Wer in der Brust ein wachsendes Verlangen Nach schönen Augen fühlt und schönen Haaren, Den mahn ich ab, der nur zu viel erfahren Von Schmerz und Qual durch eitles Unterfangen. Dem jähen Abgrund nur mit Not entgangen, Was bleib mir aus unendlichen Gefahren? Im Aug die Spur von hingeweinten Jahren, Und in der Brust ein ungeheures Bangen. Naht nicht der jähen Tiefe, junge Herzen! Des Ufers Liljen glühn von falschem Feuer, Denn ach, sie locken in das Meer der Schmerzen! Nur Jenen ist das Leben schön und teuer, Die frank und ungefesselt mit ihm scherzen, Und ihnen ruft ein Gott: Die Welt ist euer.
Was ich soll?Wer löst mir je die Frage?Was ich kann?Wer gönnt mir den Versuch?Was ich muß?Vermag ich´s ohne Klage?So viel ArbeitUm ein Leichentuch!
Wie ein Verlorner an verlaßner KüsteSeh ich verzweifelnd um mich her und weine:Wo ist ein Blick, der glänzte wie der deine?Wo ist ein Mund, der wie der deine küßte?Und wenn ich hoffte selbst, und wenn ich wüßte,Daß günstig lächelte mir mehr als eine,Ich blickte kaum nach ihr empor zum ScheineMit Augen, wie die Augen einer Büste.Wenn bis ans Ziel des irdischen BestrebensNie deines Anblicks wieder ich mich freue,Noch der Erwidrung meines Liebeslebens,Sei ohne Sorgen wegen meiner Treue:Mich lockt ein neuer Liebesreiz vergebens,Die ew´ge Schönheit ist das ewig Neue.
Geduld, du kleine Knospe Im lieben stillen Wald, Es ist noch viel zu frostig, Es ist noch viel zu bald. Noch geh ich an dir vorüber, Doch merk ich mir den Platz, Und kommt heran der Frühling, So hol ich dich, mein Schatz.
Könnt´ ich spielen eine Laute,Wüßt´ ich, wem ich mich vertraute:Vor dein Fenster würd´ ich treten,Könnt´ ich blasen auf der Flaute;Worte scheinen mir so nüchtern,Daß mir oft vor ihnen graute!Worte hört man nicht von ferneWie die süßen Flötenlaute;Dennoch soll die Welt erfahren,Was ich Holdes an dir schaute:Schwarzes Auge! Goldne Locken!Üpp´ge Glieder, schöngebaute!Nach dem Vließe deiner LockenFährt mein Herz als Argonaute.
Ich möchte gern mich frei bewahren,Verbergen vor der ganzen Welt,Auf stillen Flüssen möcht ich fahren,Bedeckt vom schattgen Wolkenzelt.Von Sommervögeln übergaukelt,Der ird´schen Schwere mich entziehn,Vom reinen Element geschaukelt,Die schuldbefleckten Menschen fliehn.Nur selten an das Ufer streifen,Doch nie entsteigen meinem Kahn,Nach einer Rosenknospe greifen,Und wieder ziehn die feuchte Bahn.Von ferne sehn, wie Herden weiden,Wie Blumen wachsen immer neu,Wie Winzerinnen Trauben schneiden,Wie Schnitter mähn das duft´ge Heu.Und nichts genießen, als die HelleDes Lichts, das ewig lauter bleibt,Und einen Trunk der frischen Welle,Der nie das Blut geschwinder treibt.
Dies Land der Mühe, dieses Land des herben Entsagens werd ich ohne Seufzer missen, Wo man bedrängt von tausend Hindernissen Sich müde quält und dennoch muß verderben. Zwar mancher Vorteil läßt sich hier erwerben, Staatswürden, Wohlstand, eine Last von Wissen, Und unsere Deutschen waren stets beflissen, Sich abzuplagen und geplagt zu sterben. Ein Solcher darf zu keiner Zeit ermatten, Er fördre sich, er schmeichle jeder Mode Und sei dabei, wo Glück und Macht sich gatten. Mir, der ich bloß ein wandernder Rhapsode, Genügt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten, Und ein berühmter Name nach dem Tode.
Gern gehorcht des Herzens TriebenWer ein heitres Leben lebet:Manches ist ihm ausgeblieben,Doch er hoffet, doch er strebet,Doch er hört nicht auf zu lieben.
Die Liebe hat gelogen,Die Sorge lastet schwer –Betrogen, ach, betrogenHat alles mich umher!Es rinnen helle TropfenDie Wange stets herab:Laß ab, laß ab zu klopfen,Laß ab, mein Herz, laß ab!
Du liebst und schweigst – O hätt ich auch geschwiegen,Und meine Bicke nur an dich verschwendet!O hätt ich nie ein Wort dir zugewendet,So müßt ich keinen Kränkungen erliegen!Doch diese Liebe möcht ich nie besiegen,Und weh dem Tag, an dem sie frostig endet!Sie ward aus jenen Räumen uns gesendet,Wo selig Engel sich an Engel schmiegen.Drum laß des Wahns mich, daß du liebst, mich freuen,Damit die Seele nicht mir ganz veröde,Und meinen Glauben möge nichts zerstreuen!O Glück, verweigre nicht mir allzuschnödeDen Tag, an welchem seinem VielgetreuenDie ganze Seele zeigt der schöne Spröde!