Aus nichts wird nichts, das merke wohl,wenn aus dir etwas werden soll. Betrüge nicht; du hast nicht Rast -noch Ruh, wenn du betrogen hast. Cränz´ einen Welterob´rer nicht,schlepp´ lieber ihn zum Hochgericht. Dring´ und durchdringe die Natur;wer sie durchdringt, beherrscht sie nur. Erleuchtet das Jahrhundert ist;der Esel Stroh und Disteln frißt. Fahr´ nicht zu hoch her, eit´ler Mann,noch hast du´s letzte Hemd nicht an. Greif´ nicht leicht in ein Wespennest;doch wenn du greifst, so stehe fest. Häng´ an die große Glocke nicht,was jemand im Vertrauen spricht. Im Anfang war die Erde leer,am Ende sind´s die Köpfe mehr. Jetzt nehme dieses zu Gehör,ein gutes Wort hilft oftmals mehr. Kratz´ nicht im Staube wie ein Tier,der Kopf sitzt ja noch oben dir. Leih´ dem in Not und sei bereit,so hast du zwei zugleich erfreut. Merk´ auf die Stimme tief in dir,sie ist des Menschen Kleinod hier. Nichts ist so elend als ein Mann,der alles will, und der nichts kann. Oft galt das Faustrecht statt der Pflicht,in unsern Jahren gilt es nicht. Parabeln sind wohl fein und schön,doch muß sie einer auch verstehn. Querfeldein braust der Waldstrom wohl;der Bach am Wege bleiben soll. Recht halte heilig bis in den Tod,so bleibt ein Freund dir in der Not. Sir Newton war ein großer Mann,ein Tropfen aus dem Ozean. Trag deine Tugenden nicht Schau,und ehr´ und liebe deine Frau. Und wenn sie alle dich verschrei´n, so wick´le in dich selbst dich ein. Vor Kritikastern hüte dich;wer Pech angreift, besudelt sich. Wer Pech angreift, besudelt sich;vor Kritikastern hüte dich. Xerxes verließ sich auf sein Heer,allein das Heer auf ihn nicht sehr. Ygrek ein böser Buchstab´ ist;bei ihm hilft nicht Gewalt noch List. Zuletzt nehmt noch die Warnung an,daß keinem Schelm man trauen kann.
Die Liebe hemmet nichts;Sie kennt nicht Tür noch RiegelUnd drängt durch alles sich:Sie ist ohn´ Anbeginn,Schlug ewig ihre FlügelUnd schlägt sie ewiglich.
Der Mond ist aufgegangen,Die goldnen Sternlein prangenAm Himmel hell und klar;Der Wald steht schwarz und schweiget,Und aus den Wiesen steigetDer weiße Nebel wunderbar.Wie ist die Welt so stille,Und in der Dämm´rung HülleSo traulich und so hold!Als eine stille Kammer,Wo ihr des Tages JammerVerschlafen und vergessen sollt.Seht ihr den Mond dort stehen?Er ist nur halb zu sehen,Und ist doch rund und schön!So sind wohl manche Sachen,Die wir getrost belachen,Weil unsre Augen sie nicht sehn.Wir stolzen MenschenkinderSind eitel arme SünderUnd wissen gar nicht viel;Wir spinnen LuftgespinsteUnd suchen viele KünsteUnd kommen weiter von dem Ziel.Gott, laß uns dein Heil schauen,Auf nichts Vergänglich´s trauen,Nicht Eitelkeit uns freu´n!Laß uns einfältig werdenUnd vor Dir hier auf ErdenWie Kinder fromm und fröhlich sein!Wollst endlich sonder GrämenAus dieser Welt uns nehmenDurch einen sanften Tod!Und, wenn Du uns genommen,Laß uns in Himmel kommen,Du unser Herr und unser Gott!So legt euch denn, ihr Brüder,In Gottes Namen nieder;Kalt ist der Abendhauch.Verschon´ uns, Gott! mit Strafen,Und laß uns ruhig schlafen!Und unsern kranken Nachbar auch!
Kam einst ein Fuchs vom Dorfe her,früh in der Morgenstunde,und trug ein Huhn im Munde;und es begegnet ihm der Bär."Ah! Guten Morgen, gnädiger Herr!Ich bringe hier ein Huhn für Sie;Ihre Gnaden promenieren ziemlich früh,wo geht die Reise hin?""Was heißest du mich gnädig, Vieh!Wer sagt dir, daß ich´s bin?""Sah Dero Zahn, wenn ich es sagen darf,und Dero Zahn ist lang und scharf."
Die Römer, die, vor vielen hundert Jahren,Das erste Volk der Erde waren,Doch wenigstens sich dünkten, es zu sein;Die großen Schreiber ihrer TatenUnd Dichter auch und große Redner hatten,Und Weise groß und klein;Die stolz auf ihrer Helden Scharen,Auf ihre Regulos und Scipione waren,Und Ursach hatten, es zu sein;Die fingen endlich an und aßen Ochsenbraten,Frisierten sich und tranken fleißig Wein -Da war´s geschehn um ihre Heldentaten,Um ihrer Dichter edle Reih´n,Um ihre Redner, ihre Schreiber;Da wurden´s große dicke Leiber,Und Memoirs- und Zeitungsschreiber,Und ihre Seelen wurden klein;Da kamen Oper und Kastraten,Und Ehebruch und Advokaten,Und nistelten sich ein.Oh, die verdammten Ochenbraten!Oh, der verdammte Wein!
Das schöne große TaggestirneVollendet seinen Lauf;Komm, wisch den Schweiß mir von der Stirne,Lieb Weib, und denn tisch´ auf!Kannst hier nur auf der Erde decken,Hier unterm Apfelbaum;Da pflegt es abends gut zu schmecken,Und ist am besten Raum.Und rufe flugs die kleinen Gäste,Denn hör, mich hungerts sehr;Bring auch den kleinsten aus dem NesteWenn er nicht schläft, mit her.Dem König bringt man viel zu Tische;Er, wie die Rede geht,Hat alle Tage Fleisch und FischeUnd Panzen und Pastet;Und ist ein eigner Mann erlesen,Von andrer Arbeit frei,Der ordert ihm sein TafelwesenUnd präsidiert dabei.Gott laß ihm alles wohl gedeihen!Er hat auch viel zu tun,Und muß sich Tag und Nacht kasteien,Daß wir in Frieden ruhn.Und haben wir nicht Herrenfutter;So haben wir doch Brot,Und schöne, frische, reine Butter,Und Milch, was denn für Not?Das ist genug für Bauersleute,Wir danken Gott dafür,Und halten offne Tafel heuteVor allen Sternen hier.Es präsidiert bei unserm MahleDer Mond, so silberrein!Und guckt von oben in die SchaleUnd tut den Segen h´nein.Nun Kinder, esset, eßt mit Freuden,Und Gott gesegn´ es euch!Sieh, Mond! ich bin wohl zu beneiden,Bin arm und bin doch reich!
War einst ein Riese GoliathGar ein gefährlich Mann!Er hatte Tressen auf dem HutMit einem Klunker dran,Und einen Rock von Drap d´argentUnd alles so nach advenant.An seinen Schnurrbart sah man nurMit Gräsen und mit Graus,Und dabei sah er von NaturPur wie der – aus.Sein Sarras war, man glaubt es kaum,So groß schier als ein Weberbaum.Er hatte Knochen wie ein Gaul,Und eine freche Stirn,Und ein entsetzlich großes Maul,Und nur ein kleines Hirn;Gab jedem einen Rippenstoß,Und flunkerte und prahlte groß.So kam er alle Tage her,Und sprach Israel Hohn."Wer ist der Mann? Wer wagt´s mit mir?Sei Vater oder Sohn,Er komme her der Lumpenhund,Ich bax ´n nieder auf den Grund.«Da kam in seinem SchäferrockEin Jüngling zart und fein;Er hatte nichts als seinen Stock,Als Schleuder und den Stein,Und sprach: "Du hast viel Stolz und Wehr,Ich komm im Namen Gottes her."Und damit schleudert´ er auf ihn,Und traf die Stirne gar;Da fiel der große Esel hinSo lang und dick er war.Und David haut´ in guter RuhIhm nun den Kopf noch ab dazu.Trau nicht auf deinen Tressenhut,Noch auf den Klunker dran!Ein großes Maul es auch nicht tut:Das lern vom langen Mann;Und von dem kleinen lerne wohl:Wie man mit Ehren fechten soll.
Ist gar ein holder Knabe er!Als ob er´s Bild der Liebe wär´.Sieht freundlich aus und weiß und rot,Hat große Lust am Butterbrot,Hat blaue Augen, gelbes Haar,Und Schelm im Nacken immerdar,Hat Arm´ und Beine rund und voll!Und alles, wie man´s haben soll.Nur eines fehlt dir, lieber Knabe!Eins nur: daß ich dich noch nicht habe.
Sieben kleine Meisensaßen auf dem Ast.Sieben kleine Meisenhielten kurze Rast.Sieben kleine Meisengaben sich Bericht,Sieben kleine Meisen.Ich verstand sie nicht.Sieben kleine Meisenflogen wieder fortin die blaue Weite.Und ich blieb am Ort.Liebe sieben Meisenkommt doch wieder her,liebe sieben Meisenund erzählt mir mehr!
Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön! So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.