Kam einst ein Fuchs vom Dorfe her,früh in der Morgenstunde,und trug ein Huhn im Munde;und es begegnet ihm der Bär."Ah! Guten Morgen, gnädiger Herr!Ich bringe hier ein Huhn für Sie;Ihre Gnaden promenieren ziemlich früh,wo geht die Reise hin?""Was heißest du mich gnädig, Vieh!Wer sagt dir, daß ich´s bin?""Sah Dero Zahn, wenn ich es sagen darf,und Dero Zahn ist lang und scharf."
Die Römer, die, vor vielen hundert Jahren,Das erste Volk der Erde waren,Doch wenigstens sich dünkten, es zu sein;Die großen Schreiber ihrer TatenUnd Dichter auch und große Redner hatten,Und Weise groß und klein;Die stolz auf ihrer Helden Scharen,Auf ihre Regulos und Scipione waren,Und Ursach hatten, es zu sein;Die fingen endlich an und aßen Ochsenbraten,Frisierten sich und tranken fleißig Wein -Da war´s geschehn um ihre Heldentaten,Um ihrer Dichter edle Reih´n,Um ihre Redner, ihre Schreiber;Da wurden´s große dicke Leiber,Und Memoirs- und Zeitungsschreiber,Und ihre Seelen wurden klein;Da kamen Oper und Kastraten,Und Ehebruch und Advokaten,Und nistelten sich ein.Oh, die verdammten Ochenbraten!Oh, der verdammte Wein!
Friede sei um diesen Grabstein her!Sanfter Friede Gottes! Ach, sie habenEinen guten Mann begraben,Und mir war er mehr;Träufte mir von Segen, dieser Mann,Wie ein milder Stern aus bessern Welten!Und ich kann´s ihm nicht vergelten,Was er mir getan.Er entschlief; sie gruben ihn hier ein.Leiser, süßer Trost, von Gott gegeben,Und ein Ahnden von dem ew´gen LebenDüft´ um sein Gebein!Bis ihn Jesus Christus, groß und hehr!Freundlich wird erwecken - ach, sie habenEinen guten Mann begraben,Und mir war er mehr.
Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön! So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.
Sieben kleine Meisensaßen auf dem Ast.Sieben kleine Meisenhielten kurze Rast.Sieben kleine Meisengaben sich Bericht,Sieben kleine Meisen.Ich verstand sie nicht.Sieben kleine Meisenflogen wieder fortin die blaue Weite.Und ich blieb am Ort.Liebe sieben Meisenkommt doch wieder her,liebe sieben Meisenund erzählt mir mehr!
Maria war zu Bethlehem,Wo sie sich schätzen lassen wollte;Da kam die Zeit, daß sie gebären sollte;Und sie gebar ihn –Und als sie ihn geboren hatteund sah den Knaben nackt und bloß;Fühlt sie sich selig, fühlt sich groß,und nahm voll Demut ihn auf ihren SchoßUnd freuet sich in ihrem Herzen fein,berührt den Knaben zart und kleinMit Zittern und mit Benedei´n,und wickelt ihn in Windeln ein…Und bettete ihn sanft in eine Krippe hin.Sonst war kein Raum für ihn.Vor Gott gehts göttlich her,und nicht nach Stand und Würden.Herodem läßt er leer,mit seinem ganzen Heer;Und Hirten auf dem Felde bei den HürdenErwählet er.Sie saßen da und hüteten im Dunkeln ihre Herde,mit unbefangnen, frommen Sinn;Da stand vor ihnen an der Erde,Ein Engel Gottes… und trat zu ihnen hin,und sie umleuchtete des Herren Klarheit,und er sagte ihnen die Wahrheit.Und eilend auf sie standen,Gen Bethlehem zu gehn,und kamen hin und fanden,Ohn´ weiteres zu verstehn.Maria und Joseph beide.Und in der Krippe lag zu ihrer großen Freude,in seinem Windelkleide,auf Grummet von der Weide,der Knabe wunderschön.Die Väter hoffeten auf ihn mit Tränenund mit Flehn,und sehnten sich, den Tag des Herrn zu sehn,und sahn ihn nicht.Was Gott bereitete,und von der Welt her heimlich und verborgen war,ward in der Zeiten Fülle offenbar.Die Weisen fielen vor ihm nieder,und gaben ihre Schätze gern,Und gaben Weihrauch, Gold und Myrrhen.Sie sahen seinen Stern,und kannten ihren Heiland, ihren Herrn,und ließen sich das Heu und Stroh nicht irren.Dem Menschen dünkt es wunderbar,und mag es nicht verstehn;doch ist´s wahrhaftig wahr!und selig sind die Augen die ihn sehn.
Meine Mutter sagt´ mir:"Deine Lippen gab dirZum Sprechen, Tochter, die Natur,Und zum Sprechen brauch´ sie nur."Warum sind sie so rot?Oh, ich könnt´ auch mit weißen Lippen sprechen,Und warum gebotMeine Mutter: nur zum Sprechen?Wer zeigt mir armen Mädchen an,Was mein Mund mehr als sprechen kann?
Viktoria! Viktoria!Der kleine weiße Zahn ist da!Du Mutter! komm, und groß und kleinIm Hause! Kommt und guckt hineinund seht den hellen weißen Schein!Der Zahn soll Alexander heißen.Du liebes Kind! Gott halt ihn dir gesundund geb dir Zähne mehr in deinem kleinen Mundund immer was dafür zu beißen!
Der Sämann säet den Samen.Die Erde empfängt ihn und über ein kleineswächset die Blume hinauf.Du liebtest sie. Was auch dies Lebensonst für Gewinn hat, war klein dir geachtet,und sie entschlummerte dir.Was weinest du neben dem Grabeund hebst die Hände zur Wolke des Todesund der Verwesung empor?Wie Gras auf dem Felde sind Menschendahin, wie Blätter, nur wenige Tagegehen wir verkleidet einher.Der Adler besuchet die Erde,doch säumt nicht, schüttelt vom Flügel den Staubund kehret zur Sonne zurück.