In deiner Stimme bebt ein Klang,Der mich so tief erschüttert,Daß mir im Auge, selig bang,Die Thräne glänzt und zittert.Ich frage nicht: Wird mir dein WortSchmerz oder Glück bereiten? Der süße Ton hallt in mir fortFür alle Ewigkeiten!
Wähne nicht, daß in dem Weltgewühle,Je ein Herz so wie das Deine fühle,Daß ein andres folge Deiner Spur.Wähne nicht, in sehnendem Umschlingen,Andrer Herzen also durchzudringen,Daß sie mit dem Deinen eines nur. Einsam bist du, ob die bunte Menge,Lobend oder tadelnd Dich umdränge,Einsam in dem Kampf wie in der Ruh.Einsam, bei der Freunde Scheinerbarmen,Einsam selbst in Deines Liebsten Armen,Denn sie alle sind nur sie, nicht Du. Lerne drum, aus ihrem Kreis verschwinden,Dich in Deiner eigenen Brust zurechtzufinden,Lerne Du, Dein eigener Freund zu sein!Alle Schwüre, die sie Dir versprechen,Unwillkürlich werden sie sie brechen.Deines Lebens Losung heißt: Allein!
Was fragst du mich, wie es wohl sei gekommen, Daß also hell der Liebesstrahl entglommen, Der meines Daseins schönes Sonnenlicht? Ich weiß es nicht! Was fragst du mich, wie ich es werd´ ertragen, Wenn einst nach diesen himmellichten Tagen Herein die finstre Nacht der Trennung bricht? Ich weiß es nicht!
Wenn ein Kranker schlummernd liegt,Mild von Traumesarm gewiegt,Schweigen Alle im Gemache,Daß der Arme nicht erwache.Leis´ ihr Hauch und stumm der Mund,Kaum berührt ihr Fuß den Grund –Und der Kranke schlummert weiter,Ruhbeseligt, traumesheiter.Innig fleh´ ich jetzt zu dir:Halte du es so mit mir,Mit dem tieferschöpften Herzen,Das entschlummert ist voll Schmerzen.Halb verblutet schläft es fort;Weck´ es nicht mit deinem Wort!Trage schonendes ErbarmenMit dem kranken, müden, armen!Willst du´s wecken, sei´s zum Glück;Kannst du dies nicht, tritt zurück!Gieße Gift nicht in die NeigeMeines Lebens! Schweige! Schweige!
Dir zürnen, daß du mich verlassen? –Beim Himmel, nein! wie sollt´ ich das?War´s deine Schuld, mich nicht zu fassen?Verdient ein blinder Irrthum Haß?Besäße dein Gemüth die Schwingen,Zu schweben auf des meinen Spur,Dann ließest du mich dir entringenMit deinem eignen Leben nur!Wen also hätt´ ich anzuklagen ?Dich, daß dein Herz so schwach und klein?Davon kannst du die Schuld nicht tragen!Wie du´s empfangen, blieb es dein.Fahr hin! als der Vergebung BlütheRankt sich der Wunsch noch himmelan,Daß Gott fortan dein Glück behüte,Weil´s meine Liebe nicht mehr kann.
Vor allen deinen SchwesternGepriesen seist du mirDu, die so heut wie gesternDes Gartens blüh´nde Zier.Die, wenn die andern langeDen letzten Duft verstreut,In freud´gem LebensdrangeSich immerfort erneut!Laß sie nur prunkend stehenUnd hauchen würz´gen Brand!Sie blühen und verwehen,Du aber hast Bestand.Du rankst an welken HagenUnd zauberst unserm BlickNoch in des Herbstes TagenDen Rosenmond zurück. –Mir spiegelt sich in jenenDas Glück, das lockend gleißtUnd, wenn wir´s unser wähnen,Sich unserm Arm entreißt;In dir der stete Segen,Den mild ein guter GeistAuf unsern ErdenwegenUns still begleiten heißt.Hold tritt er uns entgegen,Wenn bang die Seele ringt,Der unscheinbare Segen,Den jeder Tag uns bringt!
Elend, wahrhaft elend ist,Der selbst vom Schmerz verstoßen,Der, da die Lust ihn doch nicht grüßt,Vom Gram selbst ausgeschlossen;Deß Nacht nicht schwarz, deß Tag nicht klar,O der ist elend, ist´s fürwahr!Den kein Verlangen mehr bewegt,Kein schmerzenfreudig´ Sehnen,Deß Busen keinen Wunsch mehr hegt,Deß Auge ohne Thränen. –Ja elend, elend sicherlichIst Jeder, der so ist wie ich.
Als uns´rer Seelen AeolsharfensaitenVom Gotteshauch der Liebe laut erklangen,Als uns´re Geister glühend sich durchdrangen,Nicht wahr, mein Freund! Das waren schöne Zeiten!Das ist vorbei, und jene Seligkeiten,Zu süß in ird´schem Gefild´ zu prangen,Sie sind in Nacht und Tod dahingegangenAls ich dein schwankend Herz sah von mir gleiten.Doch, ob auch liebeleer nun deine Brust;Ein starkes Band wird ewig uns vermählen,Im Innersten ist´s trostvoll mir bewußt:Denn ewig werden uns´re düstern Seelen,Gefall´nen Engeln ähnlich, von der LustVerlornen Edens trauernd sich erzählen.
Ihr nennt mich stolz? Wer hat mich so gemacht?Ihr selbst, die mich betrogen und verrathen!Die Regung, die ihr schmäht, ist erst erwacht,Als ich mein Thun verglich mit euern Thaten!Ihr nennt mich stolz? O wüßtet ihr wie gernUnd freudenvoll der starre Stolz verschwände,Vor einem Menschen, der, ein lichter Stern,Hoch über mir und meinem Wesen stände. –
An einem Frühlingsmorgen Mir hat die Nacht nicht Schlummer,Erquickung nicht gebracht!Allein mit meinem KummerHab´ ich sie still durchwacht. Gottlob! nun seh´ ich blinkenDes Morgens dämmernd Grau,Und alle Blumen trinkenDen milden Segensthau. Es wenden meine BlickeSich hoffend himmelwärts -Mit deinem Thau erquicke,O Herr! auch dieses Herz.