Ich bin verdammt zu warten in einem Bürgergarten auf das geliebte Weib. Nun sitz ich hier als Beute gewissenloser Leute mit breitem Unterleib. Sie sind so froh beim Biere, bald zwei, bald drei, bald viere — und reden vom Geschäft. Die Gattin spricht vom Hause, die Töchter trinken Brause, und Flock, das Hündchen, kläfft. Die Kellnerinnen schwirren. Die Tischgeschirre klirren. Der Himmel scheint so blau. Wie süß ist´s doch, zu warten in einem Bürgergarten auf die geliebte Frau.
Mädchen mit den krummen Beinen,wie ein Dackel schief im Gang,glätte mir dein weißes Leinen.Grade will dein Wuchs mir scheinen,liegst du lang.Deine Haut, die fleckig, kreidig,dir verunziert Stirn und Wang,rötet sich und wird geschmeidig,und dein Borstenhaar wird seidig,liegst du lang.Dein Organ ist wie der Spatzenkreischend krächzender Gesang.Komm auf schwellende Matratzen!Wohllaut wird dein heisres Kratzen,liegst du lang.Armes Kind, nie kam ein Freier,der dich auf sein Lager dang.Komm zu mir zur Liebesfeier!Mir schwillt Mut und Blut und Leier,liegst du lang.
Sie lernte Stenographin.Er war Engros-Kommis.Im Speisewagen traf ihnein Blick. Er liebte sie.auf einer Haltestellebrach man die Reise ab,woselbst er im Hotellesie als sein Weib ausgab.Nicht viel, das man sich fragte.Doch küßten sie genug.Und als der Morgen tagte,ging schon der nächste Zug.Nach einer kurzen Stundefand ihre Fahrt den Schluß.Er nahm von ihrem Mundenoch einen heißen Kuß.Er sah sie schnupftuchwinkendnoch stehn zum letztenmal,und in sein Auge blinkendsich eine Träne stahl.Er soll sie noch heute lieben.Sie war so drall und jung.Ihr ist ein Kind gebliebenund die Erinnerung.
Dies ist der Erde Nacht,Und Regen fällt hernieder.Ich habe meine LiederUnd Taten nicht vollbracht.Die Welt ist voll Verdruß.Kein Stern scheint meinem Wege.Wenn ich mich niederlege,Erwartet mit kein Kuß.Rings schlafen weit im KreisDie Menschen frei von Qualen.Die ersten SonnenstrahlenErwecken Not und Schweiß.Vielleicht zeigt mir ein TraumMein Glück und das der Erde.Ob er je Wahrheit werde, –Ich wag´s zu hoffen kaum.
Angst packt mich an,Denn ich ahne, es nahen Tagevoll großer Klage.Komm du, komm her zu mir! –Wenn die Blätter im Herbst ersterbenund sich die Flüsse trüber färbenund sich die Wolken ineinander schieben –dann komm, du, komm!Schütze mich –stütze mich –faß meine Hand an.Hilf mir lieben!
Du hast mich fortgeschickt, und ich geh heim. Die Gaslaternen blinzeln frech und schielen. Im Rinnstein drängt sich dicker Straßenschleim. Zufrieden tropfend gluckst es in den Sielen.In einem Seitenweg verhallt ein Schritt, leicht und beschwingt, als käm er vom Genießen. Studenten torkeln mir vorbei zu dritt, die Zeitungsblätter auf die Stöcke spießen.Ich tu mir leid. Mein Schmerz stimmt mich vergnügt, heißt mich auf alle Ärgernisse achten, ob gegen dich sich draus ein Vorwurf fügt und die, die im Kaffeehaus mit dir lachten.Wart! Morgen sprechen wir uns schon dafür. Mein Ingrimm wird sich zu entladen wissen. - Da bin ich - öffne zögernd deine Tür - und küsse weinend deine leeren Kissen.
An dem kleinen Himmel meiner Liebewill – mich dünkt – ein neuer Stern erscheinen.Werden nun die andern Sterne weinenan dem kleinen Himmel meiner Liebe?Freut euch, meine Sterne, leuchtet heller!Strahlend steht am Himmel, unverrücklicheures jeden Glanz und macht mich glücklich.Freut euch, meine Sterne, leuchtet heller!Kommt ein neuer Stern in eure Mitte,sollt ihr ihn das rechte Leuchten lehren.Junge Glut wird euer Licht vermehren,kommt ein neuer Stern in eure Mitte.An dem kleinen Himmel meiner Liebeist ein Funkeln, Glitzern, Leuchten, Sprühen.Denn ein neuer Stern beginnt zu glühenan dem kleinen Himmel meiner Liebe.
Meine Straße mir entgegenIst heut eine Frau gegangen,Deren Tragen und BewegenAll mein Sinnen hält gefangen.Was ich liebend je gepriesen,Wenn ich kurzes Glück genossen,Alle Pracht schien mir in diesenSchlanken Körper eingegossen.Sichrer Schritt auf graden Beinen,Hohe Schultern, schmaler Rücken.In den Augen trocknes WeinenUnd verhaltenes Entzücken.Eh´ sie meinem Blick entschwände,Folgt ich lange ihren Spuren,Und dann formten meine HändeIhre herrlichen KonturenAus der Luft, bis ich verlorenHeimging, voll von allem Süßen,Ihren Duft in meinen Poren,Ihren Gang in meinen Füßen.Daß sie doch noch einmal käme!Dann will ich sie knieend fragen,Ob sie mich zum Gatten nähme, –Und sie wird »Sie Esel!« sagen.(Erna)
Fürcht´ nicht die Stunde, da du stirbst.Die Welt, o glaub´s nur, kann dich missen.Kein Stern, um dessen Licht du wirbst,Wird mit dir in den Tod gerissen. Solang du lebst, wirst du gebraucht.Soll dich das Leben nicht vergessen,Sorg, dass die Tat nicht untertaucht,An der du deine Kraft gemessen. Leb, dass du stündlich sterben kannst,In Pflicht und Freude stark und ehrlich.Nicht dich – das Werk, das du begannst,Mach für die Menschheit unentbehrlich!