Sie hatten gehaßt und gestrittenDie Nacht bis zum Morgenrot.Nun liegen sie zwischen zwei Gräben,Bleichwangig, schwerwund oder tot.Zwei Feinde kriechen zusammen;Befreit von des Hasses TrugVerbindet ein jeder die Wunden,Die wild er dem andern schlug.
Unter einer Trauerweide,Vor dem Tor im SternenscheinFlüstern, von der Mailuft trunken,In ihr süßes Glück versunken,Junggesell´ und Mägdelein.Unterm Gras ruht ein Vergess´ner,Von den Wurzeln treu bewacht.Ruhig schaun die tiefen, dunklenAugenhöhlen in das FunkelnEiner seligen Liebesnacht.Was verstummt das traute Lispeln?Kam ein Schauder jenen Zwei´n,Daß auf einem Grab sie küssen,In der Jugend Vollgenüssen,In dem Kreis des Todes sei´n?
Zwei gute Gesellen wir waren,Die Sonne und ich,Wir sind in freudigen JahrenGar oft miteinander gefahren,Nun bin ich siech.Grau schleichen die Tage, die bangen,Doch sieh, da erscheintAn meinem Bette ein Prangen,Die Sonne mit leuchtenden WangenBesucht ihren Freund.
In den Lüften treibt licht eine Wolke,Auf der Erde ihr Schatten schleicht,Ein versonnener, wegmüder Wandrer,Der nimmer sein Ziel erreicht.Mir ist, ich sehe mein Leben,Das mir doppelt vorüberschwebt:Am Himmel, wie ich´s geträumet,Im Tale, wie ich´s gelebt.
Blätterrausch,Duftender Maien,Erdenrausch,Wandern zu zweien!Singen und SehnenIn Stube und Wald,Kindliches WähnenUnd stille Gewalt,Hoffen und BangenUnd Jubeln und Zagen,Glühende WangenUnd zitterndes Wagen,Fliehen und Suchen und Küsse ergattern –Hörst du die Finken im Fliederbusch flattern?