Der Tag, der keine Sonne sah, verbleicht;Der Weg versinkt in abendschwerem Regen.Der müde Fuß, den weicher Schlamm umschleicht,Steigt Schritt vor Schritt der Dunkelheit entgegen.Zu beiden Seiten kriechen niedre Hecken,Den Fuß belauernd, hin am Wegesrand.Gekappter Bäume kahle Äste reckenSich hoch wie Finger einer Totenhand. –Und schwärzer wird die Nacht – und endlos dehntDie Straße sich – und schmutziger Regen tropft. –Nie hat die Seele sich so heiß gesehnt; –Nie hat das Herz so lebenswild geklopft.
Zähre rieselt mir um Zähre in des Betts zerwühltes Laken. Bange Angstgedanken haken sich in meiner Seele Schwere.Schmerzgekrümmt sind meine Beine; traurig triefend hängt der Bart von den Tränen, die ich weine - und die Nase trieft apart ...Ach, es ist der Traum der Liebe, den ich durch die Seele siebe. Ach, es ist der Liebe Weh, die mich zwickt vom Kopf zum Zeh. -Armes Herz! Die Träume wittern fernen Trost. Ich spann´ die Ohren - und durch meiner Seele Zittern, fernherflüsternd, traumverloren, murmelt ein geliebter Mund: Schlapper Hund!
Kriecht die Hoffnung aus dem Lochemeiner Glücksverlassenheit?Putzt sich eine Glanzepocheaus der Trübnis dieser Zeit?Irgendwo vernahm ich Lautewie von schüchternem Applaus,und ich sah ein Licht, das schautewie verlegene Liebe aus.Blitzt´ es nicht auch in der Fernewie von schimmerndem Metall? – Zweifellos: es drängen Sternedurchs Gewölk sich überall …Andrerseits ist zu erwägen:Hoffnung hat ein großes Maul,und des Dichters armem Brägendeucht ein Huf oft schon ein Gaul.
Wieder zieh man einen Pfaffenmangelhafter Sittlichkeit.Denn er machte sich zu schaffenmit der jungen Weiblichkeit.Ja, es ist das Los der Frommen,daß im Dienst der Liebe meistsie vom rechten Wege kommen,den ihr Amt sie wandeln heißt.Liebe, sagen sie, sei Tugend –doch sei Lieb auch Unmoral –und liebt einer dann die Jugend,gibt es vor Gericht Skandal.Schwer fürwahr ist zu entwirrendieses Zwiespalts Labyrinth;und wenn schon die Hirten irren,bleibt die Herde vollends blind.Seltsam! Doch lehrt die Erfahrung,daß das Volk es stets erkenntohne Pfaffenoffenbarungwann man Liebe – Liebe nennt.
Geh nach Hause, armer Knabe,Leg dich nieder, weh verliebt.Träume von der Himmelsgabe,Die der Himmel dir nicht gibt.Träume von den blonden Flechten,Die du nur als Schnecken siehst.Hadre mit dem ungerechtenSchicksal, dem kein Glück entsprießt.Irgendwo ziehn weiche Glieder,Lippen, süß zum Kuß und rund,Irgendwen in Liebe nieder. –Träum den Leib und träum den Mund!Träumend darfst du dich vergeuden.Träum in üppiger PhantasieDeiner Liebe letzte Freuden. –Träume, Freund, enttäuschen nie.
Mein GefängnisAuf dem Meer tanzt die Wellenach der Freiheit Windmusik.Raum zum Tanz hat meine Zellesiebzehn Meter im Kubik.Aus dem blauen Himmel zittertSehnsucht, die die Herzen stillt.Meine Luke ist vergittertund ihr dickes Glas gerillt.Liebe tupft mit bleichen, leisenFingern an mein Bett ihr Mal.Meine Pforte ist aus Eisen,meine Pritsche hart und schmal.Tausend Rätsel, tausend Fragenmachen manchen Menschen dumm.Ich hab eine nur zu tragen:Warum sitz ich hier? Warum?Hinterm Auge wohnt die Träne,und sie weint zu ihrer Zeit.Eingesperrt sind meine Plänenamens der Gerechtigkeit.
Nachts braust ein hohles Rauschen an mein Ohr.Schrill tönt mein Schritt, der banges Leben kündet.Tief unterm Erdreich liegt ein Wasserrohr:Weiß nicht, wo´s herkommt, – weiß nicht, wo es mündet.So tief wie eine Ahnung rollt der Schall,wie bange Märchen, die wir schaudernd träumen.Mein Fuß erschrickt – und weiß, daß überalltief unter meinen Wegen Wasser schäumen.
An dem kleinen Himmel meiner Liebewill – mich dünkt – ein neuer Stern erscheinen.Werden nun die andern Sterne weinenan dem kleinen Himmel meiner Liebe?Freut euch, meine Sterne, leuchtet heller!Strahlend steht am Himmel, unverrücklicheures jeden Glanz und macht mich glücklich.Freut euch, meine Sterne, leuchtet heller!Kommt ein neuer Stern in eure Mitte,sollt ihr ihn das rechte Leuchten lehren.Junge Glut wird euer Licht vermehren,kommt ein neuer Stern in eure Mitte.An dem kleinen Himmel meiner Liebeist ein Funkeln, Glitzern, Leuchten, Sprühen.Denn ein neuer Stern beginnt zu glühenan dem kleinen Himmel meiner Liebe.
Ihr treibt das Rad, ihr wirkt die Zeit,das Feuer flammt: Jetzt! und Hier!Euch mahnt das Feuer, macht euch bereit!Erkennt eure Kraft! Seid Ihr!Euch flammt das Feuer! Euch blüht das Land!Erkennt! Seht! Hört! und Wißt!Doch ihr verdingt euer Hirn, eure Hand –und zweifelt, was Euer ist.Kein Fragen, kein Rechnen befreit den Geist.Das Feuer flammt: Tat ist Pflicht!Wenn ihr eure Ketten nicht zerreißt, –von selber brechen sie nicht!