Du bist so willig, leicht drum zu gewinnen,du bist so schön, als Beute drum begehrt;und wann versagte sich mit spröden Sinnenein Weibgeborner, wenn ein Weib gewährt?Und dennoch will ich dir zur Warnung sagen:Laß deine süßen Lüste nicht zu frei,die dich in diesen tollen Taumel jagen,worin du zweifach brechen mußt die Treu -die ihre, da dein Reiz sie hat geblendet,die deine, da er sich mir abgewendet.
Sind echte Seelen innerlich vereint,Trennt nichts sie. Der hat lieben nie gelernt,Der Wechsel findend, wechselt; sich entfernt.Wenn sich der andre zu entfernen scheint.Nein, Liebe ist ein festgefügtes Mal,Von Sturm und Wogen ewig unversehrt;Irrendem Boot ein Richtstern, dessen WertErhaben über Maß, Begriff und Zahl.Der Liebende ist nicht der Narr der Zeit,Wenn süßer Wangen Reiz auch welken mag.Er wandelt sich nicht mit dem Stundenschlag,Er lebt im Schicksalslicht der Ewigkeit.Ist Irtum dies, so fällt, was ich je schrieb,Und niemals sprach ein Mensch: Ich hab dich lieb.
Wie viel verschiedne Weg´ in eine Stadt,Wie viele frische Ström´ in einen See,Wie viele Linien in den MittelpunktAn einer Sonnenuhr zusammenlaufen:So, erst im Gang, kann tausendfaches WirkenZu einem Zweck gedeihn, wohl durchgeführt.
Mein Auge hat als Malerin dem SchreinDes Herzens deinem Bild den Platz gegeben,Mein Busen schließt es gleich dem Rahmen ein,Um kunstgerecht des Malers Werk zu heben.Und durch den Künstler kannst du nur die StelleErspähen, der dein Bildnis ward vertraut;Es hängt noch stets in meines Herzens Zelle,Das Fenster sich aus deinen Augen baut.Sieh wie die Augen freundlich sich vereinen;Meins malte dich, und deines ward dafürZu meines Busens Fenster, durch das scheinenDie Sonnenstrahlen lustig hin zu dir.Eins fehlt dem Auge nur, sein Wert zu schmücken:Es malt die Form, das Herz bleibt fremd den Blicken.
Der Teufel kann sich auf die Schrift berufen.Ein arg Gemüt, das heil´ges Zeugnis vorbringt,Ist wie ein Schalk mit Lächeln auf der Wange,Ein schöner Apfel, in dem Herzen faul:O wie der Falschheit Außenseite glänzt!
Ein Weib verschmäht oft, was sie gern erblickt:Die Neigung wird recht heiß, die anfangs kalt;Wenn sie erst zürnt, ist´s nicht, weil sie euch haßt,Sie will, daß Lieb´ euch tiefer erst erfaßt.Schickt sie euch fort, das heißt nicht, ihr sollt gehn:Die Närrchen werden wild, läßt man sie stehn.Nehmt keinen Korb an, was immer sie sage,Denn »pack dich« bedeutet sicher »wage«.Lobt, schmeichelt, preist, vergöttert ihre Mängel;Wie schwarz sie sei´n, vergleicht sie mit einem Engel.Ein Mann, der eine Zung´ hat, ist kein Mann,Wenn sie ihm nicht ein Weib gewinnen kann.
Ans Land geschwommen wie ´ne Ente:ich kann schwimmen wie ´ne Ente,das schwör ich dir.Sei nicht in Angst! Die Insel ist voll Lärm,voll Ton und süßer Lieder,die ergötzen und niemand Schaden tun.
Wenn ich den Stundenschlag der Uhr vernehme,und seh den Tag in schwarze Nacht versinken,wenn ich ein Veilchen am Verwelken sehe,und silberweiß aus schwarzen Locken blinken,wenn hohe Bäume jetzt kein Blatt mehr tragen,die vor der Hitze noch das Vieh bewahrt,und Sommers Grün, in Garben weggetragen,wird nun mit weißen Stoppeln aufgebahrt:Wo bleibt dann deine Schönheit, frag ich mich:Du wirst in der Verschwendung untergehn!Läßt Süß das Süß, und Schön das Schön im Stich,so wird es sterbend andre wachsen sehn.Was kann der Sichel Zeit denn widerstehn?Nur eigen Blut, das bleibt, mußt du schon gehn.