest es zwar von dir fort,doch bleibt es bei dir überall.Es geht mit dir, wohin du gehst,begleitet dich auf Schritt und Tritt,und ob du es auch nicht verstehst,es nimmt sogar noch andre mit.So wächst die liebelose Schar,die nichts als Böses von dir spricht,und was zuerst ein Wort nur war,das wird zum Spruch einst im Gericht.
Nun gehst du hin in Frieden, du schöner, goldner Tag. Bist du von uns geschieden, ich doch nicht trauern mag.Du kehrst doch morgen wieder; nicht ewig währt die Nacht;dann steigst du vom Himmel hernieder in neuer uns segnender Pracht.So werd auch ich in Frieden von hinnen scheiden gehn; es gibt doch schon hinieden ein geistig Auferstehn. Am Firmament geschrieben steht mein und euer Glück:Als segnender Engel, ihr Lieben, kehr täglich zu euch ich zurück.
Gib dich nicht hin dem irrigen Gedanken, daß du ein Spielball blinden Loses seist. Befreie dich von deinen engen Schranken, und such nach ihm, der für dich Zufall heißt.Du wirst sehr bald ein göttlich Walten spüren, wohin du blickst, sei nah es oder fern,und dies Empfinden wird dich weiter führen, bis du sie deutlich fühlst, die Hand des Herrn.Zwar wird von ihr dem Unverstande nimmer das, was er will, schnell in den Schoß gelegt, doch kennt die Weisheit und die Liebe immer den Wunsch, der sich in deinem Herzen regt.Und ist die Sonne heute dir entschwunden, so wirst du sie schon morgen wiederschaun.Es hängt der Ratschluß Gottes nicht an Stunden; er fordert nur Gehorsam und Vertraun.
– Ich bin´s! –Jawohl, du bist´s, mein Ich;gestatte mir, dich zu erkennen!Du rühmst und lobst und brüstest dich,stets fertig, dich mein Ich zu nennen.Doch, seh ich dich mir in dem LichtDer Wirklichkeit genauer an,so bist du es und doch auch nicht.Du weißt, was ich nicht sagen kann!– Ich will´s! –Jawohl, du willst´s, mein Ich;gestatte mir nur, dich zu kennen!Du rühmst und lobst und brüstest dich,stets fertig, dich mein Ich zu nennen.Du hast schon viel, schon viel gewollt,doch sah ich mir´s genauer an,so war es nie, was ich gesollt.Du weißt, was ich nicht sagen kann!– Ich kann´s! –Jawohl, du kannst´s, mein Ich;gestatte mir nur, dich zu kennen!Du rühmst und lobst und brüstest dich,stets fertig, dich mein Ich zu nennen.Du hast schon viel, schon viel gekonnt,doch, sah ich mir´s genauer an,so hast du dich in mir gesonnt.Du weißt, was ich nicht sagen kann!– Ich schweig! –Jawohl, mein liebes Ich;gestatte mir, dies klug zu nennen!Du bist nur Staub, nur Staub für mich,und von dem Staub muß ich mich trennen.Denn, seh ich dich mir in dem Lichtder Ewigkeit genauer an,so brauche ich dich einstens nicht.Das ist´s, was ich dir sagen kann!
Schließ auf das Tor; laß seine Flügel springen; zünd deine Leuchte an in allen Landen! Mir ist, als hörte ich den Ruf erklingen,es sei der Tod zum Leben auferstanden. Breit deine Fluren aus und deine Pfade;laß deine Wasser klar und freundlich fließen, und von dem Himmel möge sich die Gnade auf Alles, was die Erde trägt, ergießen.Schließ auf das Tor; es tritt die Menschheit ein; o, laß ihr diesen Schritt gesegnet sein!Schließ auf den Schrein, vor dem wir betend knien, dem wir die Liebe, die Verehrung zollen,die wir auf seinen Inhalt doch beziehenund nicht dem Menschenwerke widmen sollen! Laß uns erkennen, was wir nicht erkannten,uns der Geist die Seele stets verhehlte; laß uns verstehen, was wir nicht verstanden, weil uns die wahre Liebe nicht beseelte.Schließ auf den Schrein, und zeig, was er enthält, daß mit dem Schleier auch der Irrtum fällt!Schließ auf die Herzen; nirgends stehn sie offen, denn jedes will nur für sich selbst empfinden, und doch ist es ihr eignes, schönstes Hoffen, daß sie in Liebe sich zusammenfinden!Laß diese Liebe endlich doch erwachen und aus dem Ich heraus ins Leben steigen,die Menschen zur gesamten Menschheit machen und sich als Seele dieses Leibes zeigen.Schließ auf die Herzen; lehre sie verstehn, daß alle Pulse nur als einer gehn!Schließ auf das Paradies; gib es uns wieder! Wir wollen heim; wir wollen Frieden halten. Der Vater ist das Haupt; wir sind die Glieder; nur seine Güte soll im Hause walten.Sei du die Zeit, die uns um ihn versammelt, zeig uns der Worte köstlichstes auf Erden, das unsre Bitte um Versöhnung stammelt, dann wirst du eine Zeit des Edens werden. Schließ auf das Paradies, das Gottesland, und sei uns zur Erleuchtung zugesandt!
O Liebe, die ich endlich nun erfaßtund die du mich so ganz ergriffen hast, daß ich nur dir, nur dir zu eigen bin,nimm mich; nimm mich; ich gebe mich dir hin.Wer sich mit seinem Sein in dich versenkt, dem wird von dir ein besseres geschenkt,denn was du von ihm nimmst, gibst du als Glück, als Seligkeit ihm tausendfach zurück.So will ich durch dich und in dir alleinnur im Beglücken selbst auch glücklich sein, will nimmer rasten und will nimmer ruhn, nur was du willst, nichts Anderes tun.Jedoch damit ich ja nicht irre geh und unter Lieben schwach zu sein versteh, so gib mir deinen Bruder an die Hand, den klugen Lebensführer, den Verstand!
Es naht ein ernster, heilger Tag,an dem ich in mich forschen gehe, nach allem, was ich suche, frag und vor mir selbst als Richter stehe.Ich halte da ein streng Gericht und prüfe nicht etwa gelinde, damit dereinst bei Gott ich nicht ein niederschmetternd Urteil finde.Und wann kommt dieser ernste Tag? An jedem Morgen kehrt er wiederund schreibt der Stünden schweren Schlag für einst und ewig in mir nieder.