Im Walde wohnt mein Leid, ich darf es niemand klagen, zum Walde muß ich´s tragen, zur tiefsten Einsamkeit. Kommt je in künftiger Zeit, ein Mensch zu jenen Gründen, im Walde kann er finden mein scheues Herzeleid. Sieht er im Walde weit, recht einsam und verschwiegen, die tiefsten Schatten liegen, das ist mein finstres Leid.
Droben stehet die Kapelle,Schauet still ins Tal hinab.Drunten singt bei Wies´ und Quelle Froh und hell der Hirtenknab.Traurig tönt das Glöcklein nieder, Schauerlich der Leichenchor; Stille sind die frohen Lieder,Und der Knabe lauscht empor.Droben bringt man sie zu Grabe,Die sich freuten in dem Tal;Hirtenknabe, Hirtenknabe!Dir singt man dort auch einmal.
So soll ich dich nun meiden,Du meines Lebens Lust!Du küssest mich zum Scheiden,Ich drücke dich an die Brust.Ach Liebchen! Heißt das meiden,Wenn man sich herzt und küßt?Ach Liebchen! Heißt das scheiden,Wenn man sich fest umschließt?
Man kann im Wünschen sich vergessen,Man wünschet leicht zum Überfluß,Wir aber wünschen nicht vermessen,Wir wünschen, was man wünschen muß.Denn soll der Mensch im Leibe leben,So brauchet er sein täglich Brot,Und soll er sich zum Geist erheben,So ist ihm seine Freiheit not.
Im Sommer such ein Liebchen DirIn Garten und Gefield!Da sind die Tage lang genug,Da sind die Nächte mild.Im Winter muß der süße BundSchon fest geschlossen sein,So darfst nicht lange stehn im SchneeBei kaltem Mondenschein.
Bei einem Wirte wundermildDa war ich jüngst zu Gaste.Ein goldner Apfel war sein SchildAn einem langen Aste.Es war der gute ApfelbaumBei dem ich eingekehretMit süßer Kost und frischem SchaumHat er mich wohl genähret.Es kamen in sein grünes HausViel leichtbeschwingte GästeSie sprangen frei und hielten SchmausUnd sangen auf das Beste.Ich fand ein Bett in süßer RuhAuf weichen, grünen MattenDer Wirt er deckte selbst mich zuMit seinem kühlen Schatten.Nun fragt ich nach der Schuldigkeit.Da schüttelt er den WipfelGesegnet sei er allezeitvon der Wurzel bis zum Gipfel.
Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein,Bei einer Frau Wirtin, da kehrten sie ein:"Frau Wirtin, hat Sie gut Bier und Wein?Wo hat Sie Ihr schönes Töchterlein?""Mein Bier und Wein ist frisch und klar.Mein Töchterlein liegt auf der Totenbahr´."Und als sie traten zur Kammer hinein,Da lag sie in einem schwarzen Schrein.Der erste, der schlug den Schleier zurückUnd schaute sie an mit traurigem Blick:"Ach, lebtest du noch, du schöne Maid!Ich würde dich lieben von ´dieser Zeit."Der zweite deckte den Schleier zuUnd kehrte sich ab und weinte dazu:"Adi, daß du liegst auf der Totenbahr´!Ich hab´ diich geliebet so manches Jahr."Der dritte hüb ihn wieder sogleichUnd küßte sie an den Mund so bleich:"Dich liebt´ ich immer, dich lieb´ ich noch heut Und werde dich lieben in Ewigkeit."
Sie war ein Kind vor wenig Tagen,Sie ist es nicht mehr, wahrlich nein!Bald ist die Blume aufgeschlagen,Bald hüllt sie halb sich wieder ein.Wen kann ich um das Wunder fragen?Wie? oder täuscht mich holder Schein?Sie spricht so ganz mit Kindersinne,So fromm ist ihrer Augen Spiel;Doch großer Dinge werd´ ich inne,Ich schau´ in Tiefen ohne Ziel.Ja! Wunder sind´s der süßen Minne,Die Minne hat der Wunder viel.
Singe, wem Gesang gegeben,In dem deutschen Dichterwald!Das ist Freude, das ist Leben,Wenn´s von allen Zweigen schallt. Nicht an wenig stolze NamenIst die Liederkunst gebannt;Ausgestreut ist der SamenÜber alles deutsche Land.Deines vollen Herzens Triebe,Gib sie keck im Klange frei!Säuselnd wandle deine Liebe,Donnernd uns dein Zorn vorbei!Singst du nicht dein ganzes Leben,Sing doch in der Jugend Drang!Nur im Blütemond erhebenNachtigallen ihren Sang.Kann man´s nicht in Bücher binden,Was die Stunden dir verleihn:Gib ein fliegend Blatt den Winden!Muntre Jugend hascht es ein.Fahret wohl, geheime Kunden,Nekromantik, Alchimie!Formeln hält uns nicht gebunden:Unsre Kunst heißt Poesie.Heilig achten wir die Geister,Aber Namen sind uns Dunst;Würdig ehren wir die Meister,Aber frei ist uns die Kunst!Nicht in kalten Marmorsteinen,Nicht in Tempeln, dumpf und tot:In den frischen EichenhainenWebt und rauscht der deutsche Gott.