Das Unmögliche wollen,das Undenkbare denkenund das Unsägliche sagen,haben stets gleiche Früchte getragen:Du mußt, wenn die Träume sich scheiden,zuletzt das Unleidliche leiden.
Längs einem Strom in einem Felsenschlunde,Ging einst ein Edelmann,Und ihn umhüpften seine beiden Hunde:Joli und Soliman.Joli, das Windspiel, sprang mit tausend PossenHinan an seinen Herrn,Und wird geküßt, indessen steht verstoßenDer arme Pudel fern,Den armen liebt man nicht, er kann nicht schmeicheln,Zu finster ist sein Blick,Und statt den treuen, wie Joli, zu streicheln,Stößt man ihn stets zurück.Nun aber wankt der Herr am steilen StrandeMit ungewissem FußUnd stürzet plötzlich von dem glatten RandeDes Abgrunds in den Fluß.Indes Joli mit Furcht und bangem BellenAm hohen Ufer steht,Sich in dem Silberspiegel glatter WellenBegaffet und dann geht,Stürzt sich der brave, stets verschmähte PudelHinab vom hohen Strand,Entreißet mühsam seinen Herrn dem StrudelUnd trägt ihn froh ans Land.O möge diese kleine Fabel lehren,Wie oft der Schein belügt,Nur die Gefahr kann einen Freund bewähren,Die Außenseite trügt.Ihr Weltenherrscher hasset nicht den Braven,Weil er nicht niedrig kriecht,Der erste eurer tiefgebückten SklavenIst oft ein Bösewicht.
Eins ist, was altergraue Zeiten lehren, Und lehrt die Sonne, die erst heut getagt: Des Menschen ew´ges Loos, es heißt: Entbehren, Und kein Besitz, als den du dir versagt. Die Speise, so erquicklich deinem Munde, Beim frohen Fest genippter Götterwein, Des Teuren Kuß auf deinem heißen Munde, Dein wär´s? Sieh zu! ob du vielmehr nicht sein. Denn der Natur alther nothwend´ge Mächte, Sie hassen, was sich freie Bahnen zieht, Als vorenthalten ihrem ew´gen Rechte, Und reißens lauernd in ihr Machtgebiet. All was du hältst, davon bist du gehalten, Und wo du herrschest, bist du auch der Knecht. Es sieht Genuß sich vom Bedarf gespalten, Und eine Pflicht knüpft sich an jedes Recht. Nur was du abweist, kann dir wieder kommen, Was du verschmähst, naht ewig schmeichelnd sich, Und in dem Abschied, vom Besitz genommen, Erhältst du dir das einzig deine: Dich!
Die Zeit, sie eilt so schnell voraus,Und ich, ich blieb zurück.Ich schäme mich! Was kommt heraus?Es bleibt ein Mißgeschick.Doch stürmt sie hin unbändig jach,Kaum reicht so fern mein Blick;Die Bahngenossen stürmen nach,Und ich, ich blieb zurück.Vielleicht kehrt wieder sie des Wegs;Laßt sitzen mich am Stein!Vielleicht – hat sie sich müd´ gerannt –Hol´ ich sie doch noch ein.Der Gang der Welt ist nicht so rasch,Als Torheit meint und spricht;Man weiß wohl: Flügel hat die Zeit,Die Zeiten aber nicht.
Der Minister des Äußern kann sich nicht äußern; der Minister des Innern ist schwach im Erinnern,der Kriegsministerträgt Szepter und Kron´ im Tornister,der Minister der Finanzenmuß nach jedes Pfeife tanzen,der Minister des Handelsist unsichtbaren Wandels,der Minister der Justizhat nicht Stimme, nur Sitz,der Minister des Kultusänderst Kultus in stultusder Chef der Polizeischüttelt den Kopf dabei.
Glücklich, glücklich nenn ich den, Dem des Daseins letzte Stunde Schlägt in seiner Kinder Mitte. Solches Scheiden heißt nicht Sterben; Denn er lebt im Angedenken, Lebt in seines Wirkens Früchten, Lebt in seiner Kinder Taten, Lebt in seiner Enkel Mund. O es ist so schön, beim Scheiden Seines Wirkens ausgestreuten Samen Lieben Händen zu vertraun, Die der Pflanze sorglich warten, Und die späte Frucht genießen; Im Genusse doppelt fühlend Den Genuß und das Geschenk. O es ist so süß, so labend, Das was uns die Väter gaben Seinen Kindern hinzugeben Und sich selbst zu überleben!
Was je den Menschen schwer gefallen,Eins ist das Bitterste von Allen:Vermissen, was schon unser war,Den Kranz verlieren aus dem Haar;Nachdem man sterben sich gesehen,Mit seiner eignen Leiche gehen.
Zögernd leiseIn des Dunkels nächt´ger StilleSind wir hier;Und den Finger sanft gekrümmt,Leise, leise,Pochen wirAn des Liebchens Kammertür.Doch nun steigend,Schwellend, schwellend, hebendMit vereinter Stimme, Laut Rufen aus wir hochvertraut;Schlaf du nicht,Wenn der Neigung Stimme spricht!Sucht´ ein Weiser nah und ferneMenschen einst mit der Laterne;Wieviel seltner dann als GoldMenschen, uns geneigt und hold?Drum, wenn Freundschaft, Liebe sprichtFreundin, Liebchen, schlaf du nicht!Aber was in allen ReichenWär´ dem Schlummer zu vergleichen?Drum statt Worten und statt GabenSollst du nun auch Ruhe haben.Noch ein Grüßchen, noch ein Wort,Es verstummt die frohe Weise,Leise, leise,Schleichen wir uns, ja, schleichen wir uns wieder fort.(vertont von Franz Schubert)
Man sage nicht, das Schwerste sei die Tat,Da hilft der Mut, der Augenblick, die Regung:Das Schwerste dieser Welt ist der Entschluß.Mit eins die tausend Fäden zu zerreißen,An denen Zufall und Gewohnheit führt,Und aus dem Kreise dunkler Fügung treten,Sein eig´ner Schöpfer, zeichnen sich sein Los,Das ist´s, wogegen alles sich empört,Was in dem Menschen eignet dieser ErdeUnd aus Vergang´nem eine Zukunft baut.
Wenn der Vogel singen will, Sucht er einen Ast, Nur die Lerche trägt beim Sang Eigne, leichte Last.Doch der Fink, die Nachtigall, Selbst der muntre Spatz Wählen, eh´ die Kehle tönt, Für den Fuß den Platz.Gebt mir, wo ich stehen soll, Weist mir das Gebiet, Und ich will euch wohl erfreun Noch mit manchem Lied.Denn in Deutschland weht der Sturm - Sturm, man weiß, ist Wind - , Wähnen, wenn der Ast sie schnellt, Daß sie flügge sind.Und hier Landes dunkelt´s tief, Nacht wie Pech und Harz, In den Zweigen nächst dem Stamm Nisten Dohlen schwarz.Kauz und Eule dämisch dumm Schaun zum Astloch raus, Nur der Starmatz schwatzt vom Platz, Kanzelt für das Haus.Tiefer unten aber steigt´s Auf vom Boden dumpf, Und die Frösche quaken laut Aus verjährtem Sumpf.Und so schweb ich ew´gen Flugs zwischen Erd´ und Luft, Und kein Platz dem müden Fuß, Als dereinst die Gruft.