Geh´ still auf deinen Wegen,Wie auch die Menge schilt,Du trägst in dir den Segen,Der alles Leid vergilt.Ob sich die Menschen zeigen,Auch klein und liebelos,Der Menschheit bleib´ treu eigen,Die ist so schön und groß.
Im Banne deiner Augenverweilte ich manche Stunde,doch hast du nie geschauetin meiner Seele Grund.Nie hast du dich gebeugetüber meines Herzens Weh,Dein Bild darin zu sehenwie in tiefer dunkler See.Nie hat an meinem BusenDein liebes Haupt gelauscht,wie heimlich in der Tiefedie Liebe klingt und rauscht.Die Perle ruht im Meere,der Edelstein im Schacht -kehr ein, du heißgeliebte,in meines Busens Nacht!Ihm ist von allen tiefenan Reichtum keine gleich -in meinem Herzen, dann liegt dirvon Liebe ein König Reich.
Nächtlich oft in wachen Träumen Steiget vor mir auf dein Bild, Schaut mich an so tief und innig Mit den Augen braun und mild. Mit den großen Kinderaugen, Die ich oft dir zugeküßt; Und mir ist, als ob ich wieder Sie mit Küssen schließen müßt´. Als sie langsam untergingen In der Flut der Todesnacht, Hast du wohl, nach Osten schauend, Noch einmal an mich gedacht. Ach! nicht ich hab´, als du starbest, Weinend mich herabgebückt Und die treuen Augen dir zum Ew´gen Schlummer zugedrückt. Wie! nun können sie nicht schlafen, Die nicht Liebe zugethan; Und sie öffnen sich und schaun mich Vorwurfsvoll und bittend an.
Ich liebe die deutsche Gründlichkeit,Sie kann keinen Apfel essen,Sie wisse denn, von welchem BaumSein Urkern fiel vordessen.Sie denkt und denkt, doch bis sie sichDas tiefe Wissen erworben –Die Äpfel sind verfault seit lang,Die Menschen sind gestorben."Doch" – spricht sie – "es ist besser so,Daß die Schweine die Äpfel fressen,Als daß wir sie selbst ohne VorbedachtUnd ohne Nachbedacht essen.Jetzt können wir unsern deutschen SchmerzDoch klagen, und das ist lyrisch;Doch zu genießen so gradezu,So ohne Vernunft, ist tierisch."Schad ists, daß Adam kein Deutscher war,Er hätte solang nicht gebissenBis er die Zähne verloren hätt –Wir würden von Not nichts wissen.Drum lieb ich die deutsche Gründlichkeit,Die leider zu spät geboren;Hat sie zu kurze Beine auch,So hat sie doch lange Ohren.
O Sterne, goldene Sterne!Wohl scheint ihr so wunderlicht;Doch wie die Äugelein scheinenVon der Herzigen, von der Meinen,Wenn sie sagt: – Ich hab´ dich so gerne! –So scheinet ihr nicht.O Sonne, goldene Sonne!Wohl hast du ein scharf Gesicht;Du miß´st mit einem StrahleSo viel tausend Gebirge und Tale.Doch die Wonne, o meine Wonne –Die miß´st du nicht.
Wie lang ach! warst du in der Ferne! Zog auch mein liebend Herz mit dir, Du standest nur, gleich einem Sterne, In meinen Träumen über mir. Doch, deucht mir, warst du bei mir immer, Seh´ ich dir jetzt ins Angesicht – Weil ganz der alten Liebe Schimmer Aus deinem treuen Auge bricht. Und hältst du mich so lind umfangen Mit unverlernter Zärtlichkeit – Ist mir, als wären wir gegangen So Hand in Hand die ganze Zeit. Vergessen ist nun alles Scheiden, Daß wir einst fern, wir glauben´s kaum: Beisammen sind wir stets, wir beiden, Und nur die Trennung war ein Traum.
Noch einen Blick voll Liebessegen, Noch einen Kuß, bevor wir gehn! Als lichten Schatz auf dunkeln Wegen, Als Zehrung bis zum Wiedersehen. Ob wir auch enger uns umfassen, Die Arme schlingen wie ein Band: Es gilt zu scheiden und zu lassen, Und nicht zu ketten Hand in Hand. So wandle denn die Bahn der Schmerzen, Und weine nicht und denke mein; Leb wohl, leb wohl! Reiß Herz vom Herzen! Die Liebe wird dein Engel sein. Sie schütze dich auf deinen Wegen, Daß ich dich fröhlich wiederseh´- Noch einen Blick voll Liebessegen, Noch einen Kuß, und nun ade!
So hat sie wirklich mich verlassen?Sie ging hinweg und kehrt nicht mehr?O Gott! Wie ist die Welt so leer!Ich wanke heim die düstern Gassen.Ich wanke heim die düstern Gassen;O Gott wie ist die Welt so toll! -Kann sie zwei Herzen, liebevoll,Nicht ruhig bei einander lassen?
O sel´ger Tag! O sel´ge Lust!Mein bist du! Wie ein junger Held,So lieg´ ich stolz an deiner Brust,Als läg´ ich an der Brust der Welt.Stumm darf ich ruh´n an deinem Mund,Bis ich versinke ganz in dir;Das Meer der Lust ist ohne GrundUnd schlägt zusammen über mir.
Wenn ich im stillen Friedhof geh´,Wird mir so schwer zu Herzen,Daß man die treuste Menschenbrust,Die mitgetragen Leid und Lust,So eilig kann verschmerzen.Gras wächst darüber, ach wie bald!Das Grab wird selber heiter.Wie wenn ein Blatt vom Wipfel fällt,So geht ein Leben aus der Welt –Die Vögel singen weiter.O Menschenherz mit deinem Stolz!Was flüstern die Cypressen?"Wir stehn auf einem schmalen Raum,Darunter liegt ein Herze kaum,So ist es schon vergessen."