Durch das Dunkel meiner NächteLockt ein leiser Geigenton –Jubel zittert drin, als brächteEr den frohen Frühling schon.Wie von blühenden SyringenWeht´s von neu begrüntem Hag,Und ein selig süßes Singen Kündet einen neuen Tag.Aus dem Meer in heil´ger FrüheHebt die Sonne ihr Gesicht,Daß sie weckend übersprüheRings die Welt mit goldnem Licht.Alle Schleier sind genommenVon den Höhen fern und nah –Und nun weiß ich´s Du wirst kommen,Wie ich dich im Traume sah.Licht, im flatternden Gewande,Mit dem Schwebeschritt der Feen,Wirst du durch der jungen LandeBlau erblühte Veilchen gehn.Was an trägen Träumen hausteIn der Brust mir, machst du frei.Daß dein Auge mir die blausteBlume meines Frühlings sei.Schmerzlos schließt sich alte Wunde,Und zum Lächeln wird der Harm.Ach, und eine sel´ge StundeHalt´ ich, Liebste, dich im Arm.Hinter fest verschlossnen TürenLieg´ ich stumm und liebesmatt,Und an heiß gehauchten SchwürenTrinkt sich meine Seele satt…Lautlos und auf zagen Zehen,Wie ein schüchtern Mädchen schier,Wie du kamst, so wirst du gehenSo aus Traum und Leben mir,Und des Sommerüberflusses Wohltat wird mir nie gedeihn –Ein Erinnern deines KussesSchläft auf meinen Lippen ein.Nur in meiner Sehnsucht SängenZwing´ und faß´ und fühl ich dich - Und des Abschieds Tränen hängenSchwer an meine Lieder sich.Wink der dunklen SchicksalsmächteStieß ein junges Glück vom Thron – Durch das Dunkel meiner NächteKlagt ein leiser Geigenton…
Sitte ward´s, berühmter MännerEdle Locken sich zu sammeln,Und ich höre schon die KennerUngeheure Zahlen stammeln.Bleibt der Handel schlicht und ehrlich,Werden wild die Preise steigen,Weil auf großen Häuptern spärlichOft sich nur die Haare zeigen.An des Krieges RuhmestempelSind die Locken ziemlich selten.Caesar, Moltke zum ExempelWaren recht bewährte Helden;Doch die Krieger, stolz und edel,Deren jeder ein Genie war,Wußten´s leider, daß ihr SchädelKahl und haarlos, wie ein Knie, war.Andre nach der Mode Faxen,Die verschwendet bald, bald knickert,Ließen lang die Haare wachsen,Wie Chamisso oder Rückert.Und im Handel wenig hörenWird man ihren stolzen Namen,Weil die Scheren von FriseurenWenig mit zu tun bekamen.Anderwärts ist wohl zu holenLeidlich gute Ruhmesware.Jede Gräfin, so aus Polen,Hat von Chopin ein paar Haare;Von George Sand noch eine TräneKann der Käufer miterwerbenUnd von Rubinstein die MähneGing, ich weiß, an viele Erben....Meine Sammlung ist bescheiden:Ein paar Löckchen, braun und golden,Die mir Namen großer ZeitenNimmer protzend melden wollten;Die noch niemals angezogenKäufer, die um Proben flehen,Und in keinen KatalogenHeut mit hohen Preisen stehen.
Und ziehst du aus zu Kampf und Tat,Das Auge froh, das Schwert gewetzt,Es liegt der Toten stumme Saat,Wo auch dein Pferd die Hufe setzt.Und wirbst du keck um Ehr´ und Gut,Und liegt der Morgen frühlingsklar,Sieh, unter jeder Scholle ruhtSchon einer, der hier glücklich war.Ob im Turnier ein Schwert sie traf,Ob sie die Schlange leis beschlich,Sie lächeln alle tief im SchlafUnd warten, warten nur auf dich…
Zwei Sprachen reden, so kommt mir vor,Auf Erden der Weise und der Tor.Und wenn eines Toren Einfalt traf,Was der Weise in Nächten ohne SchlafErgrübelt in Eifer, in Sorgen erdacht –Es hat sie doch nicht zusammengebracht!Zwei Sprachen reden, so kommt mir vor,Auf Erden der Weise und der Tor.Das Wörterbuch aber, das Aufschluß gibt,Kam leider schon lange abhanden.Sie haben sich beide vielleicht mal geliebt,Aber nie – verstanden.
Was soll ich mich fragen und plagen:Was bringt das neue Jahr?Ein Hoffen und VerzagenUnd Schnee vielleicht ins Haar.Ins Knopfloch vielleicht ein Bändchen,Vielleicht einen Zweig an den Hut,Vielleicht ein Kinderhändchen,Das schmeichelnd freundlich tut.Vielleicht ein Spiel und TänzchenAn lachendem Sommertag,Vielleicht ein Lorbeerkränzchen,Das längst im Sinn mir lag.Vielleicht ein leises WehenVon blühenden Gärten her,Vielleicht ein WiedersehenAuf sturmgepeitschem Meer.Vielleicht ein duftend Sträußchen,Das vom wogenden Busen fiel,Vielleicht ein hölzern HäuschenAls letztes Wanderziel.Ach, bis in den letzten MauernMein letztes Ziel erreicht,Bleibst du in süßen SchauernMein Menschentrost ›Vielleicht!‹
Leid und Freude, Kindchen,Müssen sich mal verbluten,Selbst ein SchäferstündchenHat nur sechzig Minuten.Zeit genug, zu betören,Was noch gestern gescheitUnd ´nen Meineid zu schwörenFür die Ewigkeit.
Säng´ ich von Frauen was ich meine,Wie würd´ mein Lied noch neu und reich?Vergriffen sind die EdelsteineSamt allen Blumen zum Vergleich.Kein heller Stern mehr will mir taugenAm Frühlingshimmel, silberklar,Der nicht mit eines Mädchens AugenSchon tausendmal verglichen war.Auf Blume, Stern und Stein und PerleLeist´ ich mit heil´gem Schwur Verzicht.Verliebte sind halt gute Kerle,Originell – das sind sie nicht.Doch tröstet eins: Wenn sich im SchwörenIhr Hirn um neue Wendung plagt,Die eine wird stets gerne hören,Was andern tausendmal gesagt.So will ich nach der einen spähen,Die nichts bis heut von mir gewußt,Und meine schönsten Lieder säenIns junge Erdreich ihrer Brust.Und blüht es heiß auf ihren Wangen,Wie roter Blumen Widerschein:Dann ist die Liebe aufgegangen – Und ich, ich will ihr Schnitter sein!Und was das frohe Herz getragen,Wenn es der Lenz mit Blüten neckt,Will ich der Einz´gen flüstern sagen,Weil mich die Menge leicht erschreckt:"Ich liebe dich und will dir treu sein,Solang´ die Rose blüht am Strauch…"Und dieses Letzte wird ihr neu sein,Und, wenn ich ehrlich bin – mir auch.
Ich möcht´ nicht sterben als Journalist[Und blühten mir Bolzens unsterbliche Ehren!]Und bis ans Ende den TagesmistIn dampfende Häuflein zusammenkehren.Ich möcht´ nicht sterben als Kapitalist,Die letzte Nacht in der Sorge Krallen:Ob Eisen und Kohle noch sicher ist,Und ob in London die Minen gefallen.Ich möcht´ nicht sterben, vom Beifall umtobtUnreifer Gesellen, die mich gelesen,Und heiß von Müller und Schultze gelobt,Weil ich »talentvoll«, wie sie, gewesen.Ich möcht´ nicht sterben im Überfluß,Nicht als Gehetzter kommen zur Strecke.Ich möchte sterben an einem Kuß,Geraubt hinter blühender Weißdornhecke.An einem Kuß, von Lippen getauscht,Die schauernd im ersten Maiwind erschlossen,Auf die, die alle meine Träume berauscht,Der Lenz seine seligsten Freuden gegossen.Ich möchte sterben, wie einer schied,Den hatten die seligen Götter gerne:Die Hand am Humpen, im Herzen ein LiedUnd im brechenden Blick die ewigen Sterne.