Soll ich es nochmals wiederholen? Ihr habt mich ja so oft gefragt, Und tausend Mal hab´ ich auf Ehre Die volle Wahrheit Euch gesagt. – Ja, ich bewund´re Eure Tugend, Und ich bewund´re Eure Kinder, Bewund´re Eure magern Mägde, Bewund´re Eure fetten Rinder; Bewund´re mehr noch Eure Männer, Bewund´re Eure kluge Stummheit, Bewund´re Eure feine Wäsche – Beneide Euch um Eure Dummheit.
Die traurige Kindheit,Des Vaters Tod.Der Jugend Blindheit,Die herbe Noth,Die Wintertage,Das dünne Kleid,Die Sorg´ und Plage,Das Seelenleid …Die Gleichgiltigkeit,Die schwer wie Erz,Die schmerzlose Zeit –Die mehr als Schmerz …Das alles wogte,Wieder vorbei,Mit leisem SchluchzenUnd dumpfem Schrei,Als deine HandDurch die Saiten glitt –— — —O, wie ich litt! –
Hörst auch du die leisen Stimmenaus den bunten Kerzlein dringen?Die vergeßenen Gebeteaus den Tannenzweiglein singen?Hörst auch du das schüchternfrohe,helle Kinderlachen klingen?Schaust auch du den stillen Engelmit den reinen, weißen Schwingen?...Schaust auch du dich selber wiederfern und fremd nur wie im Traume?Grüßt auch dich mit Märchenaugendeine Kindheit aus dem Baume?...
Grüne Tannen, bunte Blumen,Blauer Himmel, Luft und Duft,Silberhelle Wasser rieselnAus der grauen Felsenkluft.Helle Sonnenlichter zitternSpielend auf dem feuchten Grund,Und der Vögel heimlich ZwitschernGleicht dem Wort aus liebem Mund.Grüne Tannen – kleine Vögel,Ach, – ihr kennt ein Zauberwort – –Euer Rauschen, euer ZwitschernScheucht die alten Schmerzen fort!
Durch die dicht verhängten FensterDringt das dumpfe Wagenrollen,Und verscheucht die Nachtgespenster,Die im Traum mir nahen wollen.Aber rauschend durch mein ZimmerWogt ein Meer von wirren Tönen,Und aus all´ dem SchmerzgewimmerHör´ ich meine Seele stöhnen!Hör´ ich meine Seele weinen –Nicht um dieses Leibes Sterben –Doch es bangt ihr vor dem kleinen,Müden, einsamen Verderben.
Blumengesicht,Du Kind, Du kleines,Taugt Regen nicht.Du liegst so warmIn meinem Arm, –Hör´ wie der WindDie Zweiglein bricht! –Schlaf ein geschwindUnd weine nicht! ....
Du kämpfest nutzlos gegen jene Macht, Die alle Worte nicht erschöpfend nennen, Woran die Brust wir stets uns blutig rennen, Die unsre tiefsten Schmerzen frech verlacht. Was liebevoll der Welt Du zugebracht, Wofür begeistert treue Herzen brennen, Es scheitert doch ... Du wirst es noch erkennen An des Gemeinen ewig starker Macht.
Am Teich Ich kenne dich, du schwarzer Teich, Genau weiß ich den Tag, Als eine Todte still und bleich An deinem Rande lag; Und als der Pöbel scheu und stumm Sich langsam nahte dir Und abergläubig, feig und dumm Bekreuzte sich vor ihr; Als eine Hand den schönen Leib Mit Haken an sich riß – Der rohe Hauf´ das todte Weib Ein gottverdammtes hieß. – Das starre Antlitz hold und bleich, Schaut´ ich so manche Nacht, In schwarzen Stunden, schwarzer Teich, Hab´ oft ich dein gedacht.
Ist es Friede, ist es Glück,Was durch meine Träume zieht,Unsichtbar, wie Blumenduft,Leise, wie ein Kindeslied?Kehrt die Jugend mir zurück,Jene Sehnsucht, die mich mied,Seit des Lebens kalte LuftMich und meine Seele schied?
Was fragst du den MannNach Heimat und Haus?Er hat sie nicht –Du horchest nach VaterUnd Mutter ihn aus,Er kennt sie nicht.Was fragst du den MannNach Kind und Weib?Er klagt doch nicht,Daß sie ihn verließMit Seele und LeibUm einen Wicht …Was fragst du den MannNach seinem Gott?Er suchte Licht! –Warum blieb es dunkelIn Elend und Spott?Er weiß es nicht.