Welche Wiesen duften deine Hände?Fühlst du, wie auf deine Widerständestärker sich der Duft von draußen stützt.Drüber stehn die Sterne schon in Bildern.Gib mir, Liebe, deinen Mund zu mildern;Ach, dein ganzes Haar ist unbenützt. Sieh, ich will dich mit dir selbst umgebenUnd die welkende Erwartung hebenvon dem Rande deiner Augenbraun;wie mit lauter Liderinnenseitenwill ich dir mit meinen Zärtlichkeitenalle Stellen schließen, welche schaun.
Die Einsamkeit ist wie ein Regen.Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen:von Ebenen, die fern sind und entlegen,geht sie zum Himmel, der sie immer hat.Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt. Regnet hernieder in den Zwitterstunden,wenn sich nach Morgen wenden alle Gassenund wenn die Leiber, welche nichts gefunden,enttäuscht und traurig von einander lassen;und wenn die Menschen, die einander hassen,in einem Bett zusammen schlafen müssen: dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen ...
Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesichtwegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten,das nur das schnelle Wenden voller Seitenmanchmal gewaltsam unterbricht?Selbst seine Mutter wäre nicht gewiß,ob er es ist, der da mit seinem SchattenGetränktes liest. Und wir, die Stunden hatten,was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, biser mühsam aufsah: alles auf sich hebend,was unten in dem Buche sich verhielt,mit Augen, welche statt zu nehmen, gebendanstießen an die fertig-volle Welt:wie stille Kinder, die allein gespielt,auf einmal das Vorhandene erfahren;doch seine Züge, die geordnet waren,blieben für immer umgestellt.
Berühre ruhigBerühre ruhig mit dem Zauberstabedas Ungenaue, das du um mich scharst,und du wirst wieder wissen, wie du Knabeund in der Dinge Freundschaft warst.Berühre nochmals, und es wird sich zeigen,daß dich die Liebende empfing,weil aller Glanz, den Himmlische verschweigen,aus deinem Neigen in sie überging.Ein drittes Mal berühr, um zu erfahren,daß Macht sich giebt und sich entzieht,und nun sei rein in deinem Offenbarenund sage dienend, was geschieht.
Jetzt wär es Zeit, daß Götter träten ausbewohnten Dingen...Und daß sie jede Wand in meinem Hausumschlügen. Neue Seite. Nur der Wind,den solches Blatt im Wenden würfe, reichte hin,die Luft, wie eine Scholle, umzuschaufeln:ein neues Atemfeld. Oh Götter, Götter!Ihr oftgekommenen, Schläfer in den Dingen,die heiter aufstehn, die sich an den Brunnen,die wir vermuten, Hals und Antlitz waschenund die ihr Ausgeruhtsein leicht hinzutunzu dem, was voll scheint, unserm vollen Leben.Noch einmal sei es euer Morgen, Götter.Wir wiederholen. Ihr allein seid Ursprung.Die Welt steht auf mit euch, und Anfang glänztan allen Bruchstellen unseres Mißlingens....
Er wußte nur vom Tod, was alle wissen:daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,hinüberglitt zu unbekannten Schatten,und als er fühlte, daß sie drüben nunwie einen Mond ihr Mädchenlächeln hattenund ihre Weise wohlzutun:Da wurde ihm die Toten so bekannt,als wäre er durch sie mit einem jedenganz nah verwandt; er ließ die andern redenund glaube nicht und nannte jenes Landdas gutgelegene, das immersüße -und tastete es ab für ihre Füße.
Nennt ihr das Seele, was so zage zirptIn euch? Was, wie der Klang der Narrenschellen,Um Beifall bettelt und um Würde wirbtUnd endlich arm ein armes Sterben stirbtIm Weihrauchabend gotischer Kapellen, –Nennt ihr das Seele?Schau´ ich die blaue Nacht, vom Mai verschneit,In der die Welten weite Wege reisen,Mir ist: Ich trage ein Stück EwigkeitIn meiner Brust. Das rüttelt und das schreitUnd will hinauf und will mit ihnen kreisen ...Und das ist Seele.
Gott, wie begreif ich deine Stunde,als du, daß sie im Raum sich runde,die Stimme vor dich hingestellt;dir war das Nichts wie eine Wunde,da kühltest du sie mit der Welt.Jetzt heilt es leise unter uns.Denn die Vergangenheiten trankendie vielen Fieber aus dem Kranken,w i r fühlen schon in sanftem Schwankenden ruhigen Puls des Hintergrunds.Wir liegen lindernd auf dem Nichtsund wir verhüllen alle Risse;du aber wächst ins Ungewisseim Schatten deines Angesichts.
Der Kuß ist ein Lied,ein wortloses Lied;ein Kuß – der geschieht!Es löst das Solo zweier Seelenin vollen Mollakkorden sich:Küsse mich…Küsse mich – wie das süß –Küsse mich, Kind, auf den Mund…Ja so ein Kuß verrät das und dies…Küsse die Lippen mir wund…Küsse mich lange, minutenlang,küsse die Wangen mir rot.Jetzt bin ich doch schon vor Liebe krank –küß mich zu Tod…Liebe – leuchtende Liebe spannteweit ihren Flug an des Weltalls Rand, –Jeder durchwandert sein eigener DanteHimmel und Hölle an ihrer Hand.Jeder der weiß wie sie himmlisch oft nahte,hell in den Augen ein süßes Gebot,denkt auch das schreckliche ›Lasciate‹,das sie am Tore der Hölle gedroht. –Nicht eine Hölle voll Schwefelgeschweleharrt meines Todes mit Schrecken und Pein –Eine Hölle wärs meiner fiebernden Seele,jemals von dir vergessen zu sein…