Ich möchte gern mich frei bewahren,Verbergen vor der ganzen Welt,Auf stillen Flüssen möcht ich fahren,Bedeckt vom schattgen Wolkenzelt.Von Sommervögeln übergaukelt,Der ird´schen Schwere mich entziehn,Vom reinen Element geschaukelt,Die schuldbefleckten Menschen fliehn.Nur selten an das Ufer streifen,Doch nie entsteigen meinem Kahn,Nach einer Rosenknospe greifen,Und wieder ziehn die feuchte Bahn.Von ferne sehn, wie Herden weiden,Wie Blumen wachsen immer neu,Wie Winzerinnen Trauben schneiden,Wie Schnitter mähn das duft´ge Heu.Und nichts genießen, als die HelleDes Lichts, das ewig lauter bleibt,Und einen Trunk der frischen Welle,Der nie das Blut geschwinder treibt.
Dies Land der Mühe, dieses Land des herben Entsagens werd ich ohne Seufzer missen, Wo man bedrängt von tausend Hindernissen Sich müde quält und dennoch muß verderben. Zwar mancher Vorteil läßt sich hier erwerben, Staatswürden, Wohlstand, eine Last von Wissen, Und unsere Deutschen waren stets beflissen, Sich abzuplagen und geplagt zu sterben. Ein Solcher darf zu keiner Zeit ermatten, Er fördre sich, er schmeichle jeder Mode Und sei dabei, wo Glück und Macht sich gatten. Mir, der ich bloß ein wandernder Rhapsode, Genügt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten, Und ein berühmter Name nach dem Tode.
Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite, Und möchte fürder, immer fürder streben: Nie könnt ich lang an einer Scholle kleben, Und hätt ein Eden ich an jeder Seite. Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite, Empfand so sehr in diesem kurzen Leben, Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben, Allein wie schwer, zu finden eine zweite. Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte, Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen, Wenn dort verehrt es wird vom Volk der Knechte. Weit klüger ist´s, dem Vaterland entsagen, Als unter einem kindischen Geschlechte Das Joch des blinden Pöbelhasses tragen.
Nächtlich am Busento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder;Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder!Und den Fluss hinauf, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Goten,Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten.Allzufrüh und fern der Heimat mussten hier sie ihn begraben,Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben.Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette,Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung auf dem Pferde.Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,Dass die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluss herbeigezogen:Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen.Und es sang ein Chor von Männern: - Schlaf in deinen Heldenehren!Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren! -Sangen´s und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere;Wäze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere.
Ich möchte, wenn ich sterbe, wie die lichtenGestirne schnell und unbewußt erbleichen,Erliegen möcht ich einst des Todes Streichen,Wie Sagen uns vom Pindaros berichten.Ich will ja nicht im Leben oder DichtenDen großen Unerreichlichen erreichen,Ich möcht, o Freund, ihm nur im Tode gleichen;Doch höre nun die schönste der Geschichten!Er saß im Schauspiel, vom Gesang beweget,Und hatte, der ermüdet war, die WangenAuf seines Lieblings schönes Knie geleget:Als nun der Chöre Melodien verklangen,Will wecken ihn, der ihn so sanft geheget,Doch zu den Göttern war er heimgegangen.
Geduld, du kleine KnospeIm lieben stillen Wald,Es ist noch viel zu frostig,Es ist noch viel zu bald. Noch geh ich dich vorüber,Doch merk ich mir den Platz,Und kommt heran der Frühling,So hol ich dich, mein Schatz.
Die Liebe hat gelogen,Die Sorge lastet schwer –Betrogen, ach, betrogenHat alles mich umher!Es rinnen helle TropfenDie Wange stets herab:Laß ab, laß ab zu klopfen,Laß ab, mein Herz, laß ab!
Was soll dies kindliche Verzagen,dies eitle Wünschen ohne Halt?Da du der Welt nicht kannst entsagen,erobre sie dir mit Gewalt!Und könntest du dich auch entfernen,es triebe Sehnsucht dich zurück;denn hör´, die Menschen lieben lernen,es ist das einzig wahre Glück.
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,Ist dem Tode schon anheimgegeben,Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,Und doch wird er vor dem Tode beben,Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,Zu genügen einem solchen Triebe:Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugenUnd den Tod aus jeder Blume riechen:Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!
Einmal will ich, das versprech ich, ohne Liebgekose leben,Wenn die Blumen hier im Garten nach den Tafeln Mose leben,Hör ich abends auf den Straßen einen Vogel, eine Flöte,Sag ich bei mir selbst: Es möge dieser Virtuose leben!Freund! es ist der Lenz gekommen, unsre Wege sind verschieden:Lebe wie die keusche Lilie, laß mich wie die Rose leben!Weil auf dieser harten Erde mancher Stoß und Schlag zu dulden,Wolle keiner, wie die zarte, weichliche Mimose leben!Laßt mich euren Rat vernehmen, was das Beste sei von zweien:Weise leben, lose reden? Weise reden, lose leben?Wollt ihr mich durchaus verkennen, tut es immerhin, denn immerWerd ich, ob ich lächle drüber, oder mich erbose, leben!