Sitzest oben in dem Hause,Abgelöst von dem Geschick,Und die ganze WeltenklauseDreht sich unter deinem Blick.Keine Zeit rückt von der StelleDeinen Schemel! Treu bewährtLeitest du mit steter Helle,Was auf irren Wegen fährt.Welten werden und vergehen,Sonnen löschen und erglühn:Dir ist Kreiseln das Geschehen,Kreiselspiel der Kräfte Mühn.Darum ist dein Blick so milde.Als ein Wissender und GreisÜberm ganzen WeltgebildeThronest du und lächelst leis.
Könnt´ ich nur ein einzig Malmich in einen andern gießen,Aus der Seele meiner WahlNeu die alte Welt genießen.Doch ich sitz´ in Kerkerhaft,Kann die Riegel nimmer hebenUnd muß mit gebundner KraftEinsam mein Gespinst verweben.Fremd wie ich, wie ich alleinGlühen alle Lebensfunken.Wird ein Finden möglich sein,Wenn wir in das All versunken?
»Siebenfacher WiderhallSpringt von jenen Felstenstürzen,«Sprach der Führer, »prüft einmal,´s mag den öden Weg uns kürzen.«Meinen Namen warf ich hinAn die grau getürmten Wände,Ob er sich verlöre drin,Oder seinen Rückweg fände.Und er kehrte, erst voll Kraft,Dann auf immer leisern Schwingen,Um allmählich geisterhaftIn den Höhen auszuklingen.
Unter einer Trauerweide,Vor dem Tor im SternenscheinFlüstern, von der Mailuft trunken,In ihr süßes Glück versunken,Junggesell´ und Mägdelein.Unterm Gras ruht ein Vergess´ner,Von den Wurzeln treu bewacht.Ruhig schaun die tiefen, dunklenAugenhöhlen in das FunkelnEiner seligen Liebesnacht.Was verstummt das traute Lispeln?Kam ein Schauder jenen Zwei´n,Daß auf einem Grab sie küssen,In der Jugend Vollgenüssen,In dem Kreis des Todes sei´n?
Eine Fichte ragt im GartenTräumerisch am alten Tor;In der Äste Dunkel rankt sichHeimlich wilder Wein empor.Keinem Auge ist er sichtbar,Kleidet ihn des Sommers Grün:In der Herbstluft fängt die FichteAn wie Moses´ Busch zu glühn.Aus den Ästen hoch zum WipfelEine Purpurflamme schlägt,Eine helle Freudenfackel.Brennt die Krone windbewegt.So loht aus der Seele Dunkel,Wenn die rechte Stunde kam,Keiner weiß, von wem entzündet,Die Begeisterung wundersam.
Du hast sie einst getragen;Zu deines Herzens Klanghat sie den Takt geschlagen.Nun feiert dein Herz schon lang.Oft hör´ ich in schlaflosen StundenIhr trautes Gepoch in der Nacht,Dann weiß ich, daß treu mir verbundenGanz nah deine Seele wacht.
Weil er unsäglich liebt,Was ihm die Erde gibt,Weil der ergötzlichen, überschwenglichen,Unersetzlichen und – vergänglichenEr nicht entsagen kann,Klagt er sie an.
Wir wurden von leuchtender FreudeIn einem Herzschlag erneut,Wir haben uns einst im LeideMit der gleichen Asche bestreut.Wir haben die Gipfel und TaleDes Lebens zusammen durchspäht,Es hat uns mit einem MaleDer Sommer den Maien gemäht.
In den Lüften treibt licht eine Wolke,Auf der Erde ihr Schatten schleicht,Ein versonnener, wegmüder Wandrer,Der nimmer sein Ziel erreicht.Mir ist, ich sehe mein Leben,Das mir doppelt vorüberschwebt:Am Himmel, wie ich´s geträumet,Im Tale, wie ich´s gelebt.