Wie ein Verlorner an verlaßner KüsteSeh ich verzweifelnd um mich her und weine:Wo ist ein Blick, der glänzte wie der deine?Wo ist ein Mund, der wie der deine küßte?Und wenn ich hoffte selbst, und wenn ich wüßte,Daß günstig lächelte mir mehr als eine,Ich blickte kaum nach ihr empor zum ScheineMit Augen, wie die Augen einer Büste.Wenn bis ans Ziel des irdischen BestrebensNie deines Anblicks wieder ich mich freue,Noch der Erwidrung meines Liebeslebens,Sei ohne Sorgen wegen meiner Treue:Mich lockt ein neuer Liebesreiz vergebens,Die ew´ge Schönheit ist das ewig Neue.
Oft, wenn wir lang im Dunkel schweifenDurch eine tiefverhüllte Nacht,Dann werden uns die PurpurstreifenAurorens plötzlich angefacht. Verzweifle keiner an den Wegen,Die das Verhängnis mächtig geht,Sie bringen uns dem Glück entgegen,Das wunderbar am Ziele steht. Und hat dich Mißgeschick betroffen,Und hat dich mancher Schmerz verletzt,Hör dennoch nimmer auf zu hoffen,Und die Erfüllung naht zuletzt. Es quälen uns so manche Plagen,Eh´ uns der Götter Gunst beglückt,Wir müssen manche Dornen tragen,Eh´ uns der Kranz der Freude schmückt. So wechselt´s in den ird´schen Dingen,Das ist der Fluch der flücht´gen Zeit,Und will ich morgen fröhlich singen,So muß ich kläglich weinen heut. Zwar kommt Erhörung oft geschrittenMit ihrer himmlischen Gewalt,Doch dann erst hört sie unsre Bitten,Wenn unsre Bitten lang verhallt.
O wonnigliche Reiselust,an dich gedenk ich früh und spat!Der Sommer naht, der Sommer naht,Mai, Juni, Juli und August,da quillt empor,da schwillt empordas Herz in jeder Brust.Ein Tor, wer immer stille steht,drum Lebewohl und reisen wir!Ich lobe mir, ich lobe mirdie Liebe, die auf Reisen geht!Drum säume nicht und träume nicht,wer meinen Wink versteht.
Der Strom, der neben mir verrauschte, wo ist er nun? Der Vogel, dessen Lied ich lauschte, wo ist er nun? Wo ist die Rose, die die Freundin am Herzen trug, Und jener Kuß, der mich berauschte, wo ist er nun? Und jener Mensch, der ich gewesen, und den ich längst Mit einem andern Ich vertauschte, wo ist er nun?
Ich möchte, wenn ich sterbe, wie die lichtenGestirne schnell und unbewußt erbleichen,Erliegen möcht ich einst des Todes Streichen,Wie Sagen uns vom Pindaros berichten.Ich will ja nicht im Leben oder DichtenDen großen Unerreichlichen erreichen,Ich möcht, o Freund, ihm nur im Tode gleichen;Doch höre nun die schönste der Geschichten!Er saß im Schauspiel, vom Gesang beweget,Und hatte, der ermüdet war, die WangenAuf seines Lieblings schönes Knie geleget:Als nun der Chöre Melodien verklangen,Will wecken ihn, der ihn so sanft geheget,Doch zu den Göttern war er heimgegangen.
Wenn ihr suchet ohne Wanken,was das Leben kann erfrischen,bleiben jung auch die Gedanken,weil sie ewig jung nur zwischenHoffen und Erfüllen schwanken.
Einmal will ich, das versprech ich, ohne Liebgekose leben,Wenn die Blumen hier im Garten nach den Tafeln Mose leben,Hör ich abends auf den Straßen einen Vogel, eine Flöte,Sag ich bei mir selbst: Es möge dieser Virtuose leben!Freund! es ist der Lenz gekommen, unsre Wege sind verschieden:Lebe wie die keusche Lilie, laß mich wie die Rose leben!Weil auf dieser harten Erde mancher Stoß und Schlag zu dulden,Wolle keiner, wie die zarte, weichliche Mimose leben!Laßt mich euren Rat vernehmen, was das Beste sei von zweien:Weise leben, lose reden? Weise reden, lose leben?Wollt ihr mich durchaus verkennen, tut es immerhin, denn immerWerd ich, ob ich lächle drüber, oder mich erbose, leben!
Die Liebe hat gelogen,Die Sorge lastet schwer –Betrogen, ach, betrogenHat alles mich umher!Es rinnen helle TropfenDie Wange stets herab:Laß ab, laß ab zu klopfen,Laß ab, mein Herz, laß ab!