Novembernebel füllenMit feuchtem Grau das Thal,Als wollten sie verhüllenDie Erde, kahl und fahl.Mit seinem dunklen SaumeGespenstisch ragt der Wald,Daraus, so wie im Traume,Von fern die Axt erschallt.Den Pfad mit kühlem HaucheUmwittert ödes Weh´,Verwaist am dorn´gen StraucheBebt Hagebutt´ und Schleh´.Wohin die Schritte streben,Versinkt der Fuß im Koth –Mühselig ist das LebenUnd traurig wie der Tod.
Was an Schmerzen du erfahren,Ist vergessen auch zur Stund´,Küßt nach langen, öden JahrenWieder dich ein schöner Mund.Was die Zeit an Ruhm dir raubte,Hast du doppelt reich und schnell,Wenn dein Kranz, der früh entlaubte,Wieder ausschlägt grün und hell.Darum sel´ge Tränen weine,Wird dir noch ein spätes Glück:Denn es bleibt nun auch das deine,Und kein Gott nimmt´s mehr zurück!
Strahlend im heitersten Blau steht die Sonne;Aber früh noch ist es im LenzUnd eisige Lüfte hauchen nochVon den Bergen herüber,Wo hartnäckig der Winter sich fest gefrorenIn tannenumdunkelten Klüften.Dennoch vom erstarrten BlachfeldSchwingt sich mit kämpfendem FlügelDie Lerche empor,Hin und her geschleudert vom Sturm,Aber die jauchzende Brust umfunkeltVom ewigen Licht –Schwing´ dich ihr nach, du mein geflügeltes Lied!
Es ist des Menschen Fluch und sein Verhängnis,Daß seine Fehler sicher wirkend schreitenUnd, offenkundig rings, ihm gleich bereitenJedweden Schmerz und jegliche Bedrängnis.Sein Bestes aber lebt wie im GefängnisUnd seine Tugenden sind Heimlichkeiten;Er selber muß sie zweifelnd oft bestreiten,Rauh überlassen seiner Herzensbängnis.Denn diese Welt, so rasch im Schulderkennen,So gern bereit, werktätig sich zu zeigen,Sobald es gilt, ein Schandmal aufzubrennen:Sie hüllt sich allsogleich in starres Schweigen,Soll sie ein echt Verdienst beim Namen nennenUnd einem hohen Wollen sich verneigen.
Ja, der Winter ging zur Neige,holder Frühling kommt herbei,Lieblich schwanken Birkenzweige,und es glänzt das rote Ei.Schimmernd wehn die Kirchenfahnenbei der Glocken Feierklang,und auf oft betretnen Bahnennimmt der Umzug seinen Gang.Nach dem dumpfen Grabchoraletönt das Auferstehungslied,und empor im Himmelsstrahleschwebt er, der am Kreuz verschied.So zum schönsten der Symbolewird das frohe Osterfest,daß der Mensch sich Glauben hole,wenn ihn Mut und Kraft verläßt.Jedes Herz, das Leid getroffen,fühlt von Anfang sich durchweht,daß sein Sehnen und sein Hoffenimmer wieder aufersteht.
O wein´ dich aus an meiner Brust,Laß in dein Herz mich seh´n;Und wärst du noch so schuldbewußt:Ich kann dich ganz versteh´n.Denn nennen kannst du mir kein Leid,Das nicht schon traf auch mich;Auch mir droht noch Vergangenheit –Und schuldig war auch ich.Auch meine Wange hat gebranntIn der Beschämung Rot –Verloren hab´ ich mich genanntUnd mir erhofft den Tod.D´rum wein´ dich aus an meiner Brust,Ich kann dich ganz versteh´n,Und wärst du noch so schuldbewußt:Getröstet wirst du geh´n!
Wieder mit Flügeln, aus Sternen gewoben,Senkst du herab dich, o heilige Nacht;Was durch Jahrhunderte alles zerstoben –Du noch bewahrst deine leuchtende Pracht.Ging auch der Welt schon der Heiland verloren,Der sich dem Dunkel der Zeiten entrang,Wird er doch immer aufs neue geboren,Nahst du, Geweihte, dem irdischen Drang.Selig durchschauernd kindliche Herzen,Bist du des Glaubens süßester Rest;Fröhlich begangen bei flammenden Kerzen,Bist du das schönste, das menschlichste Fest.Leerend das Füllhorn beglückender Liebe,Schwebst von Geschlecht zu Geschlecht du vertraut –Wo ist die Brust, die verschlossen dir bliebe,Nicht dich begrüßte mit innigstem Laut?Und so klingt heut noch das Wort von der Lippe,Das einst in Bethlehem preisend erklang,Strahlet noch immer die lieblichste Krippe –Tönt aus der Ferne der Hirten Gesang .....Was auch im Sturme der Zeiten zerstoben –Senke herab dich in ewiger Pracht,Leuchtende du, aus Sternen gewoben,Frohe, harzduftende, heilige Nacht!