Nun nach sonndurchglühten TagenLiegt die Welt so still und ruht;Graue Wolkenhügel ragen,Bergend vor der Sonne Glut.Keine Luft geht in den Zweigen:Schweigend ruhen, ruhend Schweigen.Du von Leidenschaft durchglühtesWildes Herz, so schweig auch du!Traure nicht um längst Verblühtes –Im Vergessen suche Ruh –Neue Kraft zu neuem Scheiden,Denn noch oftmals sollst du leiden!
War einst ein Infusorium - Es war das grösste um und um in seinem Wassertropfen. Es saß und dacht´: "Wer gleichet mir? Was bin ich für ein riesig Thier! Ich bin so groß! - So weit man sicht, Erschaut man meinesgleichen nicht!" Kam eine Maus an diesen Ortdie hatte Durst und trank sofortden ganzen Wassertropfen.Mit sammt den Infusorien allfünfhunderttausend auf ein Mal.Gar mancher Mensch ist solch ein Tor,wie dieser brave Infusor.
Der Frühling weiß zu finden Mich tief in Stadt und Stein, Gießt mir ins Herz den linden Fröhlichen Hoffnungsschein. Manch´ grüne Wipfel lauschen Zwischen den Dächern vor, Ein Lerchenklang durch´s Rauschen Der Stadt schlägt am mein Ohr. Ein Schmetterling als Bote Flattert im Wind vorbei, Hinschwebend über das todte Steinerne Einerlei.
Meine Puppe kriegst du nicht!Nein, du kleiner Bösewicht,meine Puppe kriegst du nicht!Noch ist´s gar nicht lange her;denkst du denn, ich weiß nicht mehr,wie´s der andern ist ergangen,was du mit ihr angefangen?Erst die Nase abgemacht,dann das Köpfchen ihr zerkracht,dann den ganzen Leib zerrüttetund die Kleie ausgeschüttet,daß die Beine und der Bauchhingen wie ein leerer Schlauch,dann die Arme ausgerissenund sie auf den Müll geschmissen!Nein, du kleiner Bösewicht,meine Puppe kriegst du nicht!
Bei Goldhähnchens war ich jüngst zu Gast.Sie wohnen im grünen Fichtenpalast,in einem Nestchen klein,sehr niedlich und sehr fein. Was hat es gegeben? Schmetterlingei,Mückensalat und Gnitzenbreiund Käferbraten famos –zwei Millimeter groß. Dann sang uns Vater Goldhähnchen was,so zierlich klang´s wie gesponnenes Glas.Dann wurden die Kinder besehn:Sehr niedlich alle zehn! Dann sagt ich: "Adieu" und "Danke sehr!"Sie sprachen: "Bitte, wir hatten die Ehr,und hat uns mächtig gefreut!"Es sind doch reizende Leut!
Wie war die schöne SommernachtSo dunkel, mild und warm, –Wie schrittest du so still und sachtGelehnt auf meinen Arm. –Von Ferne klang, man hört´ es kaum,Musik mit leisem Schall,Im blüthenduftgen GartenraumSang eine Nachtigall.Ein holdes schweigendes VerstehnWar zwischen mir und dir,Ein selig Beieinandergehn,Und glücklich waren wir.Die schöne Zeit, sie liegt so weit –Verweht wie eitel Schaum.Sie liegt so weit die schöne ZeitVersunken wie ein Traum.Wie schrittest du so still und sachtGelehnt auf meinen Arm –Wie war die schöne SommernachtSo dunkel, mild und warm. –
Noch nicht mit ihren FeuerglutenHat dich die Liebe angeweht;Noch wallte nicht in wilden FlutenDein Blut, das sanft die Pulse geht.Noch ist kein Hauch von dem genommen,Was ewig fehlt dem, der´s verlor:Doch wird auch dir die Stunde kommen,Da hell die Flamme schlägt empor!Dann sein es nimmer jene wilde,Die keine Schranke brausend kennt!Die schönre soll es sein, die milde,Die auf dem Herd des Hauses brennt!
Man denkt wohl hin und her.Manches könnt´ besser sein; –Dies zu leicht – das zu schwer –Groß oder klein.Manchmal zu still die Welt,manchmal zu toll –Nichts geht wie´s soll.Durst und kein Tropfen Wein –Käs´ und kein Brod –Zahnschmerz und Liebespein –Überdruß – Noth! Dieser wird wild darob,Strampelt und schreit –Wird wie ein Wüthrich grob –Schafft sich nur Leid.Jener, der winselt drum,Jammer und achtWeint viele Thränen drum,Seufzt Tag und Nacht.Und die Welt, wie sie will,Geht ihren Lauf –Hält sie kein Toben still –Weinen nicht auf.Was man nicht ändern kann,Wie es auch zwickt –Der ist am Besten dran,Der sich drein schickt!
Der Erste schreibt es,Der Zweite vertreibt es,Der Dritte verschmäht es,Der Vierte ersteht es,Den Fünften entflammt es,Der Sechste verdammt es,Der Siebente schätzt es,Der Achte versetzt es,Der Neunte verpumpt es,Der Zehnte zerlumpt es,Der Elfte vergräbt es,Der Zwölfte verklebt esZu Tüten, denn im KrämerladenDa kommen sie schließlich Alle zu Schaden!
Das war wohl nicht nach deinem Sinn, O weh, mein kleiner Hans! Da fliegt dein Luftballon dahin Im Morgensonnenglanz. Und alle Leute um und um, Sie stehn und sehn empor Und freun sich gar und lachen drum, Daß Hänschen ihn verlor. Da geht er ab und segelt fort, Empor mit leichtem Flug Und sucht sich einen andern Ort - Die Welt ist groß genug. In blaue Luft steigt er gemach,Und unerreichbar fern Verstrahlt er überm Kirchendach Als wie ein roter Stern. Nach Süden segelt er geschwind, Zum fernen Afrika, Wo all die schwarzen Menschen sind, Und bald ist er schon da. Wie dann sich wohl die Schwarzen freun, Und alles tanzt und springt, Wenn übermorgen um halb neun Er dort heruntersinkt.