Ich liebe die deutsche Gründlichkeit,Sie kann keinen Apfel essen,Sie wisse denn, von welchem BaumSein Urkern fiel vordessen.Sie denkt und denkt, doch bis sie sichDas tiefe Wissen erworben –Die Äpfel sind verfault seit lang,Die Menschen sind gestorben."Doch" – spricht sie – "es ist besser so,Daß die Schweine die Äpfel fressen,Als daß wir sie selbst ohne VorbedachtUnd ohne Nachbedacht essen.Jetzt können wir unsern deutschen SchmerzDoch klagen, und das ist lyrisch;Doch zu genießen so gradezu,So ohne Vernunft, ist tierisch."Schad ists, daß Adam kein Deutscher war,Er hätte solang nicht gebissenBis er die Zähne verloren hätt –Wir würden von Not nichts wissen.Drum lieb ich die deutsche Gründlichkeit,Die leider zu spät geboren;Hat sie zu kurze Beine auch,So hat sie doch lange Ohren.
Könnt´ ich zu dir, mein Licht,Nur einmal, einmal dringen!Von deinem AngesichtNur einem Strahl erschwingen!Könnt´ ich an dein GewandNur einmal, einmal rühren!Und deine kleine HandMit süßem Schauer spüren!Könnt´ ich an deinem MundNur einmal, einmal hangen!Und dann vergeh´n zur Stund In wonnevollem Bangen!
Wenn ich im stillen Friedhof geh´,Wird mir so schwer zu Herzen,Daß man die treuste Menschenbrust,Die mitgetragen Leid und Lust,So eilig kann verschmerzen.Gras wächst darüber, ach wie bald!Das Grab wird selber heiter.Wie wenn ein Blatt vom Wipfel fällt,So geht ein Leben aus der Welt –Die Vögel singen weiter.O Menschenherz mit deinem Stolz!Was flüstern die Cypressen?"Wir stehn auf einem schmalen Raum,Darunter liegt ein Herze kaum,So ist es schon vergessen."
O Röslein, schön und jugendlich,Auf deinem Dornenreise!Gleich einer Biene schwebt um dichMein Lied und flüstert leise:Ich liebe dich mit Weh und Lust,Du Blume meiner Schmerzen!Die Rose trag ich an der BrustUnd ach! den Dorn im Herzen.
Wie lang ach! warst du in der Ferne! Zog auch mein liebend Herz mit dir, Du standest nur, gleich einem Sterne, In meinen Träumen über mir. Doch, deucht mir, warst du bei mir immer, Seh´ ich dir jetzt ins Angesicht – Weil ganz der alten Liebe Schimmer Aus deinem treuen Auge bricht. Und hältst du mich so lind umfangen Mit unverlernter Zärtlichkeit – Ist mir, als wären wir gegangen So Hand in Hand die ganze Zeit. Vergessen ist nun alles Scheiden, Daß wir einst fern, wir glauben´s kaum: Beisammen sind wir stets, wir beiden, Und nur die Trennung war ein Traum.
Nächtlich oft in wachen Träumen Steiget vor mir auf dein Bild, Schaut mich an so tief und innig Mit den Augen braun und mild. Mit den großen Kinderaugen, Die ich oft dir zugeküßt; Und mir ist, als ob ich wieder Sie mit Küssen schließen müßt´. Als sie langsam untergingen In der Flut der Todesnacht, Hast du wohl, nach Osten schauend, Noch einmal an mich gedacht. Ach! nicht ich hab´, als du starbest, Weinend mich herabgebückt Und die treuen Augen dir zum Ew´gen Schlummer zugedrückt. Wie! nun können sie nicht schlafen, Die nicht Liebe zugethan; Und sie öffnen sich und schaun mich Vorwurfsvoll und bittend an.