Ich bin ein Fremdling auf ErdenUnd wandere ein und aus,Und kann nicht heimisch werdenIn meinem eigenen Haus.Der Sehnsucht wunde Schwingen,Gezwängt in Gefangenschaft,Schlagen in blutigem Ringen, Flattern in lechzender Kraft!Paläste aus MarmorquadernSind leichtes Wandergezelt;Tief in des Herzens AdernGlüht eine andere Welt.
Und immer sind es neue Leiden,Die dieses Dasein uns gebiert,Wenn wir uns endlich, endlich weidenAm Glück, das flücht´ge Stunden ziert.Nur Blumen, die am Weg verderben,Da wir auf nächt´gen Lebenspfad,Sind unsre Freuden, und sie sterbenBevor ein Morgen noch genaht.
Wahre Liebe kann ja alles,Kann den hohen Himmel stürmen,Und die Sterne niederreißen,Kann im Tal Gebirge türmen,Sie kann Todeswunden schlagen,Sie kann Todeswunden heilen;Aber niemals wird sie lernen:Was sie liebt mit andern teilen.
Ich wollt´ ich könnte sein die Ruhe,Die endlich, endlich dir beschieden.Ich küßte reuig Deine Schuhe,Weil ich so lange dich gemieden.Ich wollt´ ich könnte sein der Friede,Der mild auf dich herniederkämeUnd mild von deinem AugenlideDes Kampfes letzte Thräne nähme.
Kaum BlütenfluchtIm vollen Laub,Schon schwere Frucht,Dann alles Staub!Doch neu der BaumUm Blütnis wirbt,Nur MenschentraumFür immer stirbt!
Zwingt mich eine Löwe kühn im SiegenZu letztem, ganzem Unterliegen,So will ich stummergeben sein;Doch überlästig sind die Fliegen,Die niedrig frechen,Die listig stechen,Und nichts in meiner Seele biegen,Und nichts in meiner Seele brechen,Doch bleiben eine ekle Pein.
Zu sagen dir, daß ich dich liebe,Trotzdem ich´s nie und nie gesollt,Das war ja alles, was mir bliebe,Und alles, was ich noch gewoillt.Ich tat´s, o Teure, ohne Zaudern!Ein Augenblick nur war´s der Glut.Der Augenblick, er sah dich schaudern,Nun still! Und alles, alles ruht.Als ob er nie geflutet hätte,Verkriecht sich tief mein ganzer Schmerz.Und giebt es wo geheimre Stätte,Als ein verstummtes Menschenherz?
Hyazinthe war die teureLieblingsblume meiner Mutter,Die ein Lenzeskind gewesen,Eine echte Märzgeborne.Jährlich um des Monats Mitte,Trat ich morgens in ihr ZimmerUnd bescherte zum GeburtstagIhr die ersten Hyazinten.Lenz durchglomm ihr blaues Auge,Wob in ihrem feinen AntlitzUnd umstrahlte noch im Alterden kastanienbraunen Scheitel.Märzenstark war ihre Seele,Die sich hob aus allem NiedernZum Erhab´nen und zum ZartenWie auf sichtbar hellen Schwingen.Und auch diese Edle wurdeHingebeugt von Erdenschwere,Ihre lichte Liebe wankteKummervoll zu eis´ger Grabnacht.Dorthin um des Monats MitteTrag´ ich jetzt die MärzengabeSüßester Erinnerungen,Meinen ganzen toten Frühling!
Hier soll ich also dauernd bleiben,hier ist mein Haus und Hof bestellt –mich aber plötzlich überfälltein Bangen, nimmer zu beschreiben!Hier ist mein Hof, hier ist mein Haus –und auch mein Grab – hier harrt die Erde,bereit, daß ich verschüttet werde!Mir ist, als wär´ mein Hoffen aus!Mir ist, als ob der Tod sich setzezu mir, in eine stille Eckewie Spinnen an der Zimmerdecke,zu weben mich in seine Netze!
Solang du jungTreibst du die Zeit,Die lästig säumt,Wild vor dir her,Daß endlich sie bringtWas du erhofft,Was du ersehnt.Doch wenn du alt,Dann treibt sie dich,Wie du sie triebst,Und wickelt ab,Sausend und flugs,Dein Lebensgarn –Bald bist du vorbei!