Leeres Reden, Kommen, Gehen,Schales Lächeln, Lachen auch,Alles mußtest du verstehen,Heuchelnd nach des Tages Brauch! Unergründet muß es bleiben,Glatt und trügrisch wie die Welt,Wenn dein Wesen ihrem TreibenWiderwillig ward gesellt.Dein erst, wenn der Tag zerstoben,Ist, was dir die Seel´ umfaßt,Dein des Glücks, der Schmerzen Toben,Dein geliebter Sorgen Last.
Wohl wahr, daß uralt alles Klagen,Daß allen Jammer, jede Noth,Schon sonst ein Menschenherz getragenSolang das Leben führt zum Tod.Doch immer neu wird all sein Ringen,Mit dem er durch die Zeiten geht,Der Mensch in jener Sprache singen,In der die Menschheit sich versteht.
Ob wir´s erlitten, ob verschuldet Vergangnes ist nicht abgetan. Ob losgekämpft und ungeduldet, Es folgt im Stillen unsrer Bahn. Dem Überraschten naht es leise, Heut mit verklärender Gewalt, Und morgen tritt´s in unsre Kreise Verkehrt zu wilder Mißgestalt.
Ein jeder Tag ist Keim und Blüth´,Im Schaffensdasein, im Gemüth.Versäumter Tag macht alt und schwer,Vergraut des Morgens Wiederkehr.Nur was dir rüstig am Tage gelangBringt dem Morgen festlichen Empfang.
Noch ist die blühende, goldene Zeit,du schöne Welt, wie bist du so weit!Und so weit ist mein Herz und so blau, wie der Tag,Wie die Lüfte durchjubelt von Lerchenschlag.Ihr Fröhlichen singt, weil das Leben noch mai´t:Noch ist die blühende, goldene Zeit,Noch sind die Tage der Rosen!
Wie so eng sind wir gebunden, Wenn der Geist in´s Freie strebt, Und im Bann besorgter Stunden Nebel unsern Blick umwebt! Und wie frei, wenn überwunden Was uns bannte, neu belebt Wir das kleinste Glück gefunden, Das unendlich uns erhebt!
Bist du schön? Ich kann´s nicht sagen,Doch der reinsten Schönheit LichtWill so leuchtend mir nicht tagen,Als dein liebes Angesicht.Mit der Anmuth HuldgeschenkenHebst in unbekannter MachtDu zur Schönheit all mein Denken,Hab´ ich auch nur dich gedacht.
Zu deinen Füßen will ich ruhnUnd dir ins Auge schaun,Die blaue Nacht mag leise nunAuf uns herniedertaun.Schon tauchet aus dem stillen SeeDes Mondes Bild empor,Und kühner schweift das scheue RehDurch Wald und Wiesenmoor.Mein Haupt laß ruhn auf deinem Schoß,Da ruht es sanft und weich.Wie ist der Himmel weit und groß,Wie ist die Erde reich!Der schönste Stern in blauer Nacht,Der schönste Stern bist du,In deines Lichtes sanfter Pracht,O gönne mir die Ruh!An deinem Herzen laß mich ruhn,Nur kurze sel´ge Zeit!Kein Lauscher kündet unser Tun,Die Welt ist traumgefeit.An Deinen Lippen laß mich ruhn,Eh´ noch die Nacht verglimmt,Bis unsre Seele träumend nunIn Seligkeit verschwimmt!
Hielte die Jugend immer Maß Und verstünden die Philister Spaß, Geriet´ in jedem Jahre der Wein, Oder tät´s Gold vom Himmel schnei´n; Wären die Weiber durch die Bank Schön und gefällig und ohne Wank; Gäb´s vor der Wahrheit keine Scheu, Und keine Torheit und keine Reu; Könnte man fürder ungeprellt Über Tag und Herz und Willen schalten, Wär´s in so hochvollkomm´ner Welt Nicht länger auszuhalten!
Wie wir die Menschen sehn, nicht wie sie sind,So lieben wir sie. Unser tiefstes SehenIst, wo wir lieben, kinderselig blind,Und mag nur mit dem Herzen sich verstehen.Erkenntniß selbst wird eingehüllt geschwind,In schönem Trug mit uns einher zu gehen.Wie reich die Armuth, die das Herz verschwendet!Wie arm der Reichthum, wenn der Trug sich wendet!