Sitte ward´s, berühmter MännerEdle Locken sich zu sammeln,Und ich höre schon die KennerUngeheure Zahlen stammeln.Bleibt der Handel schlicht und ehrlich,Werden wild die Preise steigen,Weil auf großen Häuptern spärlichOft sich nur die Haare zeigen.An des Krieges RuhmestempelSind die Locken ziemlich selten.Caesar, Moltke zum ExempelWaren recht bewährte Helden;Doch die Krieger, stolz und edel,Deren jeder ein Genie war,Wußten´s leider, daß ihr SchädelKahl und haarlos, wie ein Knie, war.Andre nach der Mode Faxen,Die verschwendet bald, bald knickert,Ließen lang die Haare wachsen,Wie Chamisso oder Rückert.Und im Handel wenig hörenWird man ihren stolzen Namen,Weil die Scheren von FriseurenWenig mit zu tun bekamen.Anderwärts ist wohl zu holenLeidlich gute Ruhmesware.Jede Gräfin, so aus Polen,Hat von Chopin ein paar Haare;Von George Sand noch eine TräneKann der Käufer miterwerbenUnd von Rubinstein die MähneGing, ich weiß, an viele Erben....Meine Sammlung ist bescheiden:Ein paar Löckchen, braun und golden,Die mir Namen großer ZeitenNimmer protzend melden wollten;Die noch niemals angezogenKäufer, die um Proben flehen,Und in keinen KatalogenHeut mit hohen Preisen stehen.
Ich hab´ die Sonne des Tages gesehn,Nun ist es Zeit zum Schlafengehn.Nun ist es Zeit, nach Sorgen und WachenDie Augen in Frieden zuzumachen.Und wem mein Schatten im Herzen lag,Der soll mich vergessen am dritten Tag.Doch wem ich ein wenig Licht gegeben,Der laß´ im Herzen mich weiterleben.
Kleine, wenn wir alt geworden,Hat das Leben uns getrennt –Du im Süden, ich im Norden,Wo den andern keiner kennt.Deine Taille nicht mehr zierlich,Deine Rosenwangen blaß,Und behäbig-reputierlichHandelst du mit irgendwas.Ich – von mancher LebensschlappeSchon gekerbt und wenig froh – Trage meine AktenmappeAuf ein dämliches Bureau.Kleine, wenn wir alt geworden,Gibt sich unser leichter Sinn;Und ich kriege einen Orden,Weil ich so manierlich bin.Und was dir das Herz entflammteIst verweht nach froher Frist,Und es führt zum StandesamteDich ein Steuerakzessist.Und du liest in deinem Blättchen, –Abends liegt es vor der Tür, –Daß ich Lieder und SonettchenManchmal dichte noch, wie früh´r.Kleine, wenn sich Blüt´ auf BlüteIn die Haare steckt der Mai,Klingt ein Echo durchs GemüteUnd die Brust wird jung und frei.Wenn die Kinder längst entschliefen,Und der Alte sitzt beim Skat,Blätterst du in gelben Briefen –Aber nicht vom Steuerrat;Holst du dir die Liederbände,Die ich zärtlich damals schrieb;Und ich halte deine Hände,Und du hast mich wieder lieb.Kleine, höre was ich künde,Sieh mich lächelnd an dabei:Eine ew´ge große SündeIst der holde Monat Mai.Trotzend Muckern und ZelotenRaubt sich keck der Liebe List,Was auf Erden so verbotenUnd was, ach, so himmlisch ist.Denn wie wär´ in dürren Tagen,Schneebedrückt und sorgenschwer,Wohl der Winter zu ertragen,Wenn kein Mai gewesen wär?Stunden, ach, zum TeufelholenSchleppt das Leben noch heran,Aber aus verrauschten BowlenMild erinnernd düftet´s dann.Und auf gelben Blättern lesenWir, wie einst der Puls uns schlug.Da wir keck und jung gewesenUnd die Stirne Kränze trug.Ob den Frohsinn zu ermordenUns ins Herz die Sorge kroch,Kleine, wenn wir grau geworden,Atmet unser Frühling noch!
Das macht mich, Liebste, oft beklommen:Wie dankt dir würdig dies Gemüt?Was hätte, wärst du nicht gekommen,In meinem Garten wohl geblüht?Und wenn du heut mich von dir stießest –Ich war so reich durch deine Huld!Und wenn du morgen mich verließest –Ich bliebe doch in deiner Schuld!Und willst du mich im Scheiden kränken,Und ob du nimmer nach mir fragst –Ich müßte dankbar noch gedenken,Wie lieb du mir im Arme lagst,Und wär´ am Wagen deiner SiegeMein Name nichts als eitle Zier,Ich säh´ dein Aug´, wie einst, und schwiegeUnd dächt´ an einst und dankte dir.Ich hab´s gefühlt in sel´gen Schauern:Dies Glück war eine Stunde mein,Doch war´s zu herrlich, um zu dauern,Und war zu schön, um treu zu sein;Noch im Besitz sah ich´s entschweben,Genießend ahnt´ ich den Verzicht –So geht durch unser armes LebenDas Göttliche, doch weilt es nicht.Wer spürt der Ewigkeit Versprechen,Schmückt froh der Frühling sein Revier?Ein Maitag, drin die Knospen brechenUnd Falter schwärmen, warst du mir,Und hat der Herbststurm mich verschlagen,War nicht des Lenzes Sonne mein?Und kommt der Frost in rauhen Tagen,Soll ich dem Mai nicht dankbar sein?
Hab´ gedichtet und geschrieben,Wußte selber nicht den Sinn.Stand denn außer meinem LiebenWirklich noch was andres drin?"Täglich", sagt mir eine Dame,"Les´ ich Sie zum Abendbrot."Ist´s denn einzig nicht dein Name,Der aus tausend Worten loht?Noch ein Stündchen, noch ein Weilchen,Und mein Werk und Name schwand;Doch ein Verschen und ein ZeilchenKommt vielleicht in Enkelhand.Und aus Reimen und aus ProsaLacht den sorgenvollen Mann,Mariposa, Mariposa,Deine schlanke Jugend an.
Zwei Sprachen reden, so kommt mir vor,Auf Erden der Weise und der Tor.Und wenn eines Toren Einfalt traf,Was der Weise in Nächten ohne SchlafErgrübelt in Eifer, in Sorgen erdacht –Es hat sie doch nicht zusammengebracht!Zwei Sprachen reden, so kommt mir vor,Auf Erden der Weise und der Tor.Das Wörterbuch aber, das Aufschluß gibt,Kam leider schon lange abhanden.Sie haben sich beide vielleicht mal geliebt,Aber nie – verstanden.