Du hast mein Herz gefangenmit deiner weißen Hand,du hast mein Herz bestricketmit einem roten Band.Ich komm zu dir gegangen,mein Herz gib wieder her;denn da, wo es geschlagen,ist alles taub und leer.Was willst du mit zwei Herzen,drum gib zurück es mir;und willst du es behalten,so gib mir deins dafür.
Alle Birken grünen in Moor und Heid,jeder Brambusch leuchtet wie Gold,Alle Heidlerchen dudeln vor Fröhlichkeit,jeder Birkhahn kullert und tollt.Meine Augen, die gehen wohl hin und herauf dem schwarzen, weißflockigen Moor,auf dem braunen, grünschäumenden Heidemeerund schweben zum Himmel empor.Zum Blauhimmel hin, wo ein Wölkchen ziehtwie ein Wollgrasflöckchen so leicht,und mein Herz, es singt sein leises Lied,das auf zum Himmel steigt.Ein leises Lied, ein stilles Lied,ein Lied so fein und lindwie ein Wölkchen, das über die Bläue zieht,wie ein Wollgraswölkchen im Wind.
Herzblatt am Lindenbaum,Du grüner Maientraum,Es sang die NachtigallIhren süßen Schall;Sang Liebe, sang Leide,Sang Freud und sang Leid,Lang ist das Leben,Aber kurz die Maienzeit.Schöne Zeit ist längst vorbeiWelk ist der grüne Mai,Nachtigall singt nicht mehr,Der Lindenbaum steht leer;Aus Liebe ward Leide,Aus Liebe ward Leid,Lang ist das Leben,Aber kurz die Maienzeit.Will in den Garten gehn,Wo die letzten Rosen stehn,Aber o weh, o weh,Da liegt der Schnee;Schnee der tut wehe,Schnee der bringt Leid,Lang ist das Leben,Aber kurz die Maienzeit.
Scheidewind weht auf der Heide,Meidewind weht auf dem Moor;Ich suche und suche die Stelle,wo ich mein Herz verlor.Hier war es, wo ich es verloren,es muß doch hier irgendwo sein;es liegt hier im Laube und Mooseso mutterseelenallein.Ich suche und suche und suche,und suche wohl hin und wohl her;ich höre und höre es klopfen,und finde es nimmermehr.Scheidewind flüstert im Laube,Meidewind flüstert im Gras:Irrkraut wächst auf der Stelle,wo ich mein Herz vergaß.
Du bist als wie ein Distelkraut,Das sticht den, der es bricht,Und wer da Blumen pflücken geht,Die Distel nimmt er nicht.Was hilft die schönste Blume mir,Kann sie nicht werden mein,Was hilft das schönste Mädchen mir,Schlaf ich des Nachts allein.Ein Mädchen, das nicht lieben will,Kein einer nach ihr sieht,Es steht da wie ein Distelkraut,Das ungepflückt verblüht.Ein Mädchen, das kein Lieben kennt,Das bleibt die Nacht allein,Die eine Nacht, die andre Nacht,Im dustren Kämmerlein.
Einen kleinen Vogel hatte früherJede Dame, nämlich auf dem Hut.Unter zwei bis dreien heutzutageEs die Modedame nicht mehr tut.In der ganzen Welt beginnt ein Morden,Überall da knallt das Schießgewehr;Rar geworden sind die Papageien,Kolibris, die gibt´s schon gar nicht mehr.Einen bessern Piepmatz sich zu leisten,Ach, der Mittelstand, der kann es nicht,Aber einen Vogel muß man haben,Und so nimmt man eben, was man kriegt:"Nein, die Preise sind nicht zu bezahlen."Sagt die Hausfrau, "was ist da zu tun?"Für die Mädchen nehm´ ich tote SpatzenUnd für mich das olle Legehuhn!"
Das Wiesengras ist lang und weich,Die Sonne flammt und glüht,Um rote Disteln zittert die Luft,Die ganze Wiese blüht.Wie Wachen, stark und scharf bewehrt,Die Disteln uns umblühn,Weich ist und lang das WiesengrasUnd deine Lippen glühn.Deine glühenden Lippen zittern leicht,Wie Blumenblätter im Wind,Deine Lippen, die viel roter nochWie die roten Blumen sind.Ich sehe die roten Blumen nicht,Ich sehe dich nur anUnd küsse deinen roten Mund,Solange ich küssen kann.
Goldene Knospenhülle schüttenAll die jungen Buchenblätter,Und den ganzen Wald durchjubeltLiebessang und Lustgeschmetter.Um die weißen SterngrasblumenTanzen goldne Schmetterlinge,Und um jede kleine BlüteGeht ein summendes Geklinge.Lachend faß ich deine Hüfte,Hab so lange dursten müssen,Lange lange lange Jahre,Ach so sehr, nach deinen Küssen.
Was sehen denn die Leute Mich bloß so eigen an? Als wüßten sie es alle, Was keiner wissen kann. Ich glaube gar, sie lesens Mir ab von dem Gesicht, Als ob sie´s alle wissen, Und das dürfen sie doch nicht. Das Wasser in dem Brunnen, Das sagt es mir sogleich; Meine Augen die sind trübe, Meine Wangen die sind bleich. Das Wasser in dem Brunnen, Verschweigt wohl, was es weiß; So kühl ist ja das Wasser, Die Reue, die ist heiß. Die Reue, ja die Reue, Die brennet gar zu sehr; Das tiefe tiefe Wasser Das gibt nichts wieder her.