Weißt du noch, wie ich am FelsenBei den Veilchen dich belauschte,Weißt du noch den Fliederstrauch,Wo der Strom vorüberrauschte?Weißt du noch den Bergespfad,Wo ich um den Strauß dich bat,Weißt du noch?Ach, es war ein süßes Bild,Als du da errötend standest,Und zur Erde all´ die BlumenFielen, die zum Strauß du wandest, Deine kleine, liebe HandSpielte mit dem blauen Band,Weißt du noch?Und es sahen Fels und StromDein Erröten und dein Beben,Sahen auch den ersten Kuß,Halb genommen, halb gegeben!Und des Himmels goldner StrahlÜberflog Gebirg und Thal,Weißt du noch?
Stille Tage, die ihr leise Von des Schaffens Ernst beschwingt, Mir in störungslosem Gleise Kaum bemerkt vorüber gingt: Thätig war´t ihr überlegen Unruhvoller Gegenwart, Und so fühl´ ich euren Segen Mir im Tiefsten offenbart. Ja, den Segen zu vollenden, Wißt ihr für des Liedes Ton Noch die Stimmung mir zu spenden, Als der Arbeit schönsten Lohn.
Noch ist die blühende, goldene Zeit,du schöne Welt, wie bist du so weit!Und so weit ist mein Herz und so blau, wie der Tag,Wie die Lüfte durchjubelt von Lerchenschlag.Ihr Fröhlichen singt, weil das Leben noch mai´t:Noch ist die blühende, goldene Zeit,Noch sind die Tage der Rosen!
Zu deinen Füßen will ich ruhnUnd dir ins Auge schaun,Die blaue Nacht mag leise nunAuf uns herniedertaun.Schon tauchet aus dem stillen SeeDes Mondes Bild empor,Und kühner schweift das scheue RehDurch Wald und Wiesenmoor.Mein Haupt laß ruhn auf deinem Schoß,Da ruht es sanft und weich.Wie ist der Himmel weit und groß,Wie ist die Erde reich!Der schönste Stern in blauer Nacht,Der schönste Stern bist du,In deines Lichtes sanfter Pracht,O gönne mir die Ruh!An deinem Herzen laß mich ruhn,Nur kurze sel´ge Zeit!Kein Lauscher kündet unser Tun,Die Welt ist traumgefeit.An Deinen Lippen laß mich ruhn,Eh´ noch die Nacht verglimmt,Bis unsre Seele träumend nunIn Seligkeit verschwimmt!
Wie mit ungehemmtem Schritt Wechseln Tag und Leben, Nimmt der Wechsel dich auch mit, Wandelt sich dein Streben. Holde Züge, Melodie´n Zaubrisch einst ergreifend, Läßt du kühl vorüber ziehn, Kaum die Seele streifend. Was dein Wesen einst berückt, Was dein Herz bereute, Blüthen sind´s, im Lenz gepflückt, Die der Wind zerstreute. Wenn zu lächeln dir gelang Dem, was du verloren, Weißt du, welchem Wandelgang Dich die Zeit erkoren?
Wie du´s ihnen einmal recht gemacht,so wollen sie´s immer haben,Und ob du zehnmal Bessres erdacht,Sie hadern mit deinen Gaben.Was schiert sie, daß dich das Leben geführt,Und anders dein Müssen und Sollen!Du sollst nur können, was sie berührt,Und kannst nichts, was sie nicht wollen.Daß du sie führest so wie du mußt,Nie werden sie dir´s erlauben!Das alte Lied und der alte Wust,Man predigt Blinden und Tauben!
Die Liebe ist ein Blüthesegen,Der heilig in der Seele ruht,Ein Röslein nicht, das von den WegenMan pflückt für seinen Wanderhut.Wenn ihr der Seelen Mai gehütet,Beklagt ihr nicht der Träume Flucht,Die Knospe, der ihr einst erglühtet,Prangt als lebend´ge Lebensfrucht.
Ein jeder Tag ist Keim und Blüth´,Im Schaffensdasein, im Gemüth.Versäumter Tag macht alt und schwer,Vergraut des Morgens Wiederkehr.Nur was dir rüstig am Tage gelangBringt dem Morgen festlichen Empfang.
Lehrgeld zahlen mußt´ ich oft,Ach, für mancherlei Erfahrung!Und umsonst hab ich gehofftAuf Gewitztheit und Ersparung.Zu vermeiden lernt´ ich zwarManchen Schritt mit schwerer Buße,Doch vermeidend fühlt´ ich garMich auf neuer Lehrzeit Fuße.Arbeit vollauf! Und somit,Denn was hülf´ es mir zu prahlen,Werd´ ich wohl beim letzten SchrittErst das letzte Lehrgeld zahlen.