Natur ist glücklich. Doch in uns begegnensich zuviel Kräfte, die sich wirr bestreiten:wer hat ein Frühjahr innen zu bereiten?Wer weiß zu scheinen? Wer vermag zu regnen?Wem geht ein Wind durchs Herz, unwidersprechlich?Wer faßt in sich der Vogelflüge Raum?Wer ist zugleich so biegsam und gebrechlichwie jeder Zweig an einem jeden Baum?Wer stürzt wie Wasser über seine Neigungins unbekannte Glück so rein, so reg?Und wer nimmt still und ohne Stolz die Steigungund hält sich oben wie ein Wiesenweg?
Ihr, von denen das Seinleise sein großes Gesichtwegwandte: einvielleicht Seiender sprichtdraußen in der Freiheitlangsam bei Nacht ein Gebet:daß euch die Zeit vergeht;denn ihr habt Zeit.Wenn es euch jetzt gedenkt,greift euch zärtlich durchs Haar:alles ist weggeschenkt,alles was war.O daß ihr stille bliebt,wenn euch das Herz verjährt;daß keine Mutter erfährt,daß es das giebt.Oben hob sich der Mond,wo sich die Zweige entzwein,und wie von euch bewohntbleibt er allein.
Vergiß, vergiß, und laß uns jetzt nur dieserleben, wie die Sterne durch geklärtenNachthimmel dringen, wie der Mond die Gärtenvoll übersteigt. Wir fühlten längst schon, wie´sspiegelnder wird im Dunkeln; wie ein Scheinentsteht, ein weißer Schatten in dem Glanzder Dunkelheit. Nun aber laß uns ganzhinübertreten in die Welt hineindie monden ist.
Hörst du Geliebte, ich hebe die Hände - hörst du: es rauscht... Welche Gebärde der Einsamen fände sich nicht von vielen Dingen belauscht? Hörst du, Geliebte, ich schließe die Lider und auch das ist Geräusch bis zu dir. Hörst du, Geliebte, ich hebe sie wieder...... ... aber warum bist du nicht hier.Der Abdruck meiner kleinsten Bewegung bleibt in der seidenen Stille sichtbar; unvernichtbar drückt die geringste Erregung in den gespannten Vorhang der Ferne sich ein. Auf meinen Atemzügen heben und senken die Sterne sich. Zu meinen Lippen kommen die Düfte zur Tränke, und ich erkenne die Handgelenke entfernter Engel. Nur die ich denke: Dich seh ich nicht.
Das Märchen von der Wolke Der Tag ging aus mit mildem Tone,so wie ein Hammerschlag verklang.Wie eine gelbe Goldmelonelag groß der Mond im Kraut am Hang. Ein Wölkchen wollte davon naschen,und es gelang ihm, ein paar Zolldes hellen Rundes zu erhaschen,rasch kaut es sich die Bäckchen voll. Es hielt sich lange auf der Flucht aufund sog sich ganz mit Lichte an; -da hob die Nacht die goldne Frucht auf:Schwarz ward die Wolke und zerrann.
Jetzt wär es Zeit, daß Götter träten ausbewohnten Dingen...Und daß sie jede Wand in meinem Hausumschlügen. Neue Seite. Nur der Wind,den solches Blatt im Wenden würfe, reichte hin,die Luft, wie eine Scholle, umzuschaufeln:ein neues Atemfeld. Oh Götter, Götter!Ihr oftgekommenen, Schläfer in den Dingen,die heiter aufstehn, die sich an den Brunnen,die wir vermuten, Hals und Antlitz waschenund die ihr Ausgeruhtsein leicht hinzutunzu dem, was voll scheint, unserm vollen Leben.Noch einmal sei es euer Morgen, Götter.Wir wiederholen. Ihr allein seid Ursprung.Die Welt steht auf mit euch, und Anfang glänztan allen Bruchstellen unseres Mißlingens....
Wie wir auch alles in der Nacht benannten, –nicht unser Name macht die Dinge groß:es kommen Pfeile, stark und atemlos,aus Bogen, welche sich zu Spielen spannten.Und so Pilger, welche unvermutet,da eines letzten Vorhangs Falten fielen,den Altar schaun, darauf der Becher blutet,und nicht mehr rückwärts können aus dem Heile:so in die Kreise stürzen sich die Pfeileund stehen zitternd mitten in den Zielen.
Wir haben einen alten Verkehrmit den Lichtern am Moor.Sie kommen mir wie Großtanten vor ...Ich entdecke mehr und mehrzwischen ihnen und mir den Familienzug,den keine Gewalt unterdrückt:diesen Schwung, diesen Sprung, diesen Ruck, diesen Bug,der den andern nicht glückt.Auch ich bin dort, wo die Wege nicht gehn,im Schwaden, den mancher mied,und ich habe mich oft verlöschen sehn,unter dem Augenlied.
Mein Vater war ein verbannter König von überm Meer. Ihm kam einmal ein Gesandter: sein Mantel war ein Panther, und sein Schwert war schwer. Mein Vater war wie immer ohne Helm und Hermelin; es dunkelte das Zimmer wie immer arm um ihn. Es zitterten seine Hände und waren blaß und leer, - in bilderlose Wände blicklos schaute er. Die Mutter ging im Garten und wandelte weiß im Grün, und wollte den Wind erwarten vor dem Abendglühn. Ich träumte, sie würde mich rufen, aber sie ging allein, - ließ mich vom Rande der Stufen horchen verhallenden Hufen und ins Haus hinein: Vater! Der fremde Gesandte...? Der reitet wieder im Wind... Was wollte der? Er erkannte dein blondes Haar, mein Kind. Vater! Wie war er gekleidet! Wie der Mantel von ihm floß! Geschmiedet und geschmeidet war Schulter, Brust und Roß. Er war eine Stimme im Stahle, er war ein Mann aus Nacht, - aber er hat eine schmale Krone mitgebracht. Sie klang bei jedem Schritte an sein sehr schweres Schwert, die Perle in ihrer Mitte ist viele Leben wert. Vom zornigen Ergreifen verbogen ist der Reifen, der oft gefallen war: es ist eine Kinderkrone, - denn Könige sind ohne; - gieb sie meinem Haar! Ich will sie manchmal tragen in Nächten, blaß vor Scham. Und will dir, Vater, sagen, woher der Gesandte kam. Was dort die Dinge gelten, ob steinern steht die Stadt, oder ob man in Zelten mich erwartet hat. Mein Vater war ein Gekränkter und kannte nur wenig Ruh. Er hörte mir mit verhängter Stirne nächtelang zu. Mir lag im Haar der Ring. Und ich sprach ganz nahe und sachte, daß die Mutter nicht erwachte, - die an dasselbe dachte, wenn sie, ganz weiß gelassen, vor abendlichen Massen durch dunkle Garten ging. So wurden wir verträumte Geiger, die leise aus den Türen treten, um auszuschauen, eh sie beten, ob nicht ein Nachbar sie belauscht. Die erst, wenn alle sich zerstreuten, hinter dem letzten Abendläuten, die Lieder spielen, hinter denen (wie Wald im Wind hinter Fontänen) der dunkle Geigenkasten rauscht. Denn dann nur sind die Stimmen gut, wenn Schweigsamkeiten sie begleiten, wenn hinter dem Gespräch der Saiten Geräusche bleiben wie von Blut; und bang und sinnlos sind die Zeiten, wenn hinter ihren Eitelkeiten nicht etwas waltet, welches ruht. Geduld: es kreist der leise Zeiger, und was verheißen ward, wird sein: Wir sind die Flüstrer vor dem Schweiger, wir sind die Wiesen vor dem Hain; in ihnen geht noch dunkles Summen - (viel Stimmen sind und doch kein Chor) und sie bereiten auf die stummen tiefen heiligen Haine vor...
Fürchte dich nicht, sind die Astern auch alt,streut der Sturm auch den welkenden Waldin den Gleichmut des Sees -die Schönheit wächst aus der engen Gestalt;sie wurde reif, und mit milder Gewaltzerbricht sie das alte Gefäß.Sie kommt aus den Bäumenin mich und in dich,nicht um zu ruh´n;der Sommer ward ihr zu feierlich.Aus vollen Früchten flüchtet sie sichund steigt aus betäubenden Träumenarm ins tägliche Tun.