Der Mensch fiel von Gott ab, die Sterne nicht,Drum ist in Sternen Wahrheit, im Gestein,In Pflanze, Tier und Baum, im Menschen nicht.Und wer´s verstünde still zu sein wie sie,Gelehrig fromm, den eignen Willen meisternd,Ein aufgespannhtes, demutsvolles Ohr,Ihm würde leicht ein Wort der Wahrheit kund,Das durch die Welten geht aus Gottes Mund.
Johannisbeer ist süße Frucht,Doch süßer klingt: »Ribisel«;Der Deutsche sagt: "Ein hübsches Gesicht!"Der Wiener: "A hübsch Gfriesel!"Die deutschen Jungfraun zieren sichSpröd-ernsten Wesens, strengens;Die Wienerin hält sich den Mann vom Leib,Und lacht und sagt: "Jetzt gengens!"Und wenn er dringend wird und sprichtVon seinem gebrochen Herzen,Dann schaut sie ihm ernsthaft ins Gesicht:"Sonst habens keine Schmerzen?"Und will er die Pistole garNach Brust und Stirne richten,Da nimmt sie ihn freundlich bei der Hand:"Gehns, machens keine Gschichten!"
Ei, wer schilt die Jugend euch?Ihr sind alle Lebensgüter,vor der Freuden Zauberreichsteht sie als des Gartens Hüter.Sie ist stolz und stark und kühn,reich an Streben und an Taten,braucht´s doch auch erst Frühlings Blühn,eh´ der Sommer reift die Saaten.Aber eines weiß sie nichtUnd wird´s, oft getäuscht, erkennen:Daß, was heut´ am lautsten spricht,wofür alle Herzen brennen,Was in jeder Meinung stehtals für ewig eingegraben,kaum, daß ein Jahrzehnt vergeht,nur ein Spott ist noch der Knaben.Daß, wie Mode formt das Kleid,auch der Geist tauscht seine Trachten,und ein Richter nur: die Zeit,als ein letzter sei zu achten.Darum wirkt mit rascher Tat,übergebt euch Strom und Lüften,doch das Urteil und den Ratlaßt den Reifern und Geprüften!
Ich fühle wohl meine Sünden,Die alten, wohl gar auch neue,Doch wenn ich die Wahrheit gestehen soll,So fehlt mir die rechte Reue.Nicht, als wär´ gar so hoch mein Sinn,Ist´s, was uns trennt unendlich,Vielmehr nur, daß ich ehrlich bin,Macht mich euch unverständlich.
Unsere Neigungen, Gedanken,scheinen gleich sie ohne Schranken,gehn sie doch wie die Rinderherde,eines in des andern Tritt.Drum, bei allem, was ihr macht,sei der Anfang reif bedacht.
Schwarz ihre Brauen, Weiß ihre Brust, Klein mein Vertrauen, Groß doch die Lust. Schwatzhaft mit Blicken, Schweigend die Zung´, Alt das Mißglücken, Wunsch immer jung; Arm was ich brachte, Reich meine Lieb´, Warm was ich dachte, Kalt was ich schrieb.
Man spricht jetzt viel von dem Glauben:Der eine wünscht zu glauben,Der andre glaubt zu glauben,Der dritte hat den Glauben.Allein der Glaube hat keinen.Was mein ist, ist nur Meinen.
Schatten sind des Lebens Güter,Schatten seiner Freuden Schar,Schatten, Worte, Wünsche, Taten;Die Gedanken sind nur wahr.Und die Liebe, die du fühlest,Und das Gute, das du tust.Und kein Wachen, als im Schlafe,Wenn du einst im Grabe ruhst.
Wenn der Vogel singen will, Sucht er einen Ast, Nur die Lerche trägt beim Sang Eigne, leichte Last.Doch der Fink, die Nachtigall, Selbst der muntre Spatz Wählen, eh´ die Kehle tönt, Für den Fuß den Platz.Gebt mir, wo ich stehen soll, Weist mir das Gebiet, Und ich will euch wohl erfreun Noch mit manchem Lied.Denn in Deutschland weht der Sturm - Sturm, man weiß, ist Wind - , Wähnen, wenn der Ast sie schnellt, Daß sie flügge sind.Und hier Landes dunkelt´s tief, Nacht wie Pech und Harz, In den Zweigen nächst dem Stamm Nisten Dohlen schwarz.Kauz und Eule dämisch dumm Schaun zum Astloch raus, Nur der Starmatz schwatzt vom Platz, Kanzelt für das Haus.Tiefer unten aber steigt´s Auf vom Boden dumpf, Und die Frösche quaken laut Aus verjährtem Sumpf.Und so schweb ich ew´gen Flugs zwischen Erd´ und Luft, Und kein Platz dem müden Fuß, Als dereinst die Gruft.
Das ist wohl nicht das größte Gut,Ein neues Kleid, ein neuer Hut,Der hohe Rang, die goldne Dose!Der Hirt ist glücklicher auf Moose,Als du bei vollbesetztem Tisch,Bei Torten und dergleichen Wisch.Er kann bei seinem leichten EssenDen Kummer und den Gram vergessen,Und wie der Städter nicht sein Kind,Liebt er in Einfalt dort sein Rind.Dies Glück macht froh die, die es haben,Ihm raubens Motten nicht, nicht Schaben.