Es fragen mich die Menschen,Was mich so elend gemacht;Ich sag´ euch, ich habe mein ElendMit auf die Welt gebracht.Es liegt in meinem FühlenIn dem halbentfesselten Geist,Der aufwärts will und der AllesZur Erde doch wieder reißt.
Es war Dein Wort ein blitzend Schwert,Das für mich stritt;Es war Dein Wort der Seele Schrei,Die für mich litt.Die herbe Thräne war Dein Wort,Geweint um mich;Ein guter Engel war Dein Wort,Der nimmer wich!Dein Wort, es gab mir neuen Muth,Es drang befreiend stolz zu mir;Du Fremder, sieh mein schlichtes Wort,Es dankt zu tausend Malen Dir!
Ich habe mich zu erhängen gesucht:Der Strick ist abgerissen.Ich bin in´s Wasser gesprungen:Sie erwischten mich bei den Füßen.Ich habe die Adern geöffnet mir:Man hat mich noch gerettet.Ich sprang auch einmal zum Fenster hinaus:Weich hat der Sand mich gebettet.Den Teufel! ich habe nun alles versucht,Woran man sonst kann verderben –Nun werd´ ich wieder zu leben versuchen:Vielleicht kann ich dann sterben.
Zuckt nicht die Achseln, grüßt nicht so höhnisch Und wendet euch nicht spöttisch ab! Ich will kein Geld von euch entlehnen, Will nicht zurück, was ich euch gab. Nicht euern Liebsten mehr gefährlich Bin ich und nimmer eurem Ruhm; Der Kummer nahm mir meine Schönheit Und all mein Unglück macht mich dumm. Ich komm´ zu euch, weil fortgetrieben Vom sichern Strand mein Lebensschiff; Ganz soll es scheitern, darum lenk´ ich´s Zurück zu euch –: ihr seid das Riff!
Reize mich nicht – o reize mich nicht!Ich könnte sonst vergessen,Wie viel ich thörichte Liebe für DichUnd Selbstverleugnung besessen!Ich könnte vergessen, was ich Dir galtUnd was ich um Dich gelitten,Drum reize mich nicht – o reize mich nicht,Zur Stunde kann ich noch bitten!Doch wehe! wenn ich es nicht mehr kann,Dann kenn´ ich kein Zögern und Schwanken,Du weißt, wenn meine Lippe zuckt,Dann morden die bösen Gedanken.
Dort, wo JammerUnd große SchuldVor dir sich beugenIn schmerzlicher Reue,Dort, wo beladenMit menschlichem Elend,Von Dir ein Wesen,SündenmüdeLebensmüde,Erlösung heischt,Dort wirst Du hören, –Denn Du bist Gott!
Ihr seid beleidigt, weil ich nichtGerührt in Eure Arme stürzeUnd das Verzeihungs-ArrangementMit keiner Reuescene würze.Ich flehte nicht, Ihr selber seidNun plötzlich gnädig mir gewogen;Doch legt die Gnadenmienen ab,Schaut, welche Kluft Ihr einst gezogen.Setzt nur herüber kühnen Sprungs,Seid einmal menschlich-unbesonnen…Brecht Ihr auch das Genick dabei,Hat Welt und Hölle nur gewonnen.
Auf dem alten jüdischen FriedhofeSinnend stand ich bei dem GrabeRabby Löv´s, des jüd´schen Weisen,Hörte wie im Traum den FührerSeine todten Ahnherrn preisen.Und warum, so frug ich staunend,All´ die Juden, groß und kleine,Auf das Grab mit leisem MurmelnWerfen bunte Kieselsteine?Und es wurde mir die Antwort:"Um zu ehren, ist geboten,Daß wir Blumen streu´n Lebend´gen,Steine auf das Grab der Todten."Von solch´ heidnischem GebraucheSind wir Christen längst gereinigt:Wir bekränzen stets die GräberJener, welche wir gesteinigt.
Ich hab´ einen schönen Traum geträumtIn einer langen Nacht;Da warst du gut und freundlich mit mir,Doch hat´s mich traurig gemacht.Du hieltest mich an die Brust gedrückt,Unser Athem hat sich vereint;Ich habe dir die Hände geküßtUnd leise dabei geweint.Du legtest die Hände mir auf´s HauptUnd sahst mich forschend an;Ich aber weinte immer fort,Du hast mir Leides gethan.»Und hab´ ich dir auch Leides gethan,Vergiß es nur geschwindUnd weine nicht« – so sprachest du –»Mein armes verlorenes Kind!Du sollst nicht mehr verlassen sein,Ich will dich hegen und pflegen,Und weil du bald stirbst, so will ichDich selbst zur Ruhe legen.« –Ich aber weinte immer fortIn der langen bangen Nacht –Und bin im Arm eines AndernAm Morgen aufgewacht.