Gesehn, gehofft, gefunden,gestanden und geliebt –drauf eine Zahl von Stundendurch keinen Schmerz getrübt.Gequält, getrennt, geschiedendurch feindliches Bemühn –dahin der Seele Frieden,die süße Ruh dahin…Sich liebend treu geblieben, geklagt, gesehnt, geweintund dann, im bessern Drübenauf ewig doch vereint.
Bis wohin reicht mein Leben(Die Liebende)Das ist mein Fenster. Ebenbin ich so sanft erwacht.Ich dachte, ich würde schweben.Bis wohin reicht mein Leben,und wo beginnt die Nacht? Ich könnte meinen, alleswäre noch Ich ringsum;durchsichtig wie eines KristallesTiefe, verdunkelt, stumm. Ich könnte auch noch die Sternefassen in mir; so großscheint mir mein Herz; so gerneließ es ihn wieder los. den ich vielleicht zu lieben,vielleicht zu halten begann.Fremd, wie nie beschriebensieht mich mein Schicksal an. Was bin ich unter dieseUnendlichkeit gelegt,duftend wie eine Wiese,hin und her bewegt, rufend zugleich und bange,daß einer den Ruf vernimmt,und zum Untergangein einem Andern bestimmt.
Denn, Herr, die großen Städte sindverlorene und aufgelöste;wie Flucht vor Flammen ist die größte, –und ist kein Trost, daß er sie tröste,und ihre kleine Zeit verrinnt.Da leben Menschen, leben schlecht und schwer,in tiefen Zimmern, bange von Gebärde,geängsteter denn eine Erstlingsherde;und draußen wacht und atmet deine Erde,sie aber sind und wissen es nicht mehr.Da wachsen Kinder auf an Fensterstufen,die immer in demselben Schatten sind,und wissen nicht, daß draußen Blumen rufenzu einem Tag voll Weite, Glück und Wind, – und müssen Kind sein und sind traurig Kind.Da blühen Jungfrauen auf zum Unbekanntenund sehnen sich nach ihrer Kindheit Ruh;das aber ist nicht da, wofür sie brannten,und zitternd schließen sie sich wieder zu.Und haben in verhüllten Hinterzimmerndie Tage der enttäuschten Mutterschaft,der langen Nächte willenloses Wimmernund kalte Jahre ohne Kampf und Kraft.Und ganz im Dunkel stehn die Sterbebetten,und langsam sehnen sie sich dazu hin;und sterben lange, sterben wie in Kettenund gehen aus wie eine Bettlerin.
Frühling ist wiedergekommen. Die Erdeist wie ein Kind, das Gedichte weiß;viel, o viele ... Für die Beschwerdelangen Lernens bekommt sie den Preis.Streng war ihr Lehrer. Wir mochten das Weißean dem Barte des alten Manns.Nun, wie das Grüne, das Blaue heiße,dürfen wir fragen: sie kanns, sie kanns!Erde, die frei hat, du glückliche, spiele!nun mit den Kindern. Wir wollen dich fangen,fröhliche Erde. Dem Frohsten gelingts.O, was der Lehrer sie lehrte, das Viele,und was gedruckt steht in Wurzeln und langenschwierigen Stämmen: sie singts, sie singts!
Weiße Freundinnen mitten im Heutelachen und horchen und planen für morgen;abseits erwägen gelassene Leutelangsam ihre besonderen Sorgen,das Warum und das Wann und das Wie,und man hört sie sagen: Ich glaube –;aber in ihrer Spitzenhaubeist sie sicher, als wüßte sie,daß sie sich irren, diese und alle.Und das Kinn, im Niederfalle,lehnt sich an die weiße Koralle,die den Schal zur Stirne stimmt.Einmal aber, bei einem Gelache,holt sie aus springenden Lidern zwei wacheBlicke und zeigt diese harte Sache,wie man aus einem geheimen Facheschöne ererbte Steine nimmt.
Ist einer, der nimmt alle in die Hand,daß sie wie Sand durch seine Finger rinnen.Er wählt die schönsten aus den Königinnenund läßt sie sich in weißen Marmor hauen,still liegend in des Mantels Melodie;und legt die Könige zu ihren Frauen,gebildet aus dem gleichen Stein wie sie.Ist einer, der nimmt alle in die Hand,daß sie wie schlechte Klingen sind und brechen.Er ist kein Fremder, denn er wohnt im Blut,das unser Leben ist und rauscht und ruht.Ich kann nicht glauben, daß er Unrecht tut;doch hör ich viele Böses von ihm sprechen.
Da oben wird das Bild von einer Weltaus Blicken immerfort erneut und gilt.Nur manchmal, heimlich, kommt ein Ding und stelltsich neben ihn, wenn er durch dieses Bildsich drängt, ganz unten, anders, wie er ist;nicht ausgestoßen und nicht eingereiht,und wie im Zweifel seine Wirklichkeitweggebend an das Bild, das er vergißt,um dennoch immer wieder sein Gesichthineinzuhalten, fast mit einem Flehen,beinah begreifend, nah am Einverstehen und doch verzichtend: denn er wäre nicht.
Uns überfüllts. Wir ordnens. Es zerfällt. Wir ordnens wieder und zerfallen selbst. Wer hat uns also umgedreht, daß wir, was wir auch tun, in jener Haltung sind von einem, welcher fortgeht? Wie er auf dem letzten Hügel, der ihm ganz sein Tal noch einmal zeigt, sich wendet, anhält, weilt –, so leben wir und nehmen immer Abschied.
Ich danke dir, du tiefe Kraft,Die immer leiser mit mir schafftWie hinter vielen Wänden;Jetzt ward mir erst der Werktag schlichtUnd wie ein heiliges GesichtZu meinen dunbklen Händen.
Ein Gespenst ist noch wie eine Stelle, dran dein Blick mit einem Klange stößt; aber da, an diesem schwarzen Felle wird dein stärkstes Schauen aufgelöst: wie ein Tobender, wenn er in vollsterRaserei ins Schwarze stampft,jählings am benehmenden Gepolster einer Zelle aufhört und verdampft.Alle Blicke, die sie jemals trafen, scheint sie also an sich zu verhehlen,um darüber drohend und verdrossen zuzuschauern und damit zu schlafen. Doch auf einmal kehrt sie, wie geweckt,ihr Gesicht und mitten in das deine: und da triffst du deinen Blick im geelen Amber ihrer runden Augensteine unerwartet wieder: eingeschlossen wie ein ausgestorbenes Insekt.