Gedankt seis dir, Gott der Ehen!Was ich gewünscht, hab ich gesehen:Ein grenzenlos beglücktes Paar;Ein Paar, das ohne Gram und Reue,Bei gleicher Lieb und gleicher TreueDurch deine Bande selig war.Ein Wille lenkte hier zwei Seelen.Was sie gewählt, pflegt er zu wählen,Was er verwarf, verwarf auch sie.Ein Fall, wo andre sich betrübten,Stört ihre Ruhe nie. Sie liebtenUnd fühlten nicht des Lebens Müh.Da ihn kein Eigensinn verführte,Und sie kein eitler Stolz regierte:So herrschte weder sie noch er.Sie herrschten, aber bloß mit Bitten;Sie stritten; aber wenn sie stritten,Kam bloß ihr Streit aus Eintracht her.Der letzte Tag in ihrem Bunde,Der letzte Kuß von ihrem MundeNahm wie der erste sie noch ein.Sie starben. Wann? Wie kannst du fragen?Acht Tage nach den Hochzeitstagen;Sonst würde dies ein Märchen sein.
O Jüngling, lern aus der Geschichte,die dich vielleicht zu Tränen zwingt,was für bejammernswerte Früchtedie Liebe zu den Schönen bringt.Ein Beispiel wohlgezogner Jugend,des alten Vaters Trost und Stab,ein Jüngling, der durch frühe Tugendzur größten Hoffnung Anlaß gab,den zwang die Macht der schönen Triebe,Climenen zärtlich nachzugehn.Er seufzt´, er bat um Gegenliebe;allein vergebens war sein Flehn.Fußfällig klagt er ihr sein Leiden;umsonst! Climene heißt ihn fliehn.»Ja«, schreit er, »ja, ich will dich meiden;ich will mich ewig dir entziehn!«Er reißt den Degen aus der Scheideund – oh, was kann verwegner sein! –kurz, er besieht die Spitz´ und Schneideund steckt ihn langsam wieder ein.
Ein Affe sah ein Paar geschickte KnabenIm Brett einmal die Dame ziehn,Und sah auf jeden Platz, den sie dem Steine gaben,Mit einer Achtsamkeit, die stolz zu sagen schien,Als könnt er selbst die Dame ziehn.Er legte bald sein Mißvergnügen,Bald seinen Beifall an den Tag;Er schüttelte den Kopf itzt bei des einen Zügen,Und billigte darauf des andern seinen Schlag. Der eine, der gern siegen wollte,Sann einmal lange nach, um recht geschickt zu ziehn;Der Affe stieß darauf an ihnUnd nickte, daß er machen sollte.“Doch welchen Stein soll ich denn ziehn,Wenn dus so gut verstehst?” sprach der erzürnte Knabe.“Den, jenen oder diesen da,Auf welchem ich den Finger habe?”Der Affe lächelte, daß er sich fragen sah,Und sprach zu jedem Stein mit einem Nicken: Ja.
Vor Zeiten gabs ein kleines Land,Worinn man keinen Menschen fand,Der nicht gestottert, wenn er redte,Nicht, wenn er gieng, gehinket hätte;Denn beides hielt man für galant.Ein Fremder sah den Übelstand;Hier, dacht er, wird man dich im Gehn bewundern müssen,Und gieng einher mit steifen Füssen.Er gieng, ein jeder sah ihn an,Und alle lachten, die ihn sahn,Und jeder blieb vor Lachen stehen,Und schrie: Lehrt doch den Fremden gehen!Der Fremde hielts für seine Pflicht,Den Vorwurf von sich abzulehnen.Ihr, rief er, hinkt; ich aber nicht:Den Gang müßt ihr euch abgewöhnen!Der Lärmen wird noch mehr vermehrt,Da man den Fremden sprechen hört.Er stammelt nicht; genug zur Schande!Man spottet sein im ganzen Lande.Gewohnheit macht den Fehler schön,Den wir von Jugend auf gesehn.Vergebens wirds ein Kluger wagen,Und, daß wir thöricht sind, uns sagen.Wir selber halten ihn dafür,Bloß, weil er klüger ist, als wir.
Jesus lebt! Ich bin gewiß,nichts soll mich von Jesus scheiden,keine Macht der Finsternis,kein Leiden.Seine Treue wanket nicht;dies ist meine Zuversicht.
Daß oft die allerbesten GabenDie wenigsten Bewund´rer haben,Und daß der größte Teil der WeltDas Schlechte für das Gute hält;Dies Übel sieht man alle Tage.Jedoch, wie wehrt man dieser Pest?Ich zweifle, daß sich diese PlageAus unsrer Welt verdrängen läßt.Ein einzig Mittel ist auf Erden,Allein es ist unendlich schwer:Die Narren müssen weise werden;Und seht! sie werden´s nimmermehr.Nie kennen sie den Wert der Dinge.Ihr Auge schließt, nicht ihr Verstand:Sie loben ewig das Geringe,weil sie das Gute nie gekannt.
Du fragst: Was nützt die Poesie? Sie lehrt und unterrichtet nie. Allein, wie kannst du noch so fragen? Du siehst an dir, wozu sie nützt: Dem, der nicht viel Verstand besitzt, die Wahrheit durch ein Bild zu sagen.
Der ist mein Freund, der mir stets des Spiegel zeigt,den kleinsten Flecken nicht verschweigt,mich freundlich warnt, mich ernstlich schilt,wenn ich nicht meine Pflicht erfüllt´.Das ist mein Freund – so wenig wie er´s scheint!Doch der, der mich stets schmeichelnd preist,mir alles lobt, nie was verweist,zu Fehlern mir die Hände beut,und mir vergibt, eh´ ich bereut– das ist mein Feind –so freundlich er auch scheint!"
Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre,ihr Schall pflanzt seinen Namen fort.Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere;Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort!Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne?Wer führt die Sonn´ aus ihrem Zelt?Sie kömmt und leuchtet und lacht uns von ferne,Und läuft den Weg gleich als ein Held.Vernimm’s und siehe die Wunder der Werke,Die die Natur dir aufgestellt!Verkündigt Weisheit und Ordnung und StärkeDir nicht den Herrn, den Herrn der Welt?