Ich hab in guten Stunden des Lebens Glück empfunden und Freuden ohne Zahl: So will ich denn gelassen mich auch in Leiden fassen; welch Leben hat nicht seine Qual?
Jesus lebt! Ich bin gewiß,nichts soll mich von Jesus scheiden,keine Macht der Finsternis,kein Leiden.Seine Treue wanket nicht;dies ist meine Zuversicht.
Der ist mein Freund, der mir stets des Spiegel zeigt,den kleinsten Flecken nicht verschweigt,mich freundlich warnt, mich ernstlich schilt,wenn ich nicht meine Pflicht erfüllt´.Das ist mein Freund – so wenig wie er´s scheint!Doch der, der mich stets schmeichelnd preist,mir alles lobt, nie was verweist,zu Fehlern mir die Hände beut,und mir vergibt, eh´ ich bereut– das ist mein Feind –so freundlich er auch scheint!"
Jesus lebt, mit ihm auch ich!Tod, wo sind nun deine Schrecken?Er, er lebt und wird auch michvon den Toten auferwecken.Er verklärt mich in sein Licht,das ist meine Zuversicht.
Das Hospital Elmire war zur Witwe wordenUnd nahm sich vor, nicht mehr zu frein.Allein sie war noch jung; was macht man ganz allein?Ich dächte doch, sie könnte wieder frein;Der Witwenstand ist ein betrübter Orden!Elmire sah´s und schritt zur zweiten Wahl;Allein sie war das erstemalNicht gar zu wohl verwahret worden.Denn leider sind die Zeiten so betrübt,Daß es viel böse Männer gibt.Elmire tat daher ein feierlich Gelübd´,Indem sie sich zur zweiten Ehe schickte:Sie wollte, wenn es ihr mit ihrem Manne glückte,Ein Hospital für fromme Männer baun;Denn sie war reich. Und kurz, sie ließ sich wieder traun. O welche Lust erfolgt oft nach dem Leide!Das war ein Mann, ein allerliebster Mann!Fromm wie ein Kind, gefällig wie die Freude,Und der auf nichts, als ihr Vergnügen sann.Wie hätte sie sich ihn denn besser wünschen mögen? Sie ließ geschwind den Grund zum Hospitale legen. -Vier Wochen strichen hin. Nun war der Grund gelegt,Und bald wird man das erste Stockwerk sehen:Doch nein, Elmire kömmt, und heißt, vom Zorn bewegt,Die Maurer auseinandergehen.Wie? Sollt´ es nicht mehr gut in ihrer Ehe stehen?Das kann nicht möglich sein, sie sind ja kaum getraut!Nun kurz und gut, es ward nicht fortgebaut;Und ungefähr nach einem halben JahreLag dieser Mann auch auf der Bahre.Der liebe Mann!Die Frau schwört Stein und Bein,Ihr Leben lang nicht mehr zu frein;Und doch war sie nach zweiundfünfzig Wochen -Der Bau muß ja vollendet sein! -Bereits das dritte Mal versprochen. Oh, das war erst ein würdiger Gemahl!Verständig, zärtlich und verbindlich,Nicht eigensinnig, nicht empfindlich;Er bat da nur, wo jener wild befahl;Die Blicke seiner Frau erfüllt er als Befehle -Kurz, beide waren recht ein Herz und eine Seele. Die gute Frau! Ich gönn ihr diesen Mann.Allein sie wollte doch nicht trauen.Sie fing nicht gleich wie eh´mals an zu bauen.Ich lobe sie darum, und hätt es selbst getan.Der Henker mag den Männern trauen,Wenn man so leicht zweimal sich irren kann. Sie fand nunmehr nach einem halben JahreDen Gatten noch so liebenswertAls an dem Tag, da er, gefragt vor dem Altare,Ihr durch ein seufzend Ja sein zärtlich Herz erklärt. Der Bau wird fortgesetzt. Ich seh´ Elmiren kommen.Wie freundlich sieht sie diesmal aus!»Ach Meister, fördert doch das Haus!Warum habt Ihr´s denn angenommen?Ich geb´ Euch ja das Geld voraus;Laßt doch noch mehr Gesellen kommen!« Ei, das geht gut! Ich kann mich nicht genug erfreun;Das muß ein rechter Ehmann sein! Die Mäurer fördern sich, und binnen vierzehn TagenSieht man das erste Stockwerk stehn;Und nun läßt sich Elmire wieder sehn.Man sieht´s ihr an, sie hat etwas zu sagen;Vielleicht sah sie die Mäurer müßig stehn?Denn leider pflegt´s so herzugehn.Vielleicht hat man am Bau etwas versehn?Das sollte mich doch selbst verdrießen.Jetzt öffnet sie den Mund; nun wird sich´s zeigen müssen.»Ach«, fängt sie heftig an zu schrein,»Hört auf, und reißt den Plunder ein!Ich lasse keinen Stein mehr tragen;Wofür verbaut´ ich denn mein Geld?Für Männer, die die Weiber plagen?Denn and´re gibts nicht auf der Welt.« Die böse Frau! Man sollte sie verklagen.
Daß oft die allerbesten GabenDie wenigsten Bewund´rer haben,Und daß der größte Teil der WeltDas Schlechte für das Gute hält;Dies Übel sieht man alle Tage.Jedoch, wie wehrt man dieser Pest?Ich zweifle, daß sich diese PlageAus unsrer Welt verdrängen läßt.Ein einzig Mittel ist auf Erden,Allein es ist unendlich schwer:Die Narren müssen weise werden;Und seht! sie werden´s nimmermehr.Nie kennen sie den Wert der Dinge.Ihr Auge schließt, nicht ihr Verstand:Sie loben ewig das Geringe,weil sie das Gute nie gekannt.
O Jüngling, lern aus der Geschichte,die dich vielleicht zu Tränen zwingt,was für bejammernswerte Früchtedie Liebe zu den Schönen bringt.Ein Beispiel wohlgezogner Jugend,des alten Vaters Trost und Stab,ein Jüngling, der durch frühe Tugendzur größten Hoffnung Anlaß gab,den zwang die Macht der schönen Triebe,Climenen zärtlich nachzugehn.Er seufzt´, er bat um Gegenliebe;allein vergebens war sein Flehn.Fußfällig klagt er ihr sein Leiden;umsonst! Climene heißt ihn fliehn.»Ja«, schreit er, »ja, ich will dich meiden;ich will mich ewig dir entziehn!«Er reißt den Degen aus der Scheideund – oh, was kann verwegner sein! –kurz, er besieht die Spitz´ und Schneideund steckt ihn langsam wieder ein.
Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre,ihr Schall pflanzt seinen Namen fort.Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere;Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort!Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne?Wer führt die Sonn´ aus ihrem Zelt?Sie kömmt und leuchtet und lacht uns von ferne,Und läuft den Weg gleich als ein Held.Vernimm’s und siehe die Wunder der Werke,Die die Natur dir aufgestellt!Verkündigt Weisheit und Ordnung und StärkeDir nicht den Herrn, den Herrn der Welt?
Du fragst: Was nützt die Poesie? Sie lehrt und unterrichtet nie. Allein, wie kannst du noch so fragen? Du siehst an dir, wozu sie nützt: Dem, der nicht viel Verstand besitzt, die Wahrheit durch ein Bild zu sagen.
Der Tanzbär Ein Bär, der lange Zeit sein Brot ertanzen müssen,Entrann und wählte sich den ersten Aufenthalt.Die Bären grüßten ihn mit brüderlichen KüssenUnd brummten freudig durch den Wald,Und wo ein Bär den andern sah,So hieß es: "Petz ist wieder da!"Der Bär erzählte drauf, was er in fremden LandenFür Abenteuer ausgestanden,Was er gesehn, gehört, getan,Und fing, da er vom Tanzen red´te,Als ging´ er noch an seiner Kette,Auf polnisch schön zu tanzen an. Die Brüder, die ihn tanzen sah´n,Bewunderten die Wendung seiner Glieder,Und gleich versuchten es die Brüder;Allein anstatt wie er zu gehn,So konnten sie kaum aufrecht stehn,Und mancher fiel die Länge lang danieder.Um desto mehr ließ sich der Tänzer sehn;Doch seine Kunst verdroß den ganzen Haufen."Fort", schrien alle, "fort mit dir!Du Narr willst klüger sein als wir?"Man zwang den Petz, davonzulaufen. Sei nicht geschickt, man wird dich wenig hassen,Weil dir dann jeder ähnlich ist;Doch je geschickter du vor vielen andern bist,Je mehr nimm dich in acht,dich prahlend sehn zu lassen.Wahr ist´s, man wird auf kurze ZeitVon deinen Künsten rühmlich sprechen;Doch traue nicht, bald folgt der NeidUnd macht aus der GeschicklichkeitEin unvergebliches Verbrechen.