Soll ich es nochmals wiederholen? Ihr habt mich ja so oft gefragt, Und tausend Mal hab´ ich auf Ehre Die volle Wahrheit Euch gesagt. – Ja, ich bewund´re Eure Tugend, Und ich bewund´re Eure Kinder, Bewund´re Eure magern Mägde, Bewund´re Eure fetten Rinder; Bewund´re mehr noch Eure Männer, Bewund´re Eure kluge Stummheit, Bewund´re Eure feine Wäsche – Beneide Euch um Eure Dummheit.
Grüne Tannen, bunte Blumen,Blauer Himmel, Luft und Duft,Silberhelle Wasser rieselnAus der grauen Felsenkluft.Helle Sonnenlichter zitternSpielend auf dem feuchten Grund,Und der Vögel heimlich ZwitschernGleicht dem Wort aus liebem Mund.Grüne Tannen – kleine Vögel,Ach, – ihr kennt ein Zauberwort – –Euer Rauschen, euer ZwitschernScheucht die alten Schmerzen fort!
Zuweilen dünkt Dich: reich bin ich ja doch,Denn immer hab´ ich etwas noch zu geben,Wer mir nur naht, er nimmt ein Stücklein nochAus diesem armgeplündert-dunklen Leben.Du schauest voll Bewunderung sie an,Die auszunützen Dich so wohl verstanden.Noch sind sie höflich ... werden grob sie, dannWeißt Du, daß sie zu nehmen Nichts mehr fanden.
Wenn mir´s oft wie kalter WahnsinnDurch das öde Denken rinnt,Wenn die Seele, Hilfe suchend,Das Unmögliche ersinnt;Wenn aus abgrundtiefen SchmerzenSie empor zum Himmel schreit:Fühl ich ganz und voll den Fluch erst,Der da heißt »Vergangenheit.«
Ihr seid beleidigt, weil ich nichtGerührt in Eure Arme stürzeUnd das Verzeihungs-ArrangementMit keiner Reuescene würze.Ich flehte nicht, Ihr selber seidNun plötzlich gnädig mir gewogen;Doch legt die Gnadenmienen ab,Schaut, welche Kluft Ihr einst gezogen.Setzt nur herüber kühnen Sprungs,Seid einmal menschlich-unbesonnen…Brecht Ihr auch das Genick dabei,Hat Welt und Hölle nur gewonnen.
Auf dem alten jüdischen FriedhofeSinnend stand ich bei dem GrabeRabby Löv´s, des jüd´schen Weisen,Hörte wie im Traum den FührerSeine todten Ahnherrn preisen.Und warum, so frug ich staunend,All´ die Juden, groß und kleine,Auf das Grab mit leisem MurmelnWerfen bunte Kieselsteine?Und es wurde mir die Antwort:"Um zu ehren, ist geboten,Daß wir Blumen streu´n Lebend´gen,Steine auf das Grab der Todten."Von solch´ heidnischem GebraucheSind wir Christen längst gereinigt:Wir bekränzen stets die GräberJener, welche wir gesteinigt.
Reize mich nicht – o reize mich nicht!Ich könnte sonst vergessen,Wie viel ich thörichte Liebe für DichUnd Selbstverleugnung besessen!Ich könnte vergessen, was ich Dir galtUnd was ich um Dich gelitten,Drum reize mich nicht – o reize mich nicht,Zur Stunde kann ich noch bitten!Doch wehe! wenn ich es nicht mehr kann,Dann kenn´ ich kein Zögern und Schwanken,Du weißt, wenn meine Lippe zuckt,Dann morden die bösen Gedanken.
Von dem, was ich besessen,Ist wenig mir geblieben,Von meinen süßen Träumen,Von Glauben, Hoffen, Lieben!Nur schmerzliches ErinnernIst´s, was das Herz behielt,Verachtung, Haß und Flüche –Und eines Mannes Bild.
Die alte Frau hat ein hartes Gesicht,Doch kluge, sanfte Augen,Die wenig mehr beim PfenniglichtUnd nicht zum Weinen taugen.Sie war ein Balg … Als FindelkindVerlass´ner als die Armen,Bat weder Herren noch GesindUm Futter und Erbarmen.Sie griff fest zu und schaffte strammWie ehrbar ernste Leute,Daß nie sie Unverdientes nahmErfreut das Weib noch heute.Sie zeigt auch jetzt mit BauernstolzErdarbte Talerscheine:"Die sind mein unverbranntes Holz,Meine ungetrunknen Weine…Die sind mein ungegessenes Brot,Auf jedem steht geschrieben:Ein Alter ohne Schand´ und Not…Und was mir Gott schuldig geblieben."