Nicht hassen, wo der Hass Gebot?In Angst sich bergen vor kindischer Schuld?Das Leben verkümmern Lot für Lot -O wundersame Eselsgeduld!Kommt mir nur nicht mit Sittlichkeit herUnd heuchlerischem Moralgeschwänz!Ist doch eure ganze SittlichkeitslehrNur eitle Blähung der Impotenz!Der Katechismus eurer Moral,Am Schnürchen schnurrt er von Pflicht zu Pflicht,Das Leben fordert viel hundertmalSich zu wärmen, zu leuchten mit eignem Licht.
Zu deinen Füßen will ich ruhnUnd dir ins Auge schaun,Die blaue Nacht mag leise nunAuf uns herniedertaun.Schon tauchet aus dem stillen SeeDes Mondes Bild empor,Und kühner schweift das scheue RehDurch Wald und Wiesenmoor.Mein Haupt laß ruhn auf deinem Schoß,Da ruht es sanft und weich.Wie ist der Himmel weit und groß,Wie ist die Erde reich!Der schönste Stern in blauer Nacht,Der schönste Stern bist du,In deines Lichtes sanfter Pracht,O gönne mir die Ruh!An deinem Herzen laß mich ruhn,Nur kurze sel´ge Zeit!Kein Lauscher kündet unser Tun,Die Welt ist traumgefeit.An Deinen Lippen laß mich ruhn,Eh´ noch die Nacht verglimmt,Bis unsre Seele träumend nunIn Seligkeit verschwimmt!
Sei einsam, treibt dich dein GemüthDich selber zu bezwingen!Sei einsam, wenn dein Herz erglühtEin Höchstes zu vollbringen!Doch einsam fliehn aus der argen WeltWeil du dich dünkst gerechter,Nur deinem lieben Selbst gesellt,Das macht dich alle Tage schlechter.
Die Liebe ist ein Blüthesegen,Der heilig in der Seele ruht,Ein Röslein nicht, das von den WegenMan pflückt für seinen Wanderhut.Wenn ihr der Seelen Mai gehütet,Beklagt ihr nicht der Träume Flucht,Die Knospe, der ihr einst erglühtet,Prangt als lebend´ge Lebensfrucht.
Weißt du noch, wie ich am FelsenBei den Veilchen dich belauschte,Weißt du noch den Fliederstrauch,Wo der Strom vorüberrauschte?Weißt du noch den Bergespfad,Wo ich um den Strauß dich bat,Weißt du noch?Ach, es war ein süßes Bild,Als du da errötend standest,Und zur Erde all´ die BlumenFielen, die zum Strauß du wandest, Deine kleine, liebe HandSpielte mit dem blauen Band,Weißt du noch?Und es sahen Fels und StromDein Erröten und dein Beben,Sahen auch den ersten Kuß,Halb genommen, halb gegeben!Und des Himmels goldner StrahlÜberflog Gebirg und Thal,Weißt du noch?
Laß der Menschen DankbarkeitImmerhin dir sein entbehrlich,Mit dem Wort sind sie bereit,Doch die That ist gar beschwerlich.Nur wo Gab´ und DankeszollStets sich in einander ranken,Sprossen, gleicher Blüthen voll,Nur die Liebe weiß zu danken.
Wie du´s ihnen einmal recht gemacht,so wollen sie´s immer haben,Und ob du zehnmal Bessres erdacht,Sie hadern mit deinen Gaben.Was schiert sie, daß dich das Leben geführt,Und anders dein Müssen und Sollen!Du sollst nur können, was sie berührt,Und kannst nichts, was sie nicht wollen.Daß du sie führest so wie du mußt,Nie werden sie dir´s erlauben!Das alte Lied und der alte Wust,Man predigt Blinden und Tauben!
Bist du schön? Ich kann´s nicht sagen,Doch der reinsten Schönheit LichtWill so leuchtend mir nicht tagen,Als dein liebes Angesicht.Mit der Anmuth HuldgeschenkenHebst in unbekannter MachtDu zur Schönheit all mein Denken,Hab´ ich auch nur dich gedacht.
Du zürnst dem Wort, das, kühl betont,Wie Undank dich getroffen,Und fühlst mit Bitterkeit belohntDein Geben und dein Hoffen.Befrag´ dich selbst, und halt´ in RuhDes Vorwurfs Pfeil im Köcher,Ob bittre Tropfen nicht auch duGemischt in fremden Becher!