Johannisbeer ist süße Frucht,Doch süßer klingt: »Ribisel«;Der Deutsche sagt: "Ein hübsches Gesicht!"Der Wiener: "A hübsch Gfriesel!"Die deutschen Jungfraun zieren sichSpröd-ernsten Wesens, strengens;Die Wienerin hält sich den Mann vom Leib,Und lacht und sagt: "Jetzt gengens!"Und wenn er dringend wird und sprichtVon seinem gebrochen Herzen,Dann schaut sie ihm ernsthaft ins Gesicht:"Sonst habens keine Schmerzen?"Und will er die Pistole garNach Brust und Stirne richten,Da nimmt sie ihn freundlich bei der Hand:"Gehns, machens keine Gschichten!"
Zwischen Handlung und ErfolgDehnt sich eine weite Kluft,Die des Menschen grübelnd Sinnen,Seiner Willensmacht Beginnen,Alle seine Wissenschaft,Seines Geistes ganze Kraft,Seine brüstende ErfahrungAuszufüllen nicht vermag.
Sehnsucht nach Liebe Alles liebet, alles scherzetIn der fröhlichen Natur;Alles küsset, alles herzetAuf den Höhn, in Wald und Flur!Läßt der holde Lenz sich nieder,Sanft umschwärmt vom lauen West,Senkt der Vogel sein Gefieder,Bauet liebend sich ein Nest.Und der Löwe flieht das Morden,Das sonst höchste Lust ihm schafft;Er verläßt der Brüder Horden,Huldigt Amors Zauberkraft.Und dir soll ich mich entziehen,Die uns menschlich fühlen lehrt?Liebe! ach, dich soll ich fliehen,Die der Tiger selbst verehrt?Ich allein nur soll dich meiden,Holde Spenderin der Lust?Ich soll wilde Tiere neidenUm das Fühlen ihrer Brust?Nein! dem schönsten aller TriebeSei mein fühlend Herz geweiht!Schenke mir Themirens Liebe,Amor, Gott der Zärtlichkeit!
Längs einem Strom in einem Felsenschlunde,Ging einst ein Edelmann,Und ihn umhüpften seine beiden Hunde:Joli und Soliman.Joli, das Windspiel, sprang mit tausend PossenHinan an seinen Herrn,Und wird geküßt, indessen steht verstoßenDer arme Pudel fern,Den armen liebt man nicht, er kann nicht schmeicheln,Zu finster ist sein Blick,Und statt den treuen, wie Joli, zu streicheln,Stößt man ihn stets zurück.Nun aber wankt der Herr am steilen StrandeMit ungewissem FußUnd stürzet plötzlich von dem glatten RandeDes Abgrunds in den Fluß.Indes Joli mit Furcht und bangem BellenAm hohen Ufer steht,Sich in dem Silberspiegel glatter WellenBegaffet und dann geht,Stürzt sich der brave, stets verschmähte PudelHinab vom hohen Strand,Entreißet mühsam seinen Herrn dem StrudelUnd trägt ihn froh ans Land.O möge diese kleine Fabel lehren,Wie oft der Schein belügt,Nur die Gefahr kann einen Freund bewähren,Die Außenseite trügt.Ihr Weltenherrscher hasset nicht den Braven,Weil er nicht niedrig kriecht,Der erste eurer tiefgebückten SklavenIst oft ein Bösewicht.
Der Minister des Äußern kann sich nicht äußern; der Minister des Innern ist schwach im Erinnern,der Kriegsministerträgt Szepter und Kron´ im Tornister,der Minister der Finanzenmuß nach jedes Pfeife tanzen,der Minister des Handelsist unsichtbaren Wandels,der Minister der Justizhat nicht Stimme, nur Sitz,der Minister des Kultusänderst Kultus in stultusder Chef der Polizeischüttelt den Kopf dabei.
Man sage nicht, das Schwerste sei die Tat,Da hilft der Mut, der Augenblick, die Regung:Das Schwerste dieser Welt ist der Entschluß.Mit eins die tausend Fäden zu zerreißen,An denen Zufall und Gewohnheit führt,Und aus dem Kreise dunkler Fügung treten,Sein eig´ner Schöpfer, zeichnen sich sein Los,Das ist´s, wogegen alles sich empört,Was in dem Menschen eignet dieser ErdeUnd aus Vergang´nem eine Zukunft baut.
Wenn dich Glück und Freunde fliehen,Sei du nicht so tief besorgt,Wie besitzen nur geliehenIst verloren nur geborgt.So an trüben Herbstestagen,Wenn erlosch des Jahres Glanz,Schau im Wind die Blätter jagen,Ein entfleischter Totentanz.Aber kaum der Lenz erschienen,Zahlt ein Erbe, lusterstarkt,Er mit barem, blanken Grünen,Was der Vorfahr abgekargt.Hold von neuem sind die Götter,Üb´rall Wonne, Lust und Licht,Neue Freuden, neue Blätter –Freilich nur dieselben nicht.
Als ich noch jung war,Liebt´ ich zu klagen,All, was dem Herzen leid,Vielen zu sagen.Nun, da ich älter,Hehl´ ich die Pein,Schließe den KummerIm Innersten ein.Denn ich erfuhr es:Kalt ist die Welt,Und nur der AnteilLindert, was quält.Sowie das Vöglein,Jedermann kennt´s,Das seine LiebeFlötet im Lenz,Aber vorüberRosen und Brut,Lautlos in ZweigenFürder nun ruht.So meine Muse,Also mein Herz;War doch ihr Lied nurSehnsucht und Schmerz.
Ei, wer schilt die Jugend euch?Ihr sind alle Lebensgüter,vor der Freuden Zauberreichsteht sie als des Gartens Hüter.Sie ist stolz und stark und kühn,reich an Streben und an Taten,braucht´s doch auch erst Frühlings Blühn,eh´ der Sommer reift die Saaten.Aber eines weiß sie nichtUnd wird´s, oft getäuscht, erkennen:Daß, was heut´ am lautsten spricht,wofür alle Herzen brennen,Was in jeder Meinung stehtals für ewig eingegraben,kaum, daß ein Jahrzehnt vergeht,nur ein Spott ist noch der Knaben.Daß, wie Mode formt das Kleid,auch der Geist tauscht seine Trachten,und ein Richter nur: die Zeit,als ein letzter sei zu achten.Darum wirkt mit rascher Tat,übergebt euch Strom und Lüften,doch das Urteil und den Ratlaßt den Reifern und Geprüften!