Als ich noch jung war,Liebt´ ich zu klagen,All, was dem Herzen leid,Vielen zu sagen.Nun, da ich älter,Hehl´ ich die Pein,Schließe den KummerIm Innersten ein.Denn ich erfuhr es:Kalt ist die Welt,Und nur der AnteilLindert, was quält.Sowie das Vöglein,Jedermann kennt´s,Das seine LiebeFlötet im Lenz,Aber vorüberRosen und Brut,Lautlos in ZweigenFürder nun ruht.So meine Muse,Also mein Herz;War doch ihr Lied nurSehnsucht und Schmerz.
Das ist wohl nicht das größte Gut,Ein neues Kleid, ein neuer Hut,Der hohe Rang, die goldne Dose!Der Hirt ist glücklicher auf Moose,Als du bei vollbesetztem Tisch,Bei Torten und dergleichen Wisch.Er kann bei seinem leichten EssenDen Kummer und den Gram vergessen,Und wie der Städter nicht sein Kind,Liebt er in Einfalt dort sein Rind.Dies Glück macht froh die, die es haben,Ihm raubens Motten nicht, nicht Schaben.
Johannisbeer ist süße Frucht,Doch süßer klingt: »Ribisel«;Der Deutsche sagt: "Ein hübsches Gesicht!"Der Wiener: "A hübsch Gfriesel!"Die deutschen Jungfraun zieren sichSpröd-ernsten Wesens, strengens;Die Wienerin hält sich den Mann vom Leib,Und lacht und sagt: "Jetzt gengens!"Und wenn er dringend wird und sprichtVon seinem gebrochen Herzen,Dann schaut sie ihm ernsthaft ins Gesicht:"Sonst habens keine Schmerzen?"Und will er die Pistole garNach Brust und Stirne richten,Da nimmt sie ihn freundlich bei der Hand:"Gehns, machens keine Gschichten!"
Längs einem Strom in einem Felsenschlunde,Ging einst ein Edelmann,Und ihn umhüpften seine beiden Hunde:Joli und Soliman.Joli, das Windspiel, sprang mit tausend PossenHinan an seinen Herrn,Und wird geküßt, indessen steht verstoßenDer arme Pudel fern,Den armen liebt man nicht, er kann nicht schmeicheln,Zu finster ist sein Blick,Und statt den treuen, wie Joli, zu streicheln,Stößt man ihn stets zurück.Nun aber wankt der Herr am steilen StrandeMit ungewissem FußUnd stürzet plötzlich von dem glatten RandeDes Abgrunds in den Fluß.Indes Joli mit Furcht und bangem BellenAm hohen Ufer steht,Sich in dem Silberspiegel glatter WellenBegaffet und dann geht,Stürzt sich der brave, stets verschmähte PudelHinab vom hohen Strand,Entreißet mühsam seinen Herrn dem StrudelUnd trägt ihn froh ans Land.O möge diese kleine Fabel lehren,Wie oft der Schein belügt,Nur die Gefahr kann einen Freund bewähren,Die Außenseite trügt.Ihr Weltenherrscher hasset nicht den Braven,Weil er nicht niedrig kriecht,Der erste eurer tiefgebückten SklavenIst oft ein Bösewicht.
Das Unmögliche wollen,das Undenkbare denkenund das Unsägliche sagen,haben stets gleiche Früchte getragen:Du mußt, wenn die Träume sich scheiden,zuletzt das Unleidliche leiden.
Glücklich, glücklich nenn ich den, Dem des Daseins letzte Stunde Schlägt in seiner Kinder Mitte. Solches Scheiden heißt nicht Sterben; Denn er lebt im Angedenken, Lebt in seines Wirkens Früchten, Lebt in seiner Kinder Taten, Lebt in seiner Enkel Mund. O es ist so schön, beim Scheiden Seines Wirkens ausgestreuten Samen Lieben Händen zu vertraun, Die der Pflanze sorglich warten, Und die späte Frucht genießen; Im Genusse doppelt fühlend Den Genuß und das Geschenk. O es ist so süß, so labend, Das was uns die Väter gaben Seinen Kindern hinzugeben Und sich selbst zu überleben!
Auf die Hände küßt die Achtung,Freundschaft auf die offne Stirn,Auf die Wange Wohlgefallen,Sel´ge Liebe auf den Mund.Aufs geschloßne Aug´ die Sehnsucht,In die hohle Hand Verlangen,Arm und Nacken die Begierde;Überall sonst die Raserei.