Die alte Frau hat ein hartes Gesicht,Doch kluge, sanfte Augen,Die wenig mehr beim PfenniglichtUnd nicht zum Weinen taugen.Sie war ein Balg … Als FindelkindVerlass´ner als die Armen,Bat weder Herren noch GesindUm Futter und Erbarmen.Sie griff fest zu und schaffte strammWie ehrbar ernste Leute,Daß nie sie Unverdientes nahmErfreut das Weib noch heute.Sie zeigt auch jetzt mit BauernstolzErdarbte Talerscheine:"Die sind mein unverbranntes Holz,Meine ungetrunknen Weine…Die sind mein ungegessenes Brot,Auf jedem steht geschrieben:Ein Alter ohne Schand´ und Not…Und was mir Gott schuldig geblieben."
Von dem, was ich besessen,Ist wenig mir geblieben,Von meinen süßen Träumen,Von Glauben, Hoffen, Lieben!Nur schmerzliches ErinnernIst´s, was das Herz behielt,Verachtung, Haß und Flüche –Und eines Mannes Bild.
Die traurige Kindheit,Des Vaters Tod.Der Jugend Blindheit,Die herbe Noth,Die Wintertage,Das dünne Kleid,Die Sorg´ und Plage,Das Seelenleid …Die Gleichgiltigkeit,Die schwer wie Erz,Die schmerzlose Zeit –Die mehr als Schmerz …Das alles wogte,Wieder vorbei,Mit leisem SchluchzenUnd dumpfem Schrei,Als deine HandDurch die Saiten glitt –— — —O, wie ich litt! –
Sieh´, in dies dein theures BildnisMöcht ich mich so ganz versenken;Könnt´ ich, ach! dem Bilde dochAthem, Leben, Sprache schenken! Könnt´ ich in die kalten FormenGluth und Blut und Liebe gießen,Könnt ich diese lieben HändeHeiß zu heißem Drucke küssen! – Ach, ich kann es nicht. Es bleibetKalt und stumm in stolzer Ruh´!Aber du bist gut getroffen:Denn es ist so ganz wie du!
Ihr seid beleidigt, weil ich nichtGerührt in Eure Arme stürzeUnd das Verzeihungs-ArrangementMit keiner Reuescene würze.Ich flehte nicht, Ihr selber seidNun plötzlich gnädig mir gewogen;Doch legt die Gnadenmienen ab,Schaut, welche Kluft Ihr einst gezogen.Setzt nur herüber kühnen Sprungs,Seid einmal menschlich-unbesonnen…Brecht Ihr auch das Genick dabei,Hat Welt und Hölle nur gewonnen.
Wißt, mich betrübt die Schönheit, die ihr preist, Ich schaue bitteres Menschenelend sprießen Auf diesem Stern ... wie soll mein Geist Dann seine hehre Schönheit rein genießen? Wißt, mich betrübt die Schönheit, die ihr preist, Denn durch des Wohllauts kunstgeformter Schöne Klingt mir der Wehlaut, der mein Herz zerreißt, Der Daseinsqual naturgewalt´ge Töne.
Ich habe mich zu erhängen gesucht:Der Strick ist abgerissen.Ich bin in´s Wasser gesprungen:Sie erwischten mich bei den Füßen.Ich habe die Adern geöffnet mir:Man hat mich noch gerettet.Ich sprang auch einmal zum Fenster hinaus:Weich hat der Sand mich gebettet.Den Teufel! ich habe nun alles versucht,Woran man sonst kann verderben –Nun werd´ ich wieder zu leben versuchen:Vielleicht kann ich dann sterben.
Blumengesicht,Du Kind, Du kleines,Taugt Regen nicht.Du liegst so warmIn meinem Arm, –Hör´ wie der WindDie Zweiglein bricht! –Schlaf ein geschwindUnd weine nicht! ....
Wenn mir´s oft wie kalter WahnsinnDurch das öde Denken rinnt,Wenn die Seele, Hilfe suchend,Das Unmögliche ersinnt;Wenn aus abgrundtiefen SchmerzenSie empor zum Himmel schreit:Fühl ich ganz und voll den Fluch erst,Der da heißt »Vergangenheit.«