Geduld, du kleine Knospe Im lieben stillen Wald, Es ist noch viel zu frostig, Es ist noch viel zu bald. Noch geh ich an dir vorüber, Doch merk ich mir den Platz, Und kommt heran der Frühling, So hol ich dich, mein Schatz.
Einmal will ich, das versprech ich, ohne Liebgekose leben,Wenn die Blumen hier im Garten nach den Tafeln Mose leben,Hör ich abends auf den Straßen einen Vogel, eine Flöte,Sag ich bei mir selbst: Es möge dieser Virtuose leben!Freund! es ist der Lenz gekommen, unsre Wege sind verschieden:Lebe wie die keusche Lilie, laß mich wie die Rose leben!Weil auf dieser harten Erde mancher Stoß und Schlag zu dulden,Wolle keiner, wie die zarte, weichliche Mimose leben!Laßt mich euren Rat vernehmen, was das Beste sei von zweien:Weise leben, lose reden? Weise reden, lose leben?Wollt ihr mich durchaus verkennen, tut es immerhin, denn immerWerd ich, ob ich lächle drüber, oder mich erbose, leben!
Und seh ich die Morgensonne erwachen,Wenn der Frühling kommt, die Gärten lachen,Die Herde weidet, die Schwalben bauen,Und ich wandle dahin auf blumigen Auen:Dann zeigt mir der Teppich des reichen GefildesDas Symbol des unendlichen Bildes.Und ist das Abendrot spät entschwunden,Und es nahen die stillen, die traulichen Stunden,Und ich schaue hinaus wie der Himmel glüht,Wenn die Saat der Welten dem Auge blüht:Dann fühl ich noch mächtiger deine Spur,Erhabener Geist, in der großen Natur.
Mein Herz ist zerrissen, du liebst mich nicht!Du ließest mich wissen, du liebst mich nicht!Wiewohl ich dir flehend und werbend erschien,Und liebebeflissen, du liebst mich nicht!Du hast es gesprochen, mit Worten gesagt,Mit allzu gewissen, du liebst mich nicht!So soll ich die Sterne, so soll ich den Mond,Die Sonne vermissen? du liebst mich nicht!Was blüht mir die Rose? was blüht der Jasmin?Was blühn die Narzissen? du liebst mich nicht!
Du liebst und schweigst – O hätt ich auch geschwiegen,Und meine Bicke nur an dich verschwendet!O hätt ich nie ein Wort dir zugewendet,So müßt ich keinen Kränkungen erliegen!Doch diese Liebe möcht ich nie besiegen,Und weh dem Tag, an dem sie frostig endet!Sie ward aus jenen Räumen uns gesendet,Wo selig Engel sich an Engel schmiegen.Drum laß des Wahns mich, daß du liebst, mich freuen,Damit die Seele nicht mir ganz veröde,Und meinen Glauben möge nichts zerstreuen!O Glück, verweigre nicht mir allzuschnödeDen Tag, an welchem seinem VielgetreuenDie ganze Seele zeigt der schöne Spröde!
Die Liebe hat gelogen,Die Sorge lastet schwer –Betrogen, ach, betrogenHat alles mich umher!Es rinnen helle TropfenDie Wange stets herab:Laß ab, laß ab zu klopfen,Laß ab, mein Herz, laß ab!
Licht, vom Himmel flammt es nieder, Licht, empor zum Himmel flammt es; Licht, es ist der große Mittler Zwischen Gott und zwischen Menschen; Als die Welt geboren wurde, Ward das Licht vorangeboren, Und so ward des Schöpfers Klarheit Das Mysterium der Schöpfung; Licht verschießt die heil´gen Pfeile Weiter immer, Lichter immer, Ahriman* sogar, der dunkle, Wird zuletzt vergehn im Lichte.(*Böser Geist, Macht der Finsternis)
Laß tief in dir mich lesen, Verhehl auch dies mir nicht, Was für ein Zauberwesen Aus deiner Stimme spricht? So viele Worte dringen Ans Ohr uns ohne Plan, Und während sie verklingen, Ist alles abgetan. Doch drängt auch nur von ferne Dein Ton zu mir sich her, Behorch ich ihn so gerne, Vergeß ich ihn so schwer! Ich bebe dann, entglimme Von allzurascher Glut: Mein Herz und deine Stimme Verstehn sich gar zu gut!
Wer in der Brust ein wachsendes Verlangen Nach schönen Augen fühlt und schönen Haaren, Den mahn ich ab, der nur zu viel erfahren Von Schmerz und Qual durch eitles Unterfangen. Dem jähen Abgrund nur mit Not entgangen, Was bleib mir aus unendlichen Gefahren? Im Aug die Spur von hingeweinten Jahren, Und in der Brust ein ungeheures Bangen. Naht nicht der jähen Tiefe, junge Herzen! Des Ufers Liljen glühn von falschem Feuer, Denn ach, sie locken in das Meer der Schmerzen! Nur Jenen ist das Leben schön und teuer, Die frank und ungefesselt mit ihm scherzen, Und ihnen ruft ein Gott: Die Welt ist euer.
Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite, Und möchte fürder, immer fürder streben: Nie könnt ich lang an einer Scholle kleben, Und hätt ein Eden ich an jeder Seite. Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite, Empfand so sehr in diesem kurzen Leben, Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben, Allein wie schwer, zu finden eine zweite. Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte, Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen, Wenn dort verehrt es wird vom Volk der Knechte. Weit klüger ist´s, dem Vaterland entsagen, Als unter einem kindischen Geschlechte Das Joch des blinden Pöbelhasses tragen.