»Siebenfacher WiderhallSpringt von jenen Felstenstürzen,«Sprach der Führer, »prüft einmal,´s mag den öden Weg uns kürzen.«Meinen Namen warf ich hinAn die grau getürmten Wände,Ob er sich verlöre drin,Oder seinen Rückweg fände.Und er kehrte, erst voll Kraft,Dann auf immer leisern Schwingen,Um allmählich geisterhaftIn den Höhen auszuklingen.
Vom Sommerhauch berührt schwankt leis das Korn,Wie Beter, gottergeben, stehn die Ähren.Ich hör´ von ferne Dengelhammerschlag,Das goldne Wogen wird nicht lange währen.Hier hat der Tod in jedem Halm gehaust,Sie selber, die des Lebens Keime bergen,Die Körner, sind im Sonnenbrand erstarrtUnd gleichen goldumwundnen kleinen Särgen.Tot bist du, Korn, doch welch ein tröstlich Bild!Wer möcht´ sich nicht wie du zur Ruhe legen:Als eine wohlgereifte Garbe, schwerVon Lebensbrot und von der Arbeit Segen.
Spielt der Wind mir in den HaarenUnd im Ohr ein altes Lied,Das in JugendwanderjahrenMir ein Hirtental beschied.Hör´ ganz nah, ich muß sie kennen,Eine Stimme weich und jung.O, wie kann das Herz und brennenIn dem Tal Erinnerung.
Blätterrausch,Duftender Maien,Erdenrausch,Wandern zu zweien!Singen und SehnenIn Stube und Wald,Kindliches WähnenUnd stille Gewalt,Hoffen und BangenUnd Jubeln und Zagen,Glühende WangenUnd zitterndes Wagen,Fliehen und Suchen und Küsse ergattern –Hörst du die Finken im Fliederbusch flattern?
Wohin ich schaue, Wunder über Wunder,Wohin ich lausche, alles wunderbar.Ihr sprecht von Sinn, Gesetz und von gesunderVernunft: Ihr schaukelt zwischen falsch und wahr!Mich hat als Kind das Wunder tief getroffen!Ich schlug es tot, weil´s mir die Ruh´ vergällt.Nun halt ich wieder Kinderaugen offenUnd weiß, das Wunder ist der Grund der Welt.
Eine Fichte ragt im GartenTräumerisch am alten Tor;In der Äste Dunkel rankt sichHeimlich wilder Wein empor.Keinem Auge ist er sichtbar,Kleidet ihn des Sommers Grün:In der Herbstluft fängt die FichteAn wie Moses´ Busch zu glühn.Aus den Ästen hoch zum WipfelEine Purpurflamme schlägt,Eine helle Freudenfackel.Brennt die Krone windbewegt.So loht aus der Seele Dunkel,Wenn die rechte Stunde kam,Keiner weiß, von wem entzündet,Die Begeisterung wundersam.
Auf den Wellen treibt ein Segel,Weiß ragt´s auf dem dunkeln Kahn,Hoch darüber kreisen Vögel,Silbermöven, himmelan.Kreisen. Und es lockt ihr Schweben:»Selig, wer den Flug erkor!Wolle nur die Flügel heben,Und sie schwingen dich empor!Wie magst du die Nied´rung pflügen,Wann der Äther blau sich türmt,Und der Drang in dir zum FliegenWie in unsern Herzen stürmt?«Unten lenkt sein FlutgeleiseSchon der Nachen an den Strand,Zieht das Segel ein, und leiseÄchzend stößt er auf den Sand.
Unter einer Trauerweide,Vor dem Tor im SternenscheinFlüstern, von der Mailuft trunken,In ihr süßes Glück versunken,Junggesell´ und Mägdelein.Unterm Gras ruht ein Vergess´ner,Von den Wurzeln treu bewacht.Ruhig schaun die tiefen, dunklenAugenhöhlen in das FunkelnEiner seligen Liebesnacht.Was verstummt das traute Lispeln?Kam ein Schauder jenen Zwei´n,Daß auf einem Grab sie küssen,In der Jugend Vollgenüssen,In dem Kreis des Todes sei´n?